Im Fokus: Präzisionsmedizin

17.08.2021 | Politik

1. Definition

Der Begriff Präzisionsmedizin bezieht sich auf unterschiedliche Ansätze wie zielgerichtete Therapien, Immuntherapie oder Genomics. Ziel ist es, die medizinische Versorgung auf molekulare sowie Umwelt- oder Lifestyle-Faktoren von spezifischen Patienten-Populationen auszurichten. Dabei wird die Therapie individuell für den einzelnen Patienten und seine Erkrankung optimiert. In Europa stehen aktuell 70 zielgerichtete Therapien u.a. in der Onkologie, Infektiologie, Neurologie oder Kardiologie zur Verfügung.

2. Biomarker-Forschung

In der Präzisionsmedizin ermöglichen patientenspezifische Biomarker eine präzise Prognose, Diagnose und Therapiekontrolle; auch neue Arzneimittelwirkstoffe basieren darauf. Die Forschung konzentriert sich derzeit auf sogenannte „omik“-Technologien wie Genomik, Proteomik oder Transkriptomik.

3. Biomarker-Therapie

Als wesentliche Teildisziplin der Präzisionsmedizin basieren Biomarker-gestützte Therapien in erster Linie auf Antikörpern oder small molecules. Im Gegensatz zu Antikörpern durchdringen small molecules die Zellmembran, binden an die Zielstruktur und inhibieren bestimmte Prozesse. Radioaktiv markierte Peptide oder CAR-T-Zellen zählen ebenso zu Biomarker-Therapien. Vorteile sind die bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit.

4. Tumoragnostische Therapie

Voraussetzung für die tumoragnostische Therapie ist ein solider Tumor, ein fortgeschrittenes oder metastasiertes Stadium und der Nachweis des relevanten Biomarkers. Diese Therapieansätze werden anhand von „Basket-Studien“ getestet, für deren Einschluss der Nachweis einer molekularen Veränderung wie FGFR- oder RET-Alteration notwendig ist. Die Tumorart steht dabei nicht im Fokus. 2017 und 2018 wurden zwei Arzneimittel dieser Art für solide Tumore in den USA zugelassen.

5. Checkpoint-Inhibitoren & Kombinationstherapie

Fortgeschrittene Krebserkrankungen werden mit Immuntherapien wie Checkpoint-Inhibitoren behandelt. Sie aktivieren die Immunabwehr gegen Tumore durch eine Blockade von spezifischen Zelloberflächenproteinen (Checkpoints). Bislang sind Inhibitoren gegen die Checkpoints CTLA-4 und PD1/PD-L1 als monoklonale Antikörper zugelassen. Eingesetzt werden sie etwa beim Hodgkin-Lymphom, Melanom, Lungen-, Nieren-, Urothelkarzinom oder Kopf-Hals-Tumoren.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2021