COVID-Impfstoffe: Die Qual der Wahl

10.03.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK, Coronavirus


Warum Impfen der einzige Ausweg aus der Pandemie ist und die Wahl des Impfstoffs dabei eigentlich gar keinen großen Unterschied macht.
Viktoria Frieser

Schwarz-weiß, richtig-falsch, gut-schlecht: Dichotomien sind im Alltag präsent und beherrschen teilweise den Diskurs. Auch im Gesundheitsbereich, denn zuletzt wurde intensiv über die zugelassenen Schutzimpfungen gegen SARS-CoV-2 diskutiert. In den ersten Wochen wurde ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna geimpft und viel Aufklärungsarbeit für die „brandneue“ Technologie geleistet, die im klinischen Bereich schon seit langem angewendet wird, um zum Beispiel individuelle Impfstoffe für Autoimmunpatienten herzustellen. Nun kommt zusätzlich auch der Vektorimpfstoff von AstraZeneca zum Einsatz.

Daraufhin ging ein Aufschrei durch das Spitalspersonal, von einem „Impfaufstand“ war auch unter einigen niedergelassenen Ärzten die Rede. Viele ließen sogar ihren Impftermin verfallen. „Es ist generell nicht ratsam, eine angebotene Impfung gegen SARS-CoV-2 wegen Bedenken bezüglich des Impfstoffs abzulehnen“, so Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer. Alle zugelassenen Impfstoffe seien sicher und wirksam, jedes Vermeiden einer Impfung hieße, sich unnötig einem Risiko auszusetzen.

Reduziertes Risiko für schweren Verlauf

Eines vorweg, es gibt keine guten oder schlechten zugelassenen Impfstoffe. Schon der Vergleich verschiedener Impfstoffe gestaltet sich äußerst schwierig. Das liegt auch daran, dass die Impfstoff-Studien unterschiedliche klinische Studiendesigns aufweisen. Sie werden in verschiedenen Ländern und vorrangig an jüngeren Probanden getestet. Die Wirksamkeit der drei zugelassenen Corona-Schutzimpfungen wurde anhand von symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen gemessen, im Vergleich zur Placebo-Kontrollgruppe. Alle drei zugelassenen Impfstoffe, BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca, konnten in den Versuchen schwere Verläufe verhindern. Zudem dürfte AstraZeneca bei einer längeren Pause zwischen den beiden Impfungen (circa 12 Wochen) eine deutliche höhere Wirksamkeit aufweisen, als zuerst angenommen.

Bereits nach der ersten Teilimpfung jedes Impfstoffs ist das Risiko eines schweren Verlaufes deutlich reduziert: „Das sollte gerade für das Gesundheitspersonal, dass einer sehr hohen Virenlast ausgesetzt ist, einen großen Anreiz darstellen,“ sagt Schmitzberger. Der Impfexperte ruft dazu auf, jede Möglichkeit für eine Impfung zu nützen: „Der einzig wirksame Impfstoff ist jener, der im Muskel injiziert ist. Ob es irgendwann einen ‚besseren‘ Impfstoff gibt, wissen wir noch nicht.“ Zögern hätte in jedem Fall fatale Folgen. Denn Fakt ist, dass in der Zwischenzeit das Coronavirus weiter mutiere. „Das einzige, was die Pandemie eindämmen kann, ist eine hohe Durchimpfungsrate, die wir möglichst rasch erreichen müssen“, sagt Schmitzberger. Zudem könne er sich vorstellen, dass bereits Geimpfte noch schneller in die Normalität zurückkehren könnten.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2021