COVID-19 Impfspezial: Kurz und informativ

25.01.2021 | Medizin


Lutschtablette gegen Viren-Übertragung

Eine Tablette, die unter der Zunge aufgelöst SARS-CoV-2-Viren im Mund inaktivieren soll, haben Wissenschafter um Univ. Prof. Andreas Kungl vom Institut für pharmazeutische Wissenschaften entwickelt. Er betont, dass die Wirksamkeit des Präparats erst noch überprüft werden müsse, die Tablette könne aber jetzt schon gefahrlos angewendet werden. „Wir wollen Patienten mit COVID diese Lutschtabletten verabreichen, den Speichel der Probanden sammeln und untersuchen, ob dieser noch infektiös ist.“ Getestet wird außerdem, wie lange der Effekt andauert und wie viel Wirkstoff pro Tablette enthalten sein muss. Die Forscher haben bei der Entwicklung auf ein bekanntes Prinzip zurückgegriffen, das etwa schon bei der Antikoagulation zum Einsatz kommt. „Das Virus braucht zwei Stellen zum Andocken, den ACE- und einen Co-Rezeptor. Letzteren geben wir dem Virus in löslicher Form vor, der Co-Rezeptor umschließt und inaktiviert es“, erklärt Kungl. Bei entsprechend guten Resultaten könnte die Lutschtablette in etwa einem halben Jahr erhältlich sein. ORF/Universität Graz

SARS-CoV-2 wirkt kaum myotoxisch

Eine COVID-19-Infektion verursacht nur selten Muskelschäden – das zeigt eine retrospektive Studie des Instituts für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck um Univ. Prof. Wolfgang Löscher. Für die Diagnose myotoxischer Effekte wurden Creatinkinase (CK)-Werte von 351 COVID- und 258 Influenza-Patienten verglichen. Ergebnis:  27 Prozent aller Influenza- und 28 Prozent aller Corona-Patienten wiesen erhöhte Werte auf. „Der CK-Wert war bei Influenza allerdings stärker erhöht als bei COVID-19“, betont Löscher. Vor allem schwere CK-Auslenkungen (über 1000 U/l) waren bei Influenza häufiger nachzuweisen. Bei 1,4 Prozent der COVID- und 5,4 Prozent der Influenza-Erkrankten war die Creatinkinase stark erhöht; und: Je schwerer der Verlauf, desto höher der Wert. APA/Medizinische Universität Innsbruck

Studienstart mit potentiellem Valneva-Impfstoff

Mit ersten klinischen Studien seines potentiellen COVID-19-Impfstoffs VLA2001 hat kürzlich das französisch-österreichische Pharmaunternehmen Valneva kürzlich in England begonnen, teilte das britische Wirtschaftsministerium mit. Der Impfstoff unterscheidet sich von den beiden bereits zugelassenen mRNA-Impfstoffen durch die Anwendung eines bekannten Verfahrens: Es handelt sich um einen Totimpfstoff mit inaktivierten Corona-Viren. Erste Ergebnisse werden Anfang April 2021 erwartet; parallel wird eine Phase III-Studie vorbereitet. Das Unternehmen hofft auf eine Zulassung im Herbst 2021. Großbritannien hat bereits 60 Millionen Dosen des experimentellen Vakzins geordert, mit einer Option auf weitere 130 Millionen Dosen. APA

Schutz durch Abstand halten variiert stark

Wie gut ein eingehaltener Sicherheitsabstand in Innenräumen vor einer Ansteckung mit COVID-19 schützt, hängt stark von der Umgebung ab. Zu dieser Erkenntnis trugen Strömungsmodelle eines Forscherteams rund um Xiaolei Yang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking bei. Die Wissenschafter untersuchten, wie sich hinter einem hustenden, zügig gehenden Menschen ohne Mund-Nasen-Schutz eine Wolke aus rund 1.000 Tröpfchen verteilt, wenn er sich über einen Gang bewegt. Bei einem Wandabstand von sechs Metern führen Luft-Verwirbelungen zu einer geringeren Viruslast; bei 1,2 Metern bleibt diese Vermischung aus, die Viren „hängen“ in der Luft. Kinder sind in solchen Situationen besonders gefährdet, denn die Tröpfchen verteilen sich vorrangig auf Hüfthöhe von Erwachsenen. Es sei erforderlich, je nach Umgebung unterschiedliche Sicherheitsabstände zu empfehlen, schlussfolgern die Wissenschafter. APA/Physics of Fluids

