Dermatologie: Besseres Rüstzeug

27.09.2021 | Medizin

Jeder vierte Patient, der in die Ordination eines Allgemeinmediziners kommt, hat ein dermatologisches Problem. Die neuartigen Therapien wie etwa gegen Psoriasis oder Neurodermitis bringen vollkommen neuartige Erkrankungen als Nebenwirkungen der eigentlichen Therapie mit sich. Das erfordert ein besseres Rüstzeug für Dermatologen.
Manuela-C. Warscher

Jeder vierte Patient, der in die Ordination eines Allgemeinmediziners kommt, hat ein dermatologisches Problem – von entzündlichen Hauterkrankungen bis hin zu Krebs. Mit TNF-alpha-Inhibitoren, IL-12/23 Blockern, IL-17A-Blockern und IL-23-Blockern Phosphodiesterase-4-Hemmern wurde in den letzten Jahren vor allem das Therapiespektrum bei Psoriasis erweitert. Damit ist einerseits eine langfristige adäquate Kontrolle der Krankheitsaktivität sichergestellt; andererseits können damit auch Komorbiditäten signifikant reduziert werden. „Der Großteil der Patienten mit Psoriasis ist innerhalb von Monaten erscheinungsfrei. Auch Patienten mit Neurodermitis haben durch Biologika ein wesentlich verbessertes Hautbild“, hebt Univ. Prof. Klemens Rappersberger von der Dermatologischen Abteilung der Klinik Landstraße in Wien die klinischen Erfolge dieser Präparate hervor. Neueste Daten bestätigen nun auch den Einsatz von Anti-Interleukin 17 in der Patientengruppe der über 65-Jährigen. Als weiterer vielversprechender Therapieansatz hat sich die Inhibierung der Januskinase herausgestellt. Schließlich werden zahlreiche entzündliche Hauterkrankungen von löslichen Entzündungsmediatoren, die auf dem JAK-Signalweg basieren, vorangetrieben. Vor allem in der Behandlung der atopischen Dermatitis wirken orale und topische JAK-Hemmer juckreizlindernd und anti-inflammatorisch. „Diese Therapie ist allerdings nur möglich, wenn der Patient auf alle herkömmlichen Mittel nicht angesprochen hat“, betont Rappersberger.

Bei Tumoren, die lokal fortgeschritten sind oder bereits metastasiert haben, zeigen Checkpoint-Inhibitoren gute Erfolge. So konnte etwa in einer nicht randomisierten Studie bei mehr als 46 Prozent der Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom unter Cemiplimab eine nachhaltige Remission erzielt werden; die 24-Monate-Überlebensrate lag bei mehr als 70 Prozent. Auch für andere „nicht mehr behandelbare Melanome und Basalzellkarzinome“ (Rappersberger) stehen neuartige Therapien zur Verfügung. Aber: „Hier sind wir mit vollkommen neuen Erkrankungen als Nebenwirkungen der eigentlichen Therapie konfrontiert“. In schätzungsweise 30 bis 50 Prozent aller Fälle sind Nebenwirkungen wie Endokrinopathien oder gastrointestinale Erkrankungen im „oberen Segment der Schwere“ einzustufen. Daher: „Wir brauchen als Dermatologen heute ein besseres Rüstzeug“, konstatiert Rappersberger. Diesen und weiteren Themenfeldern widmet sich der Kongress DERM Alpin, der Ende Oktober in einem völlig neuartigen Format erstmals in Österreich stattfinden wird.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 /25.09.2021