BKNÄ: COVID-Imp­fung: Vertrauenssache

17.08.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK, Coronavirus

Sicher­heit und Ver­trauen sind wesent­li­che Punkte, wenn es um die wei­tere Erhö­hung der Durch­imp­fungs­rate bei der COVID-Schutz­imp­fung geht. Bei­des spricht klar gegen Imp­fun­gen ohne Anwe­sen­heit von Ärzten.

Es ist nach wie vor eines der zen­tra­len The­men in die­ser Phase der aktu­el­len Pan­de­mie: das Imp­fen. Auch wenn es im media­len Dis­kurs manch­mal ver­ges­sen wird: Imp­fen ist eine hoch­kom­plexe medi­zi­ni­sche Inter­ven­tion, die ein hohes Maß an Exper­tise und medi­zi­ni­schem Wis­sen erfor­dert: Von der Fest­stel­lung der Impf­taug­lich­keit einer Per­son, über das rich­tige Appli­zie­ren des Impf­stof­fes bis hin zur Nach­be­treu­ung, die auch eine große not­fall­me­di­zi­ni­sche Kom­pe­tenz erfor­dern kann. Um die­ses Wis­sen wie­der in der Öffent­lich­keit stär­ker zu ver­an­kern, ver­an­stal­tete die Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte dazu ein Pres­se­ge­spräch mit aus­ge­wähl­ten Journalisten.

Betont wurde dabei der Bei­trag der nie­der­ge­las­se­nen Ärz­te­schaft zur Been­di­gung der Pan­de­mie durch das Imp­fen. Hier sei durch das spe­zi­elle Ver­trau­ens­ver­hält­nis zu sei­nen Pati­en­ten etwa der Haus­arzt in einer ganz beson­de­ren Rolle. „Die Men­schen ver­trauen ihren Haus­ärz­ten, die Hemm­schwelle in die Pra­xis zu gehen, ist meist nied­rig“, meinte Rudolf Schmitz­ber­ger, Lei­ter des ÖÄK-Impf­re­fe­ra­tes. Das sei für die nun­meh­rige Phase der COVID-Impf­pläne ein ent­schei­den­der Fak­tor. Die Men­schen, die von Beginn an für eine Imp­fung waren, haben diese mitt­ler­weile erhal­ten. Nun gehe es um die­je­ni­gen Per­so­nen, die noch Zwei­fel oder Sor­gen bezüg­lich einer Imp­fung hegen wür­den. All jene, die Beden­ken hät­ten, wolle man „gut und indi­vi­du­ell auf­klä­ren“, sagte Schmitzberger.

Klare Mei­nung

„Es ist ein rela­tiv auf­wen­di­ger Pro­zess, Pati­en­ten zu über­zeu­gen”, erläu­terte Johan­nes Stein­hart, Vize­prä­si­dent der ÖÄK und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Kom­mu­ni­ka­tion und Ver­ständ­nis stün­den dabei im Fokus, „das geht nur in der Ordi­na­tion”, sagte Stein­hart. Zudem prä­sen­tierte Stein­hart das Ergeb­nis einer Umfrage, die im Auf­trag der ÖÄK vom Insti­tut Public Opi­nion Stra­te­gies durch­ge­führt wurde. Von den 1000 Befrag­ten ab 16 Jah­ren stimm­ten gleich 85 Pro­zent zu, dass Imp­fun­gen „aus­schließ­lich von voll­um­fäng­lich aus­ge­bil­de­tem medi­zi­ni­schem Per­so­nal, ins­be­son­dere von Ärz­tin­nen und Ärz­ten” durch­ge­führt wer­den soll­ten. „Die Men­schen inter­es­sie­ren die Bestre­bun­gen der Stan­des­füh­rung der Apo­the­ker­schaft und deren peku­niäre Inter­es­sen nicht, son­dern sie wol­len ganz klar eines: Sicher­heit“, ana­ly­sierte Stein­hart die­ses Ergeb­nis. Diese Sicher­heit gebe es ohne Anwe­sen­heit von Ärz­ten, die durch ihre lang­jäh­rige Aus­bil­dung und Fort­bil­dungs­ver­pflich­tung bes­tens für alle Even­tua­li­tä­ten gerüs­tet sind, nicht. Anders­lau­tende Über­le­gun­gen seien daher im Sinne der Pati­en­ten­si­cher­heit strikt abzu­leh­nen. „Die auch medial kol­por­tier­ten Ein­zel­fälle in Wien, wo es zu ana­phy­lak­ti­schen Schocks gekom­men ist, haben klar gezeigt: Nur das Ein­grei­fen von Ärz­ten hat hier poten­zi­ell lebens­ge­fähr­li­che Situa­tio­nen ent­schärft. Imp­fen ist mehr als nur ein Stich und Imp­fen aus gutem Grund eine rein ärzt­li­che Tätig­keit. Und das wis­sen die Men­schen in die­sem Land auch und sie schät­zen das sehr“, fol­gerte Steinhart.

Authen­ti­sche Schil­de­run­gen aus dem Impfall­tag steu­erte Naghme Kama­leyan-Schmied, Haus­ärz­tin in Wien und Lei­te­rin des ÖÄK-Refe­ra­tes für Pri­mär­ver­sor­gung und ärzt­li­che Zusam­men­ar­beits­for­men, bei. Nach dem eigent­li­chen Stich sei die Arbeit noch lange nicht getan. Man dürfe Nach­be­ob­ach­tung und das „Not­fall­ma­nage­ment, das man hof­fent­lich nicht braucht”, nicht ver­nach­läs­si­gen. Manch­mal sei ein Druck­ver­band an der Impf­stelle zu machen, wenn der Impf­ling Blut­ver­dün­ner ein­nimmt. Nach einem all­er­gi­schen Schock als Neben­wir­kung dürfe zudem nicht zu viel Zeit ver­ge­hen. Es gehe hier um jede Sekunde – und das spre­che klar gegen das Imp­fen in Apo­the­ken. Gerade bei der COVID-Imp­fung sei das ein ernst­zu­neh­men­des Thema. Sie habe noch nie bei einer Imp­fung so viele Fälle gehabt, dass Men­schen kol­la­biert sind, wie bei der COVID-Schutz­imp­fung, sagte Kama­leyan-Schmied. Viele Leute seien „ein­fach auf­ge­regt”. In der Ordi­na­tion gebe es bei­spiels­weise die Mög­lich­keit, Infu­sio­nen anzu­hän­gen, betonte die Haus­ärz­tin den Vor­teil einer Imp­fung im nie­der­ge­las­se­nen Bereich und fügte hinzu: „Die Gesund­heit und Sicher­heit von Pati­en­ten auf dem Altar kom­mer­zi­el­ler Apo­the­ker­inter­es­sen zu opfern, hielte ich für poten­zi­ell gefähr­lich und schlicht ver­ant­wor­tungs­los.“ (sb)

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 15–16 /​15.08.2021