Corona-Virus: Vier-Millionen-Grenze überschritten

25.05.2020 | Coronavirus, Politik

Weltweit haben sich mittlerweile mehr als vier Millionen Menschen mit dem Corona-Virus infiziert; mehr als 277.000 sind daran verstorben. Ein erster Corona-Fall könnte möglicherweise schon im Dezember 2019 in Frankreich aufgetreten sein. Für die Entwicklung eines Impfstoffs und von Medikamenten werden die Aktivitäten gebündelt.

Wie die Johns-Hopkins-Universität mitteilte, zählen bei den Neuinfektionen Russland und Brasilien – hinter den USA – zu den Spitzenreitern. So gibt es in Russland rund 220.000 Infizierte; es liegt damit weltweit auf Platz drei hinter den USA und Spanien, gefolgt von Italien und Großbritannien. Die russische Hauptstadt Moskau ist mit mehr als 100.000 Infektionen am stärksten betroffen. An zweiter Stelle bei der Zahl der Todesfälle liegt Großbritannien (mehr als 31.600); es folgen Italien (mehr als 30.300) sowie Frankreich und Spanien mit je mehr als 26.000.

In den USA sind bisher 1,2 Millionen Menschen mit dem Corona-Virus infiziert; mehr als 70.000 sind daran gestorben. Die Wissenschafter der Johns-Hopkins-Universität gehen davon aus, dass die Zahl der Toten bis Ende Mai auf rund 110.000 ansteigen könnte; erst ab Ende Juli könnte sich die Opferzahl auf rund 134.000 stabilisieren. Noch vor wenigen Wochen waren die Experten davon ausgegangen, dass im Hochsommer ein Plateau von rund 90.000 Toten erreicht werden würde.

Inzwischen ist in der Lombardei, dem Epizentrum der Corona-Virus-Epidemie in Italien, der Reproduktionsfaktor auf 0,75 gesunken und liegt damit unter dem italienischen Durchschnitt von 0,8 – teilte der Vizepräsident der Region Lombardei, Fabrizio Sala, mit. Aktuell (Stand: 5. Mai) sind in der Lombardei mehr als 37.700 Menschen infiziert. In Italien hat es im Zeitraum von 20. Feber (Beginn der Corona-Virus-Epidemie in Italien) bis 31. März dieses Jahres um 39 Prozent mehr Todesfälle gegeben als im Vergleichszeitraum der Vorjahres. „Mehr als die Hälfte davon ist auf COVID-19 zurückzuführen, erklärte der Präsident des italienischen Statistikamts ISTAT, Giancarlo Blangiardio nach einer Analyse von 6.866 der fast 8.000 italienischen Gemeinden. 46 Prozent der Todesfälle standen direkt oder indirekt mit COVID-19 in Verbindung. Die Zahl der Toten in Italien ist (Stand 8.5.) auf mehr als 29.900 gestiegen; 15.174 COVID-Erkrankte lagen in Spitälern.

Erste COVID-Fälle schon im Dezember?

In Deutschland liegt die Zahl der Infizierten bei 169.000 Infektionen; mehr als 7.400 Betroffene sind gestorben. Besonders hohe Infektionszahlen weisen nach wie vor Bayern, Nordrhein-West falen und Baden-Württemberg auf. Deutschland liegt damit weltweit auf Rang 7 bei der Zahl der Infizierten. Die Reproduktionszahl liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom 11. Mai bei 1,13 und damit nach längerer Zeit wieder über dem kritischen Wert von 1,0.In Mexiko haben die Behörden die offizielle Zahl der Corona-Fälle von ursprünglich 23.400 auf 128.000 nach oben korrigiert, wie die Regierung unter Berufung auf ein epidemiologisches Rechenmodell mitteilte. Mehr als 2.100 Betroffene sind daran verstorben. In Peru ist die Zahl der Infizierten auf mehr als 51.000 angestiegen; mehr als 1.400 sind daran verstorben. Damit hat Peru die zweithöchste Zahl an Infizierten in Lateinamerika nach Brasilien, wo es mehr als 114.000 Infiziert und 7.900 Tote gibt. Schweden registriert bislang mehr als 24.600 Infektionen sowie mehr als 3.000 Todesfälle.

Die ersten positiven Corona-Tests in Frankreich wurden am 24. Jänner 2020 registriert. Doch eine kürzlich veröffentlichte Studie von französischen Wissenschaftern legt nahe, dass es schon Ende des Vorjahres einen Fall gegeben haben könnte: Ein französisches Krankenhaus hatte alte Proben von Patienten mit einer Lungenentzündung neuerlich getestet und dabei entdeckt, dass am 27. Dezember ein Mann behandelt wurde, der COVID-19 hatte. Nun hat die WHO auch andere Staaten dazu aufgerufen, Corona-ähnliche Krankheitsfälle von Ende 2019 nachträglich im Hinblick auf eine Corona-Virus-Infektion zu prüfen. Laut WHO-Sprecher Christian Lindmeier sei es möglich, dass sich noch mehr Patienten mit einer Lungenentzündung als frühe Corona-Fälle entpuppen.

