Kurz und informativ: Medizinische Kurzmeldungen

10.05.2021 | Medizin

SARS­-CoV-­2: Iota­-Carragelose wirkt antiviral

Nasensprays, die Iota-Carragelose enthalten – einen natürlichen Wirkstoff aus der Rotalge – reduzieren das Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 um 80 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter um Juan M. Figueroa vom Institut für Wissenschaft und Technologie am Cesar Milstein-Krankenhaus de Clínicas-UBA. Im Rahmen dieser argentinischen Studie erhielten in zehn Krankenhäusern 394 Mitarbeiter, die täglich direkten Kontakt mit COVID-Kranken hatten, über drei Wochen entweder viermal täglich Carragelose-Nasenspray oder ein Placebo. In der Verumgruppe erkrankten lediglich 1,0 Prozent der Probanden gegenüber 5,1 Prozent in der Placebogruppe. Die relative Risikoreduktion vor einer Erkrankung lag demnach bei 80,4 Prozent. Das Nasenspray war gut verträglich. Zu den Nebenwirkungen zählt eine rinnende Nase nach der Anwendung; dies wurde in beiden Gruppen ähnlich häufig beobachtet. medRXiv

Chemiekonzern produziert Lipide für Corona-­Impfstoffe

Einige Monate früher als erwartet stellt der deutsche Chemiekonzern Evonik zwei Lipide für den mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer her. Diese beiden Lipide schließen mit anderen fettartigen Molekülen den Botenstoff des Impfstoffes in eine Nanohülle ein, damit der Wirkstoff an der richtigen Stelle im Körper freigesetzt werden kann. Aktuell können nur wenige Unternehmen die erforderlichen Lipide herstellen. APA

COVID­-19: Antikörper fallen bei zwei Drittel ab

Ein Jahr nach einer COVID-19-Infektion reduziert sich bei zwei Drittel der Patienten der Antikörpertiter. Das ergab die COVID-19-Dunkelzifferstudie mit mehr als 12.000 Teilnehmern zwischen sechs und 80 Jahren an der Wiener Klinik Penzing. Dafür untersuchte das Team um Marie-Kathrin Breyer Blutproben auf Antikörper. Die Dunkelziffer war – verglichen mit 3.000 PCR-Tests – um das Siebenfache höher. Ergebnis: Die Hälfte der positiv Getesteten (71 Personen) hatte einen hohen Antikörperlevel; ein Jahr später reduzierte sich der Anteil auf 15 Prozent. Die Hälfte der Teilnehmer mit hohem Titer wies inzwischen mittlere Titerwerte auf; bei 60 Prozent mit mittlerem Antikörperlevel fielen diese auf ein niedriges Niveau. APA/Science Reports

Körperliche Arbeit erhöht Mortalität

Körperliche Arbeit erhöht die Mortalität um bis zu 27 Prozent; Freizeitsport hingegen reduziert sie um bis zu 40 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter im Rahmen einer dänische Beobachtungsstudie (Copenhagen General Population Study; zwischen 2003 und 2014) mit 104.046 Teilnehmern zwischen 20 und 100 Jahren. Das Team um Studienautor Andreas Holtermann vom Nationalen Forschungszentrum für Arbeitsverhältnisse Dänemark wertete innerhalb von zehn Jahren Nachbeobachtungszeit Todesursachen und die Häufigkeit von Herz-­Kreislauf­-Erkrankungen nach niedriger, mittlerer, hoher oder sehr hoher physischer Aktivität aus. Ergebnis: Bei mittlerer sportlicher Aktivität verringerte sich die Mortalität um 26 Prozent; bei hoher Intensität um 41 Prozent und bei sehr hoher um 40 Prozent. Bei hoher und sehr hoher physischer Belastung im Beruf stieg die Mortalität um 13 beziehungsweise 27 Prozent gegenüber niedriger Belastung. Eine mäßige Belastung reduzierte akute Herz-Kreislauf­-Todesfälle um 14 Prozent, eine mittlere um 23 und eine sehr hohe um 15 Prozent. Bei hoher beruflicher Belastung stieg die Zahl der akuten Herz-Kreislauf­-Zwischenfälle und Todesfälle um 15 Prozent beziehungsweise bei sehr hoher um 35 Prozent im Vergleich zu einer niedrigen Belastung. APA/European Heart Journal

