BKAÄ: Mehr Gehalt für Spitalspersonal – Breite Unterstützung

15.12.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Bundeskurie angestellte Ärzte forderte zu Beginn der herbstlichen Lohnrunden mindestens fünf Prozent mehr Gehalt für das Spitalspersonal und erntete dafür Zustimmung von vielen politischen Seiten – final ausverhandelt ist das aber noch nicht.
Thorsten Medwedeff

„Wenn die Metaller bei ihrer KV-Verhandlungsrunde Anfang November 3,55 Prozent mehr Lohn zugesprochen bekommen haben, dann dürfen wir mit Recht fordern, dass dem Spitalspersonal, das seit den knapp zwei Jahren der Corona-Pandemie nahezu Übermenschliches leistet, um die Patientenversorgung in den Spitälern auf höchstem Niveau aufrecht zu erhalten, mehr Gehaltserhöhung als den Metallern zugesichert wird“, betonte Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte.

Die Forderung wurde öffentlich unterstützt: „Angesichts der herausfordernden Situation hielte ich persönlich eine kräftige Lohnerhöhung im Gesundheitsbereich für angemessen“, wurde Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein in der „Kronenzeitung“ zitiert. Auch die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner signalisierte dort ihre Unterstützung und forderte außerdem, „endlich für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen und mehr kostenlose Ausbildungsplätze zu schaffen“.

Ausverhandelt werden die Gehälter von den Gewerkschaften – aber auch hier gibt es positive Signale: „Im Gesundheitsbereich wird seit 20 Monaten Übermenschliches geleistet. Das muss sich auch beim Gehaltsabschluss zeigen“, betonte Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA in den Medien. Die GPA verhandelt mit den verschiedenen Spitalsbetreibern wie Ländern, Gemeinden, Sozialversicherungen und privaten Anbietern – über die künftigen Gehalts- und Lohnvereinbarungen. Die Gemeinden und Länder verweisen allerdings darauf, dass dieses Plus vom Bund – und damit vom Finanzministerium – zur Verfügung gestellt werden müsse. Es drohen langwierige Verhandlungsrunden. „Wichtig ist es, dass auch die gesetzlichen Vertreter der Betroffenen eingebunden werden. Die Ärztekammer gehört daher gerade jetzt an den Verhandlungstisch“, so Mayer.

Zukunftsstrategie dringend nötig

Ein höheres Gehalt, „das ein deutliches und längst überfälliges Zeichen der Wertschätzung für die trotz der erschwerten Bedingungen großartigen Leistungen des Spitalspersonals wäre“, könne aber nur ein Puzzleteil für eine dringend nötige Strategie sein, um abzusichern, dass das österreichische Gesundheitssystem – und insbesondere die Versorgungsqualität in den Spitälern – auch in Zukunft auf Spitzenniveau abgesichert werden kann, betont Mayer: „Das Virus wird bleiben, die Zahl der chronisch Erkrankten weiter steigen, daher benötigen wir für jeden Bereich die besten Fachkräfte in den Spitälern. Neben der Gehaltsanpassung, um das derzeit aktive Personal, speziell auch in der Pflege, zu halten, werden weitere Initiativen in Richtung Ausbildungsoffensiven und Rekrutierung von mehr Personal unbedingt nötig sein.“

Höherer Corona-Bonus möglich?

Andere Politiker sowie Vertreter der Österreichischen Ärztekammer pochten noch Anfang November gleichzeitig darauf, endlich auch den versprochenen 500-Euro-Corona-Bonus für das Gesundheitspersonal – mit dessen Anweisung nach langem Tauziehen nun im Dezember begonnen wurde – auszuzahlen. Diese steuerfreie Prämie erhalten laut Nationalratsbeschluss vom Sommer Ärzte, Pflegepersonal sowie Reinigungskräfte und Personal in stationären Reha-Einrichtungen – allerdings gehen etwa die ebenfalls sehr stark belasteten Rettungs- und Notfallsanitäter leer aus, was auch die Wiener Ärztekammer gemeinsam mit dem Roten Kreuz Österreich kritisierte. Und auch Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, hatte den „Corona-Bonus für alle Gesundheitsberufe“ gefordert. Viele andere Stakeholder finden den 500-Euro-Bonus generell viel zu niedrig angesetzt – darunter etwa NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker. Er sehe eher eine vierstellige Summe gerechtfertigt, wie er in der „Kronenzeitung“ betonte. Vielleicht können die vielen unterstützenden Stimmen ja dafür sorgen, dass es auch im kommenden Jahr wieder einen – möglicherweise sogar höheren – Corona-Bonus gibt? „Die Pandemie ist noch längst nicht vorbei, die Belastungen dieser Berufsgruppen im Gesundheitssystem werden noch viele Monate bleiben und auch nachwirken“, sagt auch ÖÄK-Vizepräsident Mayer. „Ein weiterer Bonus ist in jedem Fall im Sinne der erbrachten Leistung gerechtfertigt.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2021