HNO-Facts: Rhinosinusitis kompakt

27.09.2021 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema Rhinosinusitis bietet folgende Übersicht.

Die Leitsymptome einer Rhinosinusitis sind … nasale Obstruktion, Sekretion (anterior und/oder posterior), Schmerzen (Kopfschmerz/Gesichtsschmerz/Druckgefühl), und Riechstörung (Hyposmie, Anosmie), wobei mindestens eines der beiden ersten Symptome, mindestens zwei der vier Leitsymptome vorliegen muss/müssen und entweder endoskopische Zeichen (Polyp; schleimiges/eitriges Sekret im mittleren Nasengang; Schleimhautschwellung im mittleren Nasengang) und/oder CT-Zeichen: Schleimhautveränderungen in den Nebenhöhlen/in der ostiomeatalen Einheit.

Die chronische Rhinosinusitis … wird nicht als Folgeerkrankung der akuten Rhinosinusitis angesehen, sondern als eigenes Krankheitsbild mit einer Häufigkeit zwischen fünf und zwölf Prozent in Mitteleuropa. Man unterscheidet zwischen der chronischen Rhinosinusitis ohne nasale Polyposis (CRSsNP) sowie der chronischen Rhinosinusitis mit nasaler Polyposis (CRSwNP). Letztere weist mit erhöhten IgE-Werten und Eosinophilie eine hohe Rezidivneigung nach konservativer und/oder chirurgischer Behandlung auf und ist häufig mit Asthma assoziiert

Die Unterscheidung zwischen CRSsNP und CRSwNP… basiert auf dem klinischen und radiologischen Erscheinungsbild, wobei die CRSwNP meist einen ungünstigeren Verlauf aufweist. Mit Polypen im Zusammenhang mit chronischer Rhinosinusitis sind ausschließlich entzündliche Schleimhautveränderungen gemeint; es handelt sich nicht um gutartige Neoplasien oder Präkanzerosen.

Symptomatisch kommen bei akuter Rhinosinusitis… Analgetika – am besten mit antiphlogistischer Wirkung, topische Steroide sowie Dekongestiva zum Einsatz. Bei einer allergischen Komponente können Antihistaminika sinnvoll sein. Für eine Reihe von Phytotherapeutika gibt es Hinweise auf positive Effekte bei Sinusitis (Sinupret®, Gelomyrtol®, Tavipec®).

Zur akuten Rhinosinusitis kommt es … häufig im Rahmen eines viralen Infektes des oberen Respirationstrakts auf. Normalerweise heilt sie spontan beziehungsweise mit einer supportiven Therapie komplikationslos aus. Die vier Leitsymptome Sekretion, nasale Obstruktion, Schmerzen und Riechstörung decken sich mit jenen der chronischen Rhinosinusitis. Bestehen die Symptome länger als drei Monate, spricht man von chronischer Rhinosinusitis. Kommt es nach fünf Tagen zu einer Verschlechterung oder dauert die Rhinosinusitis länger als zehn Tage, deutet dies auf eine bakterielle Infektion hin (akute bakterielle Rhinosinusitis). Die akute Rhinosinusitis ist meist eine selbstlimitierende Erkrankung.

Die Indikation zur Operation … zur Functional Endoscopic Sinus Surgery (FESS) mit der mehr oder weniger ausgedehnten Ausräumung des Nebenhöhensystem ist dann gegeben, wenn die konservative Therapie nicht zur dauerhaften Verbesserung der Beschwerden führt. Ziel des Eingriffs ist es, die natürlichen Ventilations- und Drainagewege wiederherzustellen und pathologische Strukturen zu entfernen. Postoperativ sollte jedenfalls eine konservative Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden weitergeführt werden.

Bei der Therapie der chronischen Rhinosinusitis … sind intranasal angewendete Glukokortikoide eine effektive Behandungsmethode, wobei der positive Einfluss vor allem im Hinblick auf die Lebensqualität nachgewiesen wurde. Patienten mit Polyposis profitieren etwas mehr. Inhalative Kortikosteroide können mit geringem Nebenwirkungsrisiko als Langzeittherapie eingesetzt werden. Sie haben keinen Einfluss auf die Glukosetoleranz, den Augendruck oder die Entwicklung eines Katarakts. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehört Nasenbluten, das jedoch minimiert werden kann, wenn die Sprührichtung hin zur lateralen Nasenwand erfolgt. Zwischen den unterschiedlichen Wirkstoffen wurden keine Unterschiede in der Wirksamkeit beschrieben.

Systemische Glukokortikoide … kommen als kurzzeitige Gabe – sieben bis 21 Tage – in Kombination mit inhalativen Kortikoiden zum Einsatz und führen im Allgemeinen zur Reduktion der Polypengröße und der Entzündungsreaktion. Besonders deutlich ist der Effekt oft im Bereich des Riechepithels mit einer Verbesserung der Riechfunktion. Der positive Effekt auf die Lebensqualität hält im Schnitt drei Monate an. Die kurzzeitige Gabe von systemischen Glukokortikoiden ein bis zwei Mal pro Jahr wird als sinnvoll erachtet.

COVID-19 … kann im Rahmen der aktuellen COVID-19-Pandemie differentialdiagnostisch mit dem Symptom Riechstörung in Frage kommen. Der Geruchs- oder Geschmacksverlust bei dieser Erkrankung kann auch isoliert ohne sonstige Symptome auftreten. Als Ursache werden neben der entzündlichen Schleimhautreaktion die hohe ACE2-Rezeptor-Expression im Riechepithel diskutiert.

Biologika … wie etwa der monoklonale Antikörper Dupilumab ist für die Indikation CRSwNP in Österreich zugelassen. Die Substanz wird bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis und bei schwerem Asthma bronchiale eingesetzt. Ebenso besteht auch die Zulassung für ausgeprägte Polyposis nasi, die mit systemischen Kortikosteroiden und chirurgischen Maßnahmen nicht ausreichend therapiert werden kann, als Add-on-Therapie zu inhalativen Kortikosteroiden. In klinischen Studien konnte unter Dupilumab eine Reduktion der Polypengröße, eine Verbesserung der Nasenatmung, eine Verbesserung der Lebensqualität, ein geringerer Bedarf an Glukokortikoiden sowie ein reduzierter Bedarf an chirurgischen Interventionen gezeigt werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind kaum beschrieben worden; leichte Nebenwirkungen (Epipharyngitis, Cephalea) sind selten.

Quelle: State of the Art: „Rhinosinusitis“ von Univ. Prof. Birgit Knerer-Schally, Österreichische Ärztezeitung 18/25. September 2020

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 /25.09.2021