Im Fokus: Syphilis

25.02.2021 | Politik

1. Höchststand bei Diagnosen

Die Zahl der an Syphilis Erkrankten ist mit knapp 8.000 Fällen (2019) auf einem Höchststand, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt. Das entspricht einem Anstieg um sieben Prozent im Vergleich zu 2018. In Österreich wurden im Jahr 2019 insgesamt 580 Fälle verzeichnet – um 82 mehr als 2018. Im Jahr 2000 erkrankten 176 Personen; 2017 waren es insgesamt schon 403.

2. Keine Meldepflicht

Für Syphilis besteht hierzulande keine Meldepflicht, sondern nur eine Meldeempfehlung. Eine Pflicht tritt laut Gesundheitsministerium ein, „wenn eine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist oder sich die oder der Kranke der ärztlichen Behandlung bzw. Beobachtung entzieht“. Zahlen zu Neuinfektionen basieren folglich teilweise auf Schätzungen.

3. Risikogruppe Mann

Den Erhebungen des RKI zufolge wurde der Anstieg der Fallzahlen im Jahr 2019 fast ausschließlich durch Infektionen bei MSM („man who have sex with man“) verursacht. Dementsprechend erfolgt die Diagnose häufig bei homo- und bisexuellen Männern. Die Anzahl der Meldungen von Infektionen bei Männern im Jahr 2019 stieg um 7,4 Prozent; 5,8 Prozent (plus 2,5 Prozent) waren Frauen. Viele der Patienten – sie sind durchschnittlich 40 Jahre alt – sind außerdem auch HIV-positiv.

4. Präventionsarbeit forcieren

Um die Infektionsketten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu unterbrechen, empfiehlt das RKI zielgerichtete Präventionskampagnen für alle relevanten Zielgruppen. Des Weiteren sollte es möglichst niedrigschwellige Test- und Behandlungsangebote geben, inklusive eines sinnvollen Einsatzes von Tests, die zum Home Sampling geeignet sind.

5. Mittel der Wahl: Penicillin

Der seit mehr als 75 Jahren bewährte Einsatz von Penicillin bei der Therapie zeigt bislang keine Resistenzentwicklung. Bei Penicillin-Allergie wird auf Cephalosporine, Makrolide oder Tetrazykline ausgewichen. Die Mindestbehandlungsdauer beträgt zehn Tage. Ab dem Sekundärstadium kann es zur Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen – eine kutane und allgemeine Reaktion auf Toxine zerfallender Treponemen. Zur Vermeidung wird einmalig 30 bis 60 Minuten vor der ersten Antibiotikagabe 1 mg/Prednisolonäquivalent/kg Körpergewicht verabreicht.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2021