BKNÄ: Elek­tro­ni­scher Impf­pass – Weg der Zukunft

10.02.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Mit dem elek­tro­ni­schen Impf­pass wurde eine lang­jäh­rige For­de­rung der Ärz­te­kam­mer end­lich erfolg­reich umge­setzt. Das Ergeb­nis muss Vor­bild­wir­kung für die Zukunft haben: Der Schlüs­sel ist die früh­zei­tige Ein­bin­dung der Ärz­te­schaft.
Sascha Bunda

Die Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer hat den elek­tro­ni­schen Impf­pass schon lange gefor­dert, weil er ein deut­li­ches Plus an Sicher­heit bringt und die Infor­ma­tion über den Impf­sta­tus deut­lich erleich­tert und kom­for­ta­bler macht“, erin­nert Johan­nes Stein­hart, ÖÄK-­Vi­ze­prä­si­dent und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Daher sei die Ver­ant­wor­tung für die offen­kun­di­gen Ver­zö­ge­run­gen in die­sem Pro­jekt in kei­nem Fall den Ärz­te­kam­mern anzu­las­ten. Grund­sätz­lich seien die Zustän­di­gen bei jedem Vor­ha­ben gut bera­ten, die ent­schei­den­den Stake­hol­der so früh wie mög­lich und auf Augen­höhe ein­zu­bin­den: „Das würde viel unnö­tige Arbeit und Zeit erspa­ren“, sagt Stein­hart. Immer­hin liege es bereits in der Natur ihrer Arbeits­weise, dass die Ärz­te­schaft Neue­run­gen gegen­über immer auf­ge­schlos­sen sei, aber: „Diese Neue­run­gen müs­sen ordent­lich geplant sein und nicht an den Wün­schen und am Arbeits­all­tag der Ärzte vor­bei gestal­tet wer­den“, sagt Stein­hart und ver­weist auf die rasche Ein­füh­rung von pati­en­ten­freund­li­chen und sinn­vol­len Maß­nah­men wie die tele­fo­ni­sche Medi­ka­men­ten­ver­ord­nung, tele­fo­ni­sche Krank­schrei­bung sowie die Mög­lich­keit für tele­me­di­zi­ni­sche Kran­ken­be­hand­lung zu Beginn der Pan­de­mie: „Die­ses Paket zeigt, dass wir jeder­zeit für Maß­nah­men – auch in kür­zes­ter Zeit – im Sinne der Pati­en­ten­si­cher­heit eintreten.“

Der Weg zum E­Impfpass war aber ein stei­ni­ger, berich­tet Diet­mar Bayer, Lei­ter des ÖÄK­-Refe­rats e-­He­alth in Ordi­na­tio­nen ÄK und Chef der ÖG Tele­med. Lange Zeit sei das Pro­jekt finan­zi­ell „sehr stief­müt­ter­lich“ behan­delt wor­den: „Bis zum Herbst des Vor­jah­res herrschte zudem quasi Still­stand, weil die poli­ti­schen Vor­ga­ben stän­dig ver­än­dert wur­den.“ Erst im Zuge der COVID-­Pan­de­mie hät­ten die Eigen­tü­mer das Poten­tial des E­-Impf­pas­ses erkannt. „Wir haben mehr­fach gemein­sam mit den Arzt­soft­ware­her­stel­lern den Minis­ter dar­auf hin­ge­wie­sen, dass hier Chaos droht, was schluss­end­lich dann zum Erfolg geführt hat. Bin­nen kür­zes­ter Zeit haben wir aus­ver­han­delt, was sonst Monate gedau­ert hätte“, berich­tet Bayer, der sich bei den Stake­hol­dern wie Cle­mens Mar­tin Auer, SVC­Geschäftsführer Vol­ker Schörg­ho­fer und der ELGA GmbH für ihr Enga­ge­ment bedankt.

Aus­ge­zeich­nete Usability

Das Ergeb­nis die­ses zeit­weise müh­sa­men Pro­zes­ses kann sich sehen las­sen, sagt Bayer: „Wir haben in den E­-Impf­pass alles hin­ein­ge­packt, was Ärzte brau­chen.“ Die gemein­sam mit dem ÖÄK-­Impf­re­fe­ren­ten, Rudolf Schmitz­ber­ger, modern gestal­tete Appli­ka­tion werde das alte Impf­mo­dul in der Arzt­soft­ware erset­zen. Wesent­li­che Fea­tures seien bei­spiels­weise ein Recall-­Sys­tem, das es Arzt und Pati­ent deut­lich erleich­tert, den Impf­sta­tus aktu­ell zu hal­ten. Wei­ters ist auch ein Bar­code­-Scan­ner mit an Bord, der die Pro­dukt­stamm­da­ten des Impf­stoffs auto­ma­tisch über­nimmt. Die Impf­über­sicht des Pati­en­ten ist jeder­zeit aus­druck­bar, zudem gibt es eine Nach­trags­funk­tion. Zu Letz­te­rer merkt Bayer an: „Es ist wich­tig, dass das Nach­tra­gen von Imp­fun­gen eine außer­ver­trag­li­che Leis­tung bleibt, denn damit wird Ver­ant­wor­tung für eine Tätig­keit über­nom­men, die jemand anders aus­ge­führt hat. Diese ver­ant­wor­tungs­volle Auf­gabe muss unbe­dingt ein Arzt erledigen.“

Ein wei­te­rer wesent­li­cher Vor­teil des E-­Impf­pas­ses sei die struk­tu­rierte Daten­er­fas­sung: „Diese ermög­licht bei­spiels­weise eine Abfrage der Durch­imp­fungs­rate. Im Falle eines Masern­aus­bruchs ist das ent­schei­dend, wenn es darum geht, ob Schu­len gesperrt wer­den müs­sen.“ Zudem ver­hin­dere die struk­tu­rierte Ein­tra­gung die Ent­ste­hung von Dubletten.

Was das Pro­jekt zusam­men­fas­send vor allem aus­zeichne, sei die Usa­bi­lity. Haupt­grund dafür sei, dass beim E-­Impf­pass zuerst mit den Soft­ware­-Fir­men zusam­men­ge­ar­bei­tet wor­den sei: „Wir konn­ten hier gemein­sam eine Lösung erar­bei­ten, die genau auf die Bedürf­nisse der Ärzte abzielt.“ Erst dann wurde das Ergeb­nis dem Minis­te­rium vor­ge­legt: „Im Gegen­satz zu bei­spiels­weise eKOS ist das der Weg, wie sol­che Pro­jekte lau­fen soll­ten. Das Ergeb­nis muss Vor­bild­wir­kung für die Zukunft haben“, sagt Bayer abschließend. 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 3 /​10.02.2021