Mögliche Folge: Guillain-Barré-Syndrom

Mindestens 100 Fälle von Guillain-Barré-Syndrom (GBS) werden weltweit mit einer COVID-19-Erkrankung assoziiert, so Prof. Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Häufigkeit werde wahrscheinlich unterschätzt; darauf ließen etwa Daten aus Italien schließen. Betroffene erkranken meist einige Tage bis etwa drei Wochen nach der Corona-Infektion an GBS; Berlit schätzt die Zahl beschriebener Fälle in Deutschland auf derzeit etwa 20. 80 Prozent der Patienten genesen vollständig, einige zeigen bleibende Funktionsausfälle, fünf Prozent sterben daran. Die für GBS typischen Lähmungen, die unter anderem die Atemmuskulatur betreffen können, bedürfen oftmals einer künstlichen Beatmung. Dieser Umstand ist besonders erschwerend, wenn SARS-CoV-2 schon zu Schäden an der Lunge geführt hat. APA/Journal of Neurology

Künstliche Intelligenz erkennt COVID-19 an Atemluft

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) wollen Forscher der EHT Lausanne COVID-19 diagnostizieren und die Schwere des Verlaufs prognostizieren. Der Deep-Learning-Algorithmus DeepChest erfasst Ultraschallbilder der Lunge, DeepBreath Atemgeräusche, die mit einem digitalen Stethoskop auskultiert wurden. Erste Resultate zeigen, dass damit Veränderungen im Lungengewebe noch vor Krankheitsausbruch festgestellt werden können; dies könnte beispielsweise bei der Identifizierung asymptomatischer Patienten unterstützen. Die Grundlage für DeepChest bilden Sonographien Tausender Corona-Patienten, die in die Notaufnahme des Universitätsspitals Lausanne eingeliefert wurden. Am Genfer Universitätsspital hört Pädiater und Infektiologe Alain Gervaix seit 2017 Atemgeräusche zur Entwicklung eines intelligenten digitalen Stethoskops (Pneumoskop) ab – die Basis für DeepBreath. Die KI-Anwendung soll bis Ende 2021 zur Verfügung stehen. APA

50 Prozent

aller Corona-Patienten weisen krankhaft erhöhte Leberwerte auf, wobei das Ausmaß mit der Entzündung im Körper korreliert, wie Univ. Prof. Herbert Tilg von der Medizinischen Universität Innsbruck im Rahmen einer Erhebung feststellte. Diese und auch die entzündliche Mitbeteiligung des Verdauungstrakts in der Akutphase legten sich jedoch wieder. APA

Neue kostengünstige Prüfmethode für Atemschutzmasken

Eine kostengünstige Methode zur Prüfung der Wirksamkeit von Mund-Nasen-Schutzmasken haben Wissenschafter des Instituts für Medizin- und Biomechatronik der Johannes-Kepler-Universität (JKU) und des Universitätsklinikums Linz entwickelt. Für das Verfahren nutzten sie E-Zigaretten, deren Tröpfchen (300 Nanometer Durchmesser) durch Filter und andere Barrieren passen. Die Aerosol-Durchlässigkeit von MNS-Masken wird anschließend via Feinwaage oder Lichtstreuungsdetektor gemessen. Inzwischen testet die JKU u.a. FFP3-Masken sowie einfache Baumwoll- oder Kunstfasertücher. „Das deckt eine enorme Bandbreite ab mit Durchlässigkeiten von ein bis 60 Prozent, wobei Baumwolle im Gegensatz zu vielen Kunstfasern eigentlich recht gut schützt“, resümiert Werner Baumgartner von der JKU. Die Ergebnisse der Methode entsprechen denen hochpreisiger Penetrometer. APA

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2021