Interview: Qualität: Gesichert

09.08.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Qualitätssicherung in der Medizin ist eine Querschnittsmaterie: Hygiene, Patientensicherheit und medizinische Wissenschaft sind Teile davon, sagt Artur Wechselberger, Leiter des ÖÄK-Referats für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement und stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der ÖQMED.

 

 

 

„Qualitätssicherung in der Medizin ist eine Querschnittsmaterie.“

Artur Wechselberger

 

 

 

 

 

 

 

Worauf kommt es bei der Qualitätssicherung in der Medizin an? Die Qualitätsanforderungen, die es zu erfüllen gibt, beziehen sich auf die Effektivität bezüglich der Mittel, beispielsweise ob sie wirksam und tauglich sind. Zudem verweist die österreichische Gesetzeslage auf die Patientenorientierung, die Transparenz sowie auf die Effizienz – verstanden als die Relation des Mitteleinsatzes zum Ergebnis. Zentrales Anliegen ist die Optimierung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Auch die Patientensicherheit gehört zu den gesetzlich vorgegebenen Qualitätszielen. Mit dem Gesundheitsqualitätsgesetz, das 2005 in Kraft trat, ist es gelungen, einen einheitlichen Qualitätsstandard in Krankenhäusern und Praxen zu erreichen. Im niedergelassenen Bereich hat die ÖQMED in der Umsetzung ihres Auftrages einen großen Beitrag zur Erreichung dieses Zieles geleistet. Von öffentlich anerkannter Kompetenz zeugt auch die Tatsache, dass ambulante Krankenanstalten zur gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsüberprüfung auch die ÖQMED, als Alternative zur behördlichen Überprüfung, beauftragen können.

Inwieweit wird die Mitarbeiter- beziehungsweise Patientenzufriedenheit geprüft? Bei der Messung der Mitarbeiterzufriedenheit unterscheiden sich Arztpraxen nicht von anderen Unternehmen. In den meist kleinen Arztpraxen, die nur wenig Personal beschäftigen, ist es etwas gewöhnungsbedürftig, Zeiten für regelmäßige, strukturierte Mitarbeitergespräche einzuplanen oder Zeichen von Unzufriedenheit der Mitarbeiter wie eine erhöhte Mitarbeiterfluktuation oder Fehlzeiten selbstkritisch zu hinterfragen und zu analysieren. Strukturierte, gezielte und regelmäßige Patientenbefragungen und die Analyse der Befragungsergebnisse sind aber ein wertvolles Qualitätsinstrument. Der richtige Einsatz und die Analyse der Ergebnisse und die Reaktion darauf bringen mehr Zufriedenheit bei Mitarbeitern wie auch Patienten. Dieses Feedback erfahren wir sehr oft besonders aus den Reihen der Mitarbeiter, wenn sie bemerken, dass sich Qualitätsarbeit in der Praxis auch positiv auf die eigene Arbeitsqualität auswirkt.

Was sind die Vorteile einer unabhängigen Qualitätssicherung? Qualitätssicherung in der Medizin ist eine Querschnittsmaterie, in der alle Qualitätsanforderungen ihren Platz finden müssen – die der Patienten ebenso wie die der Leistungserbringer, der medizinischen Wissenschaft und der Gesundheitsökonomie. Das gesetzlich definierte Gesamtsystem vereint die staatlichen Gesundheits- und Versorgungsziele aber auch die gesellschaftliche Erwartungshaltung nach einem flächendeckenden, humanen, solidarischen und von ethischen Grundsätzen getragenen System, das trotz seines Regelwerkes noch einen hohen Anteil an persönlicher Freiheit ermöglichen muss. Einseitige, das Gesamtbild und die Komplexität verkennende Einflüsse der Politik, insbesondere regionaler politischer Interessen, auch wenn sie unter dem Titel der Qualitätssicherung firmieren, können rasch die Qualität der Leistungserbringung und der Versorgung mehr verschlechtern als verbessern. Und sei es nur, weil spezifische Länderwünsche und -regelungen die notwendige Einheitlichkeit der Qualitätsstandards zerstören.

Wie unterstützt die ÖQMED die niedergelassenen Ärzte im Umgang mit den Qualitätssicherungskriterien? Die ÖQMED setzt nicht nur die gesetzlich vorgesehene, periodische Qualitätsüberprüfung der Arztpraxen um, sondern berät auch individuell bei Qualitätsfragen in der Arztpraxis. Das können Fragen im Rahmen der Praxisevaluierung sein, aber genauso auch allgemeine Fragen zum Thema Qualität in der Praxis. Das reicht von Hilfen bei Unklarheiten zur Hygieneverordnung bis zur Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems. Die ÖQMED versteht sich aber auch – gemeinsam mit dem Referat für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement – als kompetente Einrichtung zur Beratung der Gremien der ÖÄK und der Länderkammern in allen Fragen der Qualität im Gesundheitswesen und der Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements in Arztpraxen im Sinne einer notwendigen und kontinuierlichen Qualitätsverbesserung. (sni)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2021