BKAÄ: Ausbildungsoberärzte: Erkennbarer Wert

10.11.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK

Nach der Steiermark und Kärnten gibt es nun auch in Oberösterreich über das seit kurzem geltende Karrieremodell Zulagen für Oberärzte, die die Ausbildung der jungen Ärzte koordinieren.
Sophie Niedenzu

Die Steiermark war vor sieben Jahren das erste Bundesland, dann folgte Kärnten und seit kurzem ist auch Oberösterreich mit dabei: Ärzte, die sich der Arztausbildung widmen, erhalten auch eine entsprechende Honorierung. „Das ist ein entscheidender Schritt, damit Ausbildung endlich einen Wert und ein Gesicht bekommt und nicht nebenher stattfindet“, zeigt sich Daniel von Langen, stellvertretender Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Turnusärztevertreter, zufrieden. Die Arztausbildung benötige einen Stellenwert und Zeit, immerhin seien diese verantwortlich für die Patientenversorgung der Zukunft. Ausbildungsoberärzte seien besonders wichtig, weil die Arztausbildung damit klarer strukturiert sei und der Lernfortschritt objektiver beurteilt werde: „Ein zentrales System, das sicherstellt, dass jeder zu seiner Ausbildung kommt und das Rasterzeugnis erfüllen kann, vermeidet die Bevorzugung einzelner“, betont von Langen den Vorteil eines einheitlichen Ansprechpartners. Die Zulagen betreffen die Betreuung von Assistenzärzten, jedoch nicht Turnusärzte in allgemeinmedizinischer Ausbildung: „Meistens sind sie direkt der ärztlichen Direktion zugeteilt“, erzählt von Langen. Ein direkter Ansprechpartner würde helfen, Ärzte in allgemeinmedizinischer Ausbildung noch besser in die Abteilungen zu integrieren.

Was die Struktur und die Wahrnehmung der Wichtigkeit angehe, habe sich in der Arztausbildung vieles geändert, leider hapere es noch in der Umsetzung: „Der Ausbildungsoberarzt ist ein Schritt in die richtige Richtung zu einer verbesserten Ausbildungsstruktur, aber es gibt leider noch große Unterschiede zwischen den Spitälern“, sagt von Langen. Nach wie vor finde die Ausbildung an vielen Krankenhäusern nebenher statt, da die jungen Ärzte als die „billigsten Ärzte für die Versorgung“ geplant werden, obwohl die Ausbildung eigentlich der Hauptgrund für sie ist, dort zu arbeiten: „Das wird sich in den nächsten Jahren rächen. Spitäler, die noch nicht reagiert haben, werden mit massiven Nachwuchsproblemen konfrontiert werden“, ist er überzeugt. Es sei ein negativer Kreislauf: Wenn zu wenig Fachärzte ausgebildet werden, dann fehlen Ausbildner für die nächsten Generationen.

Der Internist Michael Sacherer hatte in seiner Ausbildung in der Steiermark bereits einen für Ausbildung zuständigen Oberarzt an seiner Seite: „Das ist ein absoluter Mehrwert in der Ausbildung, denn er koordiniert und behält die Gesamtausbildung im Blick“, erzählt Sacherer. Das bedeutet: Prüfung der Leistungszahlen und die Zuteilung in die einzelnen Bereiche, Einberufung von Ausbildungssitzungen, Ausbildungsgespräche: „Jeder Facharzt bildet aus, aber der Funktionsoberarzt behält das Gesamte im Blick und schaut, dass niemand auf der Strecke bleibt, dafür erhält er auch eine Gratifikation als Ausbildungsoberarzt“, sagt Sacherer.

Oberösterreich widmet sich in seinem seit 1. Juli geltenden Karrieremodell für Fachärzte nicht nur der Ausbildung: Grundsätzlich sind für die Übernahme von bestimmten Funktionen an einer Abteilung durch Fachärzte entsprechende monatliche Gehaltzulagen vorgesehen. Das betrifft neben der Verantwortung für die Ausbildung der Assistenten beispielsweise die Stellvertretung des Abteilungsleiters, die Erstellung eines Dienstplanes und die Übernahme von Leitungsfunktionen unterhalb der Primarebene. Voraussetzung für die zusätzliche Honorierung bei Übernahme der Koordination der auszubildenden Ärzte ist, dass zumindest drei Vollzeitäquivalente an Ärzten in Ausbildung zum Facharzt ausgebildet werden. Die Einigung in Oberösterreich sei eine gute Entwicklung, betont Harald Mayer, Vizepräsident und Bundesku rienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer: „Engagierte Fachärzte werden so für ihre zusätzlichen Funktionen auch entlohnt, das steigert die Motivation“, ist er überzeugt. Man müsse sich Gedanken machen, wie man Fachärzte in ihrer Karriere fördere, damit sie weiterhin im Spital bleiben: „Es darf keinesfalls die Konkurrenz durch den Wettbewerb unserer Nachbarländer vergessen werden“, warnt Mayer. Sinnvoll wäre daher ein österreichweiter Ausbau der Karrieremodelle.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2021