BKAÄ: Ausbildungsevaluierung – Die Stimmung einfangen

10.02.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Auch heuer werden Jungärzte ihre Ausbildung evaluieren. Die Umfrage wurde überarbeitet, neben der Gewalt in Krankenhäusern spielt auch das persönliche Vorankommen eine verstärkte Rolle.
Sophie Niedenzu

Attraktivität der Stadt, Erfahrungen im KPJ, wissenschaftliches Engagement des Krankenhauses, medizinisches Leistungsangebot, Kinderbetreuung vor Ort, persönliche Gründe: Die Liste ist lang, geht es um jene Faktoren, die entscheidend für die Wahl der Ausbildungsstätte für angehende Ärzte sind. Die Motive der Jungärzte werden wie auch in den vergangenen Jahren von der Bundeskurie der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer im Rahmen der Ausbildungsevaluierung abgefragt. Neu ist diesmal nicht nur, dass die Ärzte in Ausbildung im Frühjahr online befragt werden: „Wir haben auch den Fragebogen modernisiert, da sich die Bedürfnisse der Befragten ebenso wie die Ärzteausbildungsordnung in den vergangenen Jahren verändert haben“, erzählt Daniel von Langen, der als Turnusärztevertreter federführend bei der Überarbeitung mitgewirkt hat. Auf einige Grundfragen folgt nun ein spezifischer Teil zur Basisausbildung, allgemeinmedizinischen und fachärztlichen Ausbildung. Evaluiert werden die einzelnen Abteilungen. Die Teilnehmer können zustimmen, dass die Daten auch in einer kleinen Abteilung weitergegeben werden: „Damit können wir auch kleine Abteilungen besser erfassen und haben eine größere Datenbasis“, sagt von Langen.

Alarmzeichen Mobilität

Thema ist neben der Arbeitsbelastung und den organisatorischen Anforderungen in der Ausbildung, etwa durch die Rasterzeugnisse und den Rotationsplan, auch die Zufriedenheit. Gab es einen zuständigen Ansprechpartner für die Ausbildung? Gab es die Möglichkeiten für Supervisionen? Hat die Ausbildung den Erwartungen entsprochen? Die Ärzte in Ausbildung beurteilen in diesem Zusammenhang auch die Fehlerkultur in der Abteilung, die Feedbacks, die Durchführung von Visiten, aber auch den Umfang der administrativen Aufgaben. Letzteres sei besonders wichtig, nachdem in den vergangenen Jahren immer wieder von den Ärzten in Ausbildung kritisiert wurde, dass sie viel mit Bürokratie zu tun hätten. „Vielerorts werden jetzt auch medizinische Ordinationsassistenten eingesetzt und die Frage ist, wie sehr die Arbeit von Ärzten in Ausbildung dadurch praxisbezogener geworden ist“, sagt von Langen. Die Evaluierung befasse sich zudem auch damit, was geändert werden sollte, um die Zufriedenheit zu erhöhen: Sind es organisatorische Aspekte, Anerkennung und Wertschätzung, fachliche Ausbildungsqualität, das Gehalt oder die Work­Life­Balance? Gerade im Hinblick darauf, dass die Qualität der Arztausbildung entscheidend dafür ist, ob die mobilitätsaffinen Jungärzte im Land bleiben, seien diese Fragen besonders wichtig: „Wir kämpfen hier mit einem höheren Durchschnittsalter der Ärzte, weil die Jungen abwandern, daher ist es umso wichtiger, dass wir kontinuierlich Feedback erhalten, um bei der Ausbildung im Sinne der Kollegen zu handeln“, sagt von Langen. Immerhin würden bis zu 87 Prozent Österreich den Rücken zugunsten einer besseren Arztausbildung kehren – würden nicht unter anderem private Faktoren dies verhindern: „Das ist natürlich ein Alarmzeichen, dennoch bin ich davon überzeugt, dass in Österreich die Arztausbildung in vielen Bereichen mit dem deutschsprachigen Ausland mithalten kann oder sogar besser ist“, sagt er.

Eigene Einschätzung

Praxis, Praxis, Praxis. Das sei der Schlüssel für eine noch bessere Arztausbildung. Wichtig in der Überarbeitung des Fragebogens sei daher die strukturierte Ausbildung und die Frage nach einer adäquaten Supervision. Die Struktur dürfe nicht unter der Pandemie leiden: „Die Krankenhausträger sollten natürlich tunlichst darauf achten, dass eine Rotation so gestaltet wird, dass die Ausbildung der Kollegen nicht vernachlässigt wird.“ Gerade derzeit sei die Arbeitsbelastung in den Spitälern enorm und die Spitäler müssten noch stärker darauf achten, dass die psychische Belastung möglich gleichmäßig auf viele Schultern verteilt wird, betont von Langen. Es werde also spannend, wie die Jungärzte in der Zeit der Pandemie die Ausbildung evaluieren werden. Auf die Aktualität werde in der überarbeiteten Umfrage grundsätzlich verstärkt Rücksicht genommen – so wurde der Fragebogen mit Fragen zum Thema Gewalt in den Krankenhäusern ergänzt. Wichtiger Part ist auch die eigene Einschätzung des persönlichen Vorankommens und der Blick in die Zukunft des beruflichen Werdegangs: „Wie ich finde, ist das auch ein wichtiges Stimmungsbarometer“, sagt von Langen.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2021