Fischkonsum senkt kardiovaskuläres Risiko

Der Konsum von 175 bis 350 Gramm Fisch pro Woche verringert bei Personen mit einer kardiovaskulären Erkrankung das Risiko für ein weiteres Ereignis um 14 Prozent.  Prof. Andrew Mente vom Population Health Research Institute der McMaster University in Hamilton (Ontario/Kanada) und Co­Autoren werteten dafür drei klinische Studien mit 43.000 Patienten mit einer Herz-Kreislauferkrankung neu aus.  Untersucht wurde das Essverhalten in Kombination mit Antihypertensiva (Ramipril beziehungsweise Telmisartan) sowie bei Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, mit Insulin (glargin). In allen drei Studien konnte ein positiver Effekt von Fischkonsum auf Herz­Kreislauf­Kranke gezeigt werden; vor allem Diabetiker profitieren davon. APA/JAMA

Hochwirksamer Malaria­-Impfstoff

Der Malaria-­Impfstoff R21/Matrix­M erreichte in einer pädiatrischen Studie der Universität Oxford eine Wirksamkeit von 77 Prozent. Insgesamt wurden 450 Kleinkinder in Burkina Faso in die Studie aufgenommen. In der einjährigen Nachbeobachtungsphase nach der Impfung wurden keine ernsthaften Nebenwirkungen registriert. Nun soll in Kooperation mit dem Pharmaunternehmen Novavax eine Studie mit 4.800 Kindern in vier afrikanischen Ländern folgen. R21/Matrix­M hat das von der WHO gesetzte Ziel, bis 2030 einen Impfstoff mit 75 Prozent Wirksamkeit zu entwickeln, übertroffen. APA/University of Oxford

Crystal­-Meth­-Entzug mit Bupropion und Naltrexon

Die Kombination Bupropion und Naltrexon hilft 13,6 Prozent der Crystal­Meyth­Abhängigen (Methamphetamin), abstinent zu bleiben. Das zeigte eine Studie an der University of Texas mit 403 Meth­Konsumenten. Während Bupropion den Dopaminspiegel im Gehirn hebt, wirkt der Opioid­Blocker Naltrexon „auf den Belohnungskreislauf ein und lindert möglicherweise das Verlangen“, so der Hauptautor der Studie, Prof. Madhukar H. Trivedi vom Department of Psychiatry an der University of Texas Southwestern Medical Center. Über einen Zeitraum von sechs Wochen blieben diese 13,6 Prozent der Teilnehmer gegenüber 2,5 Prozent der Placebo­Gruppe mindestens drei Viertel der Zeit Meth­frei. APA/Scientific American

25 Masernfälle

wurden im Jahr 2020 in Österreich registriert; 2019 waren es noch 151 Fälle. Dies ist auf die Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus zurückzuführen, so Experten des Zentrums für Virologie der MedUni Wien. Außerdem wurde aufgrund der Pandemie ein Rückgang der Impfraten verzeichnet.

Spermidin bessert Gedächtnisleistung

Das unter anderem in Nüssen, Weizenkeimen und Pilzen vorkommende Spermidin verbessert die Mitrochondrien­Funktion im Gehirn, wodurch es zu einer gesteigerten Gedächtnisleistung kommt. Das fanden Forscher vom Institut für molekulare Biowissenschaften der Universität Graz um Andreas Zimmermann zusammen mit Berliner und Innsbrucker Wissenschaftern heraus. Sie mischten Spermidin ins Futter und Trinkwasser von Mäusen und Fliegen. „So konnte gezeigt werden, dass oral verabreichtes Spermidin das Gehirn von Mäusen erreicht und dass diese im Alter in verschiedenen Gedächtnistests besser abschneiden als Mäuse, die keine Extraportion Spermidin bekamen“, erklärt Zimmermann. Schon bisher war bekannt, dass Spermidin die Autophagie ankurbelt. APA/Cell Report

Sodbrennen und Dyspepsie: Anzeichen für Altersdepression

Magen­-Darm-­Symptome deuten auf eine Altersdepression hin, wie eine Studie von Wissenschaftern um Mao­-Hsuan Huang vom Department für Psychiatrie des Taipei Veterans General Hospital in Taiwan zeigt. Dazu wurden mittels Magen­Darm­Symptom­Rating­Skala und Depressions­Bewertungsskala bei 69 über 60­Jährigen mit und 37 ohne Depression Daten gesammelt und analysiert. Ergebnis: Verglichen mit der Kontrollgruppe berichteten Depressions­Patienten über stärkere depressive und auch Verdauungssymptome. Außerdem litten sie häufiger unter Sodbrennen, Bauchschmerzen und Dyspepsie („nervöser Magen“). Sämtliche Symptome korrelierten mit den Depressionswerten. Weiters beeinflusst die Schwere der Magen-­Darm­-Symptomatik die Schwere der Depression. Journal of the Chinese Medical Association

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2021