Im Fokus: FSME

10.04.2021 | Politik

1. 2020: Negativrekord

Die Zahl der FSME-Erkrankungen war mit mehr als 200 Fällen 2020 so hoch wie zuletzt 1987. Die Gründe liegen laut Experten vor allem in den Corona-Maßnahmen, die zu mehr Freizeitaktivitäten im Freien führten.

Knapp die Hälfte der Patienten wies eine schwere ZNS-Symptomatik (Meningoenzephalitis/Meningomyelitis/Meningoradikulitis) auf. Zwei Drittel der Patienten mit schwerem Verlauf waren älter als 50 Jahre; allerdings wurden auch 14 Kinder mit einer Meningoenzephalitis und eines mit einer Enzephalomyelitis registriert. Drei Patienten über 70 Jahre verstarben. 2020 wurden zudem vier FSMEV-Infektionen durch Rohmilchprodukte nachgewiesen.

2. Wirtstiere & Übertragung

Nicht nur Kleintiernager, sondern auch Ziegen, Schafe und Rinder sind neuesten Erkenntnissen zufolge Wirtstiere für FSME-Viren. Auch können FSME-Viren durch eine Organtransplantation übertragen werden. Dies kann ebenso wie eine immunmodulierende Behandlung beispielsweise mit Rituximab letal enden.

3. Immunsuppression

Immunsupprimierte Patienten haben ein erhöhtes Risiko für einen ungünstigen Verlauf mit tödlichem Ausgang. Diese Personen können häufig keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen. Aktuelle Studien zeigen, dass eine FSME-Impfung die Schubrate bei Patienten mit Multipler Sklerose nicht erhöht. Ganz generell hängen Erkrankungsrisiko, klinischer Verlauf und Prognose – höchstwahrscheinlich – von genetischen Faktoren ab.

4. FSME & COVID-19

Der Abstand zwischen zwei Impfungen mit inaktivierten Impfstoffen sollte mindestens zwei Wochen betragen, um Reaktionen auf  COVID-19-Impfungen zuordnen zu können. Eine immunologische Überlastung ist unwahrscheinlich. COVID-Genesene können sich jederzeit gegen FSME impfen lasen.  

5. Impfung & Titerkontrolle

Die aktive FSME-Impfung wird ab Vollendung des ersten Lebensjahres empfohlen. Für Personen über 60 Jahre gilt ein Auffrischungsintervall von drei Jahren; bei unter 60-Jährigen fünf Jahre. Experten empfehlen zuerst die Auffrischungsimpfung und danach eine  Titerkontrolle. Bei korrekter Durchführung liegt die Rate der Impfdurchbrüche unter einem Prozent.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2021