BKNÄ: Resolution zu COVID-Impfungen: Disqualifiziert

10.09.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Nach dem Skandal rund um die Apotheke der Apothekerkammer-Präsidentin gab es lautstarke Proteste seitens der Österreichischen Ärztekammer. Das ÖÄK-Impfreferat und die Impfreferate der Landesärztekammern haben zudem eine entsprechende Resolution beschlossen.
Sascha Bunda

Hohe Wellen schlug ein Bericht im „Standard“ rund um die Apotheke von Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr. Dort wurden dem Bericht zufolge Salzlösungen zur Begleitung der Corona-Impfung empfohlen, die unter anderem zur „Ausleitung von Impfbegleitstoffen“ dienen sollen. Entsprechend heftig fiel die Reaktion der Österreichischen Ärztekammer aus, die sich „fassungslos“ zeigte. ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres kommentierte: „Ich bin enttäuscht, dass die Apothekerkammer-Präsidentin trotz ihrer verantwortungsvollen Aufgabe hier den evidenzbasierten Boden verlässt.“

„Wir kämpfen seit über einem Jahr gegen eine Pandemie, sehen deren hässliche Fratze täglich in unseren Spitälern und Ordinationen. Alle gemeinsam kämpfen für eine möglichst hohe Durchimpfungsquote und vor allem gegen Fake News und Verschwörungstheorien“ meinte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Er forderte eine umgehende Klarstellung der Apothekerkammer zur Aufklärungsqualität in Apotheken, die bis Redaktionsschluss aber ausblieb.

Das Thema Impfen in Apotheken habe sich damit nun endgültig erledigt, so Steinhart. Es sei nun offensichtlich, dass es den Apotheken nur um den Verkauf von OTC-Produkten gehe. „Wir brauchen keine Geschäftemacherei, sondern solide Medizin und die Impfung bei Ärzten. Vielmehr braucht es die zuverlässige Grundversorgung mit den notwendigsten Medikamenten bei niedergelassen Ärzten, damit man sich unnötige Wege erspart“, richtet Steinhart den Blick auf die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems. Ähnlich besorgte zeigte sich Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates: „Dass das Thema COVID-Impfungen sogar in der Apotheke der höchsten Apothekerkammer-Repräsentantin für unwissenschaftliche Geschäftemacherei genutzt wird, lässt für den Umgang von Apothekern mit Impfungen das Schlimmste befürchten.“ Gemeinsam mit den Impfreferenten der Landesärztekammern beschloss das ÖÄK-Impfreferat eine Resolution, in der der Gesundheitsminister aufgefordert wird, das Thema Impfen in Apotheken im Sinne der Patientensicherheit endgültig ad acta zu legen.

Die Resolution im Wortlaut:

Der Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer und die Impfreferentinnen und Impfreferenten der Landesärztekammern zeigen sich schockiert vom Umgang mit dem Thema Impfungen, der in der Apotheke der Apothekerkammerpräsidentin an den Tag gelegt wurde. Dass hier Salzlösungen zur „Ausleitung von Impfbegleitstoffen“ angeboten und empfohlen werden, entbehrt jeglichen wissenschaftlichen Hintergrundes und ist als pure Geschäftemacherei mit verunsicherten Klienten strikt abzulehnen. Anstatt unsere Patientinnen und Patienten mit wissenschaftlich fundierten Fakten bezüglich Impfungen aufzuklären, sorgt eine solche Vorgangsweise nur für noch mehr Verunsicherung.

Auch die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde lehnt in einer Stellungnahme ihres Impfreferates das sogenannte „Ausleiten von Impfnebenwirkungen“ ab und stellt fest, dass dadurch lediglich die Impfskepsis verstärkt werde. Diese Vorgehensweise ist daher mit den ethischen Grundsätzen unseres Berufes nicht vereinbar.

Das Impfreferat der Österreichischen Ärztekammer und die Impfreferentinnen und Impfreferenten der Landesärztekammern fordern daher den Gesundheitsminister auf, zur Kenntnis zu nehmen, dass eine Apothekerschaft, die Äußerungen in Bezug auf das Impfen verbreitet, die dem State of the Art der Vakzinologie absolut widersprechen, keinesfalls als seriöser Anwärter auf Durchführung von Impfungen anzusehen ist. Offensichtlich wird hier nicht einmal die wichtige begleitende basale Impfaufklärung den geforderten wissenschaftlichen Standards entsprechend durchgeführt.

Unsere Patientinnen und Patienten haben auch und besonders in Bezug auf das Impfen die beste Betreuung verdient. Die Apothekerschaft hat sich diesbezüglich nun klar disqualifiziert.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 /10.09.2021