BKNÄ: Imp­fen – aber sicher!

25.03.2021 | Aktuelles aus der ÖÄK


Imp­fen in Apo­the­ken ist ange­sichts der rie­si­gen Impf­be­reit­schaft der öster­rei­chi­schen Ärzte nicht not­wen­dig und würde die Pati­en­ten­si­cher­heit unnö­tig gefähr­den, heißt es aus der Bun­des­ku­rie der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Sobald genü­gend Impf­stoff da ist, werde „geimpft, was das Zeug hält.“
Sascha Bunda

Wie­der ein­mal haben ein­zelne Stim­men zuletzt eine öffent­li­che Dis­kus­sion rund um das Thema „Imp­fen in Apo­the­ken“ befeu­ert. Die Argu­men­ta­ti­ons­li­nie war dies­mal, dass die Durch­imp­fung der öster­rei­chi­schen Bevöl­ke­rung ohne Impf­leis­tung in Apo­the­ken nicht durch­führ­bar sei. Der­ar­tige Vor­stöße wur­den sei­tens der Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte unmit­tel­bar abge­schmet­tert. „Diese vor­ge­scho­be­nen Beden­ken bezüg­lich der Impf­leis­tung konn­ten umge­hend als durch­sich­tige Schein­ar­gu­mente ent­larvt wer­den“, sagt Johan­nes Stein­hart, Vize­prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte. Denn das Inter­esse, zu imp­fen, sei im nie­der­ge­las­se­nen Bereich quer durch alle Bun­des­län­der hin­durch sehr groß. Die Impf­stra­ßen in Wien und ande­ren Städ­ten wür­den her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren: „Dazu tra­gen maß­geb­lich die Ärzte bei, die vor Ort Außer­ge­wöhn­li­ches leis­ten und mit vol­lem Enga­ge­ment bei der Sache sind“, sagt Stein­hart. Es bestehe über­haupt kein Zwei­fel, dass Öster­reichs Ärzte die Durch­imp­fung der Bevöl­ke­rung selbst­ver­ständ­lich leis­ten könn­ten: „Daher habe ich mich medial auch dazu geäu­ßert, dass ich Über­le­gun­gen, wonach Apo­the­ker imp­fen sol­len, als kata­stro­phal emp­finde“, sagt Stein­hart und prä­zi­siert: „Das Ein­zige, was uns noch fehlt, ist der Impfstoff.“ 

Mehr als ein Stich

Imp­fun­gen durch­zu­füh­ren sei weit mehr als nur ein Stich: „Das wird lei­der oft miss­ver­stan­den, selbst­ver­ständ­lich muss Imp­fen eine ärzt­li­che Tätig­keit blei­ben. Das ist emi­nent wich­tig“, unter­streicht Stein­hart. Es gehe im Rah­men der Impf­tä­tig­keit, die gesetz­lich gere­gelt ist, darum, seine Pati­en­ten und ihre Vor­er­kran­kun­gen zu ken­nen. Es geht darum, die Impf­taug­lich­keit fest­zu­stel­len. Es gehe darum, auf Impf­re­ak­tio­nen, die bis zu ana­phy­lak­ti­schen Schocks rei­chen kön­nen, vor­be­rei­tet zu sein. Gerade bei den neu­ar­ti­gen Impf­stof­fen sei es wich­tig, eine ent­spre­chende Auf­klä­rung anbie­ten zu kön­nen und es sei auch wesent­lich, eine etwa zwan­zig­mi­nü­tige Nach­be­ob­ach­tung umset­zen zu kön­nen. „Wie soll ein Apo­the­ker mit sei­ner Aus­bil­dung das leis­ten kön­nen?“, fragt sich Steinhart.

Der­sel­ben Mei­nung ist auch Rudolf Schmitz­ber­ger, Lei­ter des ÖÄK-Impf­re­fe­ra­tes: „Tau­sende Ordi­na­tio­nen in Öster­reich wol­len sich an einer nie­der­schwel­li­gen COVID-Impf­ak­tion betei­li­gen. Was wir nicht brau­chen, sind imp­fende Apo­the­ker.“ Apo­the­ker seien aka­de­misch hoch aus­ge­bil­det und wür­den selbst­ver­ständ­lich über Exper­tise ver­fü­gen – aber auf ihrem Gebiet: „Sie sind Bera­ter und Ver­käu­fer, ihre Aus­bil­dung befä­higt sie aber kei­nes­falls, die Impf­taug­lich­keit fest­zu­stel­len oder Impf­re­ak­tio­nen zu behan­deln“, betont der Impf­spe­zia­list. Bei sel­te­nen Impf­re­ak­tio­nen könn­ten Apo­the­ker nur auf den Not­arzt war­ten: „Imp­fen ist aus gutem Grund eine ärzt­li­che Tätig­keit.“ Auch die immer wie­der medial ins Tref­fen geführ­ten inter­na­tio­na­len Bei­spiele haben für Schmitz­ber­ger keine Vor­bild­wir­kung. „Ich ver­stehe nicht, warum man sich an dem ori­en­tie­ren sollte, was die Pati­en­ten­si­cher­heit ein­schränkt. Mei­ner Mei­nung nach soll­ten wir stolz auf unse­ren hohen Stan­dard sein, den Öster­reich beim Imp­fen vor­wei­sen kann, schließ­lich geht es darum, den Men­schen die größt­mög­li­che Sicher­heit zu bie­ten. Den kön­nen wir Ärzte garantieren.“ 

Um die Durch­imp­fung der Bevöl­ke­rung durch­zu­füh­ren, sei es viel wich­ti­ger, die bestehen­den Mög­lich­kei­ten voll aus­zu­schöp­fen, so der Lei­ter des ÖÄK-Impf­re­fe­ra­tes: Vom nie­der­ge­las­se­nen Bereich, dem betriebs­ärzt­li­chen, dem schul­ärzt­li­chen bis zum päd­ago­gi­schen Bereich gäbe es genü­gend Schrau­ben, an denen man dre­hen könne.

Das Wich­tigste sei jedoch, dass es genü­gend Impf­stoffe gibt, sagt Stein­hart: „Sobald diese da sind, imp­fen wir, was das Zeug hält, keine Frage.“ Es wäre bes­ser, sich in diese Rich­tung anzu­stren­gen, anstatt sich mit Lob­by­in­ter­es­sen der Apo­the­ker zulas­ten der Pati­en­ten­si­cher­heit zu beschäf­ti­gen. „Und wenn wirk­lich das Pati­en­ten­wohl im Vor­der­grund ste­hen sollte, sollte man Haus­apo­the­ken stär­ken und das Dis­pen­sier­recht für alle Ärzte ein­füh­ren – damit wäre den Pati­en­ten wirk­lich geholfen.“ 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2021