Laut WHO hat ein Tier- und Fleischmarkt in der zentralchinesischen Stadt Wuhan als Ursprungsort oder bei der Verbreitung des Virus eine Rolle gespielt. „Wir wissen aber noch nicht, ob der Markt die Quelle oder der Verbreitungsort war – oder ob es einfach ein Zufall war, dass einige Fälle dort und in der Umgebung entdeckt wurden“, erklärte Peter Ben Embarek von der WHO. Außerdem sei nach wie vor unklar, ob das Virus über lebende Tiere, Verkäufer oder Einkäufer auf den Markt eingeschleppt wurde.

Aus Wuhan werden mittlerweile wieder vermehrt Neuinfektionen gemeldet, nachdem es mehr als ein Monat keine Neuinfektionen gegeben hatte. Und China gesteht mittlerweile auch Schwächen im Zuge des Corona-Virus-Ausbruchs ein. „Diese Corona-Virus-Epidemie hat Schwachstellen im Umgang mit einer schweren Epidemie und den Systemen der öffentlichen Gesundheitsversorgung offengelegt“, sagte kürzlich Li Bin, der stellvertretende Leiter der Nationalen Gesundheitskommission in China. Man wolle ein zentrales, einheitliches und effizientes System aufbauen, mit dem schneller auf Krisen reagiert werden könne; die Prävention und die Frühwarnsysteme sollen modernisiert werden. Dabei könnten künstliche Intelligenz und auch Cloud-Computing zum Einsatz kommen. Auch soll im Kampf gegen Epidemien verstärkt auf die Auswertung von großen Datenmengen zurückgegriffen werden.

Impfstoff: gebündelte Aktivitäten

Für die Entwicklung eines Impfstoffs und von Medikamenten hat eine globale Allianz insgesamt 7,4 Milliarden Euro gesammelt. Frankreich sagte 515 Millionen Euro zu, Deutschland und Japan 760 Millionen und Kanada 550 Millionen Euro. Von Österreich kommen 31 Millionen Euro. Den Angaben der EU-Kommission zufolge sollen vier Milliarden Euro in die Entwicklung eines Impfstoffs fließen; zwei Milliarden sollen für die Ausweitung der Behandlungsmöglichkeiten und 1,5 Milliarden für die Ausweitung der Testkapazitäten eingesetzt werden. Das Geld soll dabei in erster Linie an anerkannte globale Gesundheitsorganisation wie die internationalen Impfstoff-Allianzen GAVI (früher: Global Alliance for Vaccines and Immunisation; heute: The Gavi-Alliance) sowie an CEPI (Coalition for Epidemic Preparedness Innovations) gehen. Grundsätzlich ist die effektive Reproduktionszahl in Österreich seit 4. April kleiner als 1 und beträgt (Stand: 6. Mai) 0,81 (Schwankungsbreite der Berechnung: 0,75 – 0,88), teilt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit. Am 24. April lag dieser Wert bei 0,5 und steigt seither langsam an. Im Detail sehen die Zahlen wie folgt (Stand: 6. Mai) aus: Im Burgenland, in Kärnten, Oberösterreich, Vorarlberg und Salzburg liegt R0 bei 0,5 beziehungsweise knapp darunter oder darüber; in der Steiermark und in Tirol bei 0,7; in Niederösterreich bei 0,8. In Wien lag er bei einem Wert von 1. (AM)

Stand: 12. Mai Quelle: APA

 


25. Jänner: Erster bestätigte Infektion mit dem Corona-Virus in Australien. Dabei handelte es sich um einen Rückkehrer aus Wuhan.

21. Feber: Erster Fall in Israel – eine Touristin an Bord eines Kreuzfahrtschiffes.

25. Feber: Die ersten beiden Fälle in Österreich werden bestätigt: Es sind zwei Lombardei-Rückkehrer in Innsbruck.

26. Feber: Erster bestätigter Fall in Griechenland: eine Frau, die sich zuvor in Norditalien aufgehalten hatte.

26. Feber: Erstmals wird das Virus auch in Norwegen bei einigen Personen nachgewiesen, die sich in Tirol aufgehalten haben.

27. Feber: Dänemark verzeichnet seinen ersten Fall: ein vom Skiurlaub in der Lombardei zurückgekehrter Mann.

Quelle: APA, Johns-Hopkins-Universität, Gesundheitsministerium

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2020