12. Landsteiner Tag: COVID-19 im Fokus

15.12.2021 | Medizin

COVID-19Pandemie – Treiber der medizinischen Forschung“ – so lautete das Motto des diesjährigen Landsteiner Tages, der Mitte November im Wiener Billrothhaus stattfand. Sieben Vortragende präsentierten eine „Leistungsschau der Ergebnisse“ des jeweiligen Institutes, so Präsident Univ. Prof. Bernhard Schwarz. Dabei spannten sie den Bogen von der Rehabilitation über das klinische Risikomanagement bis hin zu Knochen und Neurologie. Univ. Doz. Thomas Kienbacher vom Landsteiner-Institut für Ambulante Reha-Forschung berichtete beispielsweise, wie bekannte COVID-19-Maßnahmen – FFP2-Masken, Social Distancing oder Quarantäne – die Sarkopenie im Alter vorantreiben. Die essentielle Rolle der Patientenselektion und des Zeitpunktes der Verabreichung von intranasalen und inhalativen Therapeutika, um die Virusreplikation abzuschwächen, hob wiederum Univ. Doz. Arschang Valipour vom Landsteiner-Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie hervor. Zur Herausforderung für die Praxis werden unter anderem das Fehlen von Zulassungsstudien und Mutationen genannt.

Als neurotropes Virus verursache SARS-CoV-2 bei rund einem Drittel der Patienten in der akuten Phase neurologische Symptome und bei ungefähr fünf Prozent komme es zu einem Insult, führte Univ. Prof. Eugen Trinka von Karl Landsteiner-Institut für Neurorehabilitation und Raumfahrt-Neurologie in seinem Vortrag aus. Vor allem die direkte Invasion ins Nervensystems führt zu einer Vaskulitis, in der Folge zur Aktivierung der Gerinnungs- und Entzündungskaskade, was schließlich zum Schlaganfall oder zur Enzephalitis führt. Patienten mit SARS-CoV-2 haben ein dreifach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall als die normale Bevölkerung.

Experimentelle Studien lassen vermuten, dass SARS-CoV-2 den nuclear factor ‚kappa-light-chain-enhancer‘ an aktivierten B-Zellen (NF-kB) aktiviert, die in Folge eine vermehrte Knochenresorption durch direktes Ansprechen des receptor activator of NF-kB ligand (RANK-RANKL)-Systems induziert. Dazu Univ. Prof. Heinrich Resch vom Karl Landsteiner-Institut für Rheumatologie und Gastroenterologie: „Die pro-inflammatorischen Effekte könnten direkt die Knochenresorption stimulieren mit äußerst ungünstigen Langzeitfolgen wie Spontanfrakturen.“ Begünstigt werden diese durch monatelange Immobilität, Vitamin-D-Mangel, Kortison-Gabe und einen durch SARS/Zytokine getriggerten Knochensubstanzverlust.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2021