Prävention: Vergessene Vorsorge

10.04.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


2020 war für viele Menschen ein Ausnahmejahr. Die Pandemie hatte und hat auch jetzt noch das öffentliche Leben fest im Griff. Insgesamt hat die Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu einem massiven Rückgang bei Vorsorgeuntersuchungen geführt.
Viktoria Frieser

Vor allem der erste Lockdown hatte zur Folge, dass Patienten aus Angst vor Ansteckung Vorsorge- und Routineuntersuchungen, sowie Termine für Impfungen nicht wahrgenommen haben. Die Fachgruppe Radiologie der Österreichischen Ärztekammer berichtete für März und April 2020 von einem Rückgang bei Screeninguntersuchungen um 70 bis 80 Prozent. Diese Zahlen sind für gerade für die Früherkennung dramatisch. Im Bereich der Krebsvorsorge ist der Zeitfaktor entscheidend – wenige Wochen können den Ausschlag geben, ob bei einem Tumor beispielsweise eine Resektion noch möglich ist oder nicht. Zudem wurden in den Hochphasen der Pandemie viele nicht unmittelbar lebensbedrohlichen Operationen verschoben. Die Lücke, die dadurch entstanden ist, konnte bisher noch nicht aufgeholt werden.

Notwendige Termine einhalten

„Corona ist eine schwere Krankheit, aber nicht die einzige,“ so Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Durch verpasste Vorsorgeuntersuchungen besteht die Gefahr, Krankheitsbilder zu verschlimmern, die in der Frühphase noch relativ leicht behandelbar gewesen wären und den Leidensdruck für die Patienten unnötig zu vergrößern. Außerdem werden dadurch die Spitäler zusätzlich belastet und es entstehen höhere Kosten für das Gesundheitssystem, die vermeidbar gewesen wären. Regelmäßige Routine- und Vorsorgeuntersuchungen sind also für alle Akteure positiv und erhalten die Gesundheit der Patienten nachhaltig. Da die Ergebnisse der Fachgruppe Radiologie diese Entwicklungen bereits im Frühjahr erkennen ließen, rief die Österreichische Ärztekammer immer wieder intensiv dazu auf, notwendige Termine und Untersuchungen unbedingt einzuhalten und die eigene Gesundheit nicht aus Angst vor SARS-CoV-2 hintanzustellen.

Laut ÖGK sind die Vorsorgeuntersuchungen im zweiten Quartal 2020 um 40 Prozent zurückgegangen. „Die Ordinationen sind sichere Orte. Die Sicherheitsmaßnahmen werden ständig evaluiert und aktualisiert, um die Sicherheit der Patienten zu garantieren,“ so Szekeres. Gerade in der Pandemie habe sich gezeigt, dass die Ärzte jederzeit für ihre Patienten da sind. Vieles konnte auch durch die neugeschaffenen telemedizinischen Leistungen abgefangen werden, besonders die telefonische Verordnung von Medikamenten und die telefonische Krankschreibung waren wesentliche Hebel zur Senkung des Infektionsrisikos in Ordinationen. Darüber hinaus gab es im Bereich der Teledermatologie beispielsweise neue Wege, die beschritten wurden. Auch die Krankenhäuser setzen auf höchste Sicherheitsstandards und haben ihr Angebot um telemedizinische Leistungen erweitert, um eine kontinuierliche Patientenbetreuung zu ermöglichen. Vor allem für chronisch kranke Patienten stellte die Telemedizin eine sichere Möglichkeit dar, die kontinuierliche Betreuung auch während der Pandemie aufrecht zu erhalten. Durch die neu geschaffenen Optionen wird die Patientensicherheit erhöht, das Ansteckungsrisiko minimiert und Weg- und Wartezeiten reduziert werden.

Doch alles kann einfach nicht online abgebildet werden. Viele Vorsorgeuntersuchungen können nur in Gesundheitseinrichtungen vorgenommen werden. Durch Terminvergaben und genaue Planung wird hier zusätzlich Sicherheit geschaffen. „Nehmen Sie Ihre Termine für Vorsorge- und Routineuntersuchungen unbedingt und unbesorgt wahr – Krebs und andere schwere Krankheiten machen auch in der aktuellen Pandemiesituation keinen Urlaub, sondern können nach wie vor lebensbedrohliche Situationen verursachen,“ appelliert der ÖÄK-Präsident. Auch verpasste Impfungen sollen unbedingt nachgeholt werden.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2021