Patientensicherheit: Sicher ist sicher

27.09.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Experten betonten, dass nach dem Krisenmodus durch SARS-­CoV-­2 wieder der Fokus auf Tools der Patientensicherheit gelegt werden müsse. ÖÄK-­Präsident Thomas Szekeres ver­wies auf die Kollateralschäden und appellierte für Investitionen in die Prävention.

Projekten und Initiativen, die die Patienten­ und Mitarbeiter­sicherheit stärken, eine Bühne zu geben – das ist laut Brigitte Ettl, ehemalige Ärztliche Direktorin der Klinik Hietzing und Präsidentin der Österreichischen Plattform Patientensicherheit, das deklarierte Ziel, wie sie im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld zum Internationalen Tag der Patientensicherheit betonte. Dass durch die Pandemie Themenbereiche wie Patient Empowerment und Hygiene einen starken Aufschwung erhal­ten haben, sei positiv: „Wir waren und sind im Krisenmodus. Allerdings dürfen wir nicht die restlichen Tools der Patienten­sicherheit vergessen und übersehen.“

Experten betonen, dass die Weltbevölkerung lernen müsse, mit SARS­CoV­2 zu leben. In den ersten Phasen der Pandemie war es eine der größten Herausforderungen, dass handelnde Personen mit qualitativer und quantitativer Schutzausrüstung versorgt wurden. Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTD­-Austria, dem Dachverband aller gehobenen medizinisch-­technischen Berufe, verwies darauf, dass es wichtig sei, während einer Pandemie die gesamte Krankenversorgung sowie Präventionsmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Grundlegende Voraussetzung dafür sei, dass ausreichend Health Professionals ausgebildet werden.

Das Thema Sicherheit sei besonders ins Zentrum gerückt, sagte Egon Unterberger, Leiter des Vorstandsressorts Qualität, Prävention & Sicherheit in der Generaldirektion des Wiener Gesundheitsverbunds: „Die Wiener Städtischen Kliniken haben über 90 Prozent der aufgrund von COVID­19­Erkrankungen spitalspflichtigen Patienten in der Bundeshauptstadt versorgt.“ Sicherheit bedeute enorme Herausforderungen auf mehreren Ebenen: Gewährleistung der Sicherheit der COVID­19­Pati­enten, Schutz der Nicht­COVID­19­Patienten vor Infektion sowie Infektionsschutz der Mitarbeiter, um die Funktionsfähig­keit des Spitalsbetriebs zu jeder Zeit aufrecht zu erhalten. „Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen, die wir auch stets kommuniziert haben, haben Patienten Vorsorgeuntersuchungen verschoben oder sind bei starken Symptomen dennoch nicht in die Ambu­lanzen gefahren“, ergänzte ÖÄK­-Präsident Thoma Szekeres.

Verzögerte Erst­-Diagnosen seien die Folge gewesen, zudem hätten die Maßnahmen gegen die Pandemie zu Gewichtszu­nahme geführt, einerseits durch Bewegungsmangel, aber auch durch veränderte Ernährungsgewohnheiten. Diese Gewichts­zunahme, kombiniert mit selteneren Arztbesuchen, habe sich der Allgemeinzustand von Patienten verschlechtert. Für Szekeres ist klar: In den präventiven Bereich gehört grund­sätzlich viel mehr investiert. „Qualitätssicherung beginnt beim Gespräch mit dem Patienten“, sagte er, das setze voraus, die Zeit dafür zur Verfügung zu haben. Es müssten daher Kassenärzte auch für Beratungsgespräche entsprechend honoriert werden und in den Spitälern entsprechendes Personal vorhanden sein. Die demografische Entwicklung zeige eindeutig, dass der Bedarf nach medizinischem Personal steigt: steigende Lebens­erwartung, medizinischer Fortschritt in Kombination mit einer älter werdenden Ärzteschaft zeige ganz klar: „Wir benötigen mehr Personal.“ (sni)

Veranstaltungshinweis: Am 8. Oktober findet in der Klinik Floridsdorf eine Expertentagung der Plattform Patientensicherheit, wo auch mit dem „Austrian Patient Safety Award 2021“ Personen und Projekte hervorgehoben werden sollen, die sich bei der Patientensicherheit verdient gemacht haben.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 /25.09.2021