Kurz und infor­ma­tiv: Poli­ti­sche Kurzmeldungen

15.12.2020 | Politik

EU prä­sen­tiert neue Pharma-Strategie

Mit einer umfas­sen­den Pharma-Stra­te­gie will die EU-Kom­mis­sion Lücken in der euro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung schlie­ßen, nach­dem zu Beginn der Corona-Pan­de­mie die Abhän­gig­keit Euro­pas vom Arz­nei-Import aus Asien deut­lich gewor­den ist. Die Arz­nei­mit­tel­be­hörde EMA soll künf­tig Eng­pässe früh­zei­tig auf­de­cken und gegen­steu­ern. Zusätz­lich regt die Kom­mis­sion eine engere Zusam­men­ar­beit der EU-Staa­ten bei Regeln für Preis­fin­dung, Bezah­lung und Beschaf­fung von Arz­neien an, mit dem Ziel von bezahl­ba­ren Prei­sen und Kos­ten­ef­fi­zi­enz. Für mehr als 50 Pro­zent der Haus­halte in der EU sind die Kos­ten für Medi­ka­mente eine finan­zi­elle Belas­tung oder sogar eine hohe Belas­tung. Nach den USA ist die EU der welt­weit zweit­größte Absatz­markt: 2018 wur­den rund 190 Mil­li­ar­den Euro für Medi­ka­mente aus­ge­ge­ben. Darin nicht ent­hal­ten sind die Kos­ten für Arz­nei­mit­tel in Krankenhäusern.

UNO warnt vor Hun­gers­not im Jemen

Ange­sichts der Situa­tion im Bür­ger­kriegs­land Jemen warnt UNO-Gene­ral­se­kre­tär Antó­nio Guter­res vor einer schwe­ren Hun­gers­not mit Mil­lio­nen Toten. Ursa­che dafür sei eine Kom­bi­na­tion von dras­ti­schen Kür­zun­gen im UN-Bud­get und Behin­de­run­gen der Hel­fer, zu den Men­schen vor­zu­drin­gen, durch die Kon­flikt­par­teien. Eine Heu­schre­cken­plage und Über­schwem­mun­gen ver­schärf­ten die Lage. Im Jemen kämpft ein von Saudi-Ara­bien ange­führ­tes Mili­tär­bünd­nis seit 2015 an der Seite der Regie­rung gegen die Hou­thi-Rebel­len. Mil­lio­nen Men­schen lei­den an Man­gel­er­näh­rung und schlech­ter medi­zi­ni­scher Versorgung. 

190.000

Hüh­ner in den Nie­der­lan­den wer­den wegen eines Vogel­grippe-Aus­bruchs getö­tet. Auf einer Anlage in Heken­dorp bei Gouda und einer wei­te­ren im fries­län­di­schen Wit­marsum sei eine hoch­an­ste­ckende Vari­ante der Vogel­grippe auf­ge­tre­ten, teilte das Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rium kürz­lich mit. Die Behör­den gehen davon aus, dass Zug­vö­gel für die Über­tra­gung des Virus ver­ant­wort­lich sind. 

Mala­ria-Resis­ten­zen neh­men zu

In Kam­bo­dscha, Laos, Thai­land und Viet­nam neh­men die Resis­ten­zen bei der The­ra­pie von Mala­ria, die durch Plas­mo­dium fal­ciparum ver­ur­sacht wird, zu, warnt die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO). In die­sen vier Staa­ten im Ein­zugs­ge­biet des Mekong wer­den laut WHO hohe Raten an Behand­lungs­ver­sa­gen bei eini­gen Arte­mi­si­nin-Kom­bi­na­ti­ons­the­ra­pien (ACT) regis­triert. 2018 gab es welt­weit rund 228 Mil­lio­nen Fälle von Mala­ria; die meis­ten davon in Afrika.

Opioid-Ver­fah­ren: US-Kon­zern gesteht Schuld ein

Der US-ame­ri­ka­ni­sche Kon­zern Pur­due Pharma hat sich wegen Ver­stö­ßen gegen meh­rere US-Bun­des­ge­setze nun schul­dig bekannt. Dem Unter­neh­men wird vor­ge­wor­fen, Oxy­con­tin unter Ver­schleie­rung von Sucht­ge­fah­ren ver­mark­tet zu haben. Nach Anga­ben des Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums stimmt Pur­due auch den „höchs­ten Stra­fen“ zu, die jemals gegen einen Phar­ma­her­stel­ler ver­hängt wor­den sind: ins­ge­samt mehr als 8,3 Mil­li­ar­den Dol­lar (sie­ben Mil­li­ar­den Euro). Zudem sol­len Mit­glie­der der Eigen­tü­mer­fa­mi­lie Sack­ler 225 Mil­lio­nen Dol­lar zah­len. Da das Unter­neh­men aller­dings 2019 Insol­venz ange­mel­det hat, ist davon aus­zu­ge­hen, dass der tat­säch­lich bezahlte Betrag deut­lich gerin­ger aus­fal­len wird. Aus Sicht der Klä­ger hat Pur­due eine Basis für die Opioid-Epi­de­mie in den USA gelegt, die nach Anga­ben des Cen­ters for Dise­ase Con­trol and Pre­ven­tion (CDC) seit der Jahr­tau­send­wende zu mehr als 450.000 Todes­fäl­len auf­grund von Über­do­sie­rung geführt hat. 

Cyber-Atta­cke auf US-Krankenhäuser

US-ame­ri­ka­ni­sche Kran­ken­häu­ser sind einer Welle von Cyber­at­ta­cken mit dem Erpres­sungs-Tro­ja­ner Ryuk aus­ge­setzt, warnt das FBI (Fede­ral Bureau of Inves­ti­ga­tion). Betrof­fen sind bis dato Kran­ken­häu­ser in New York, Ore­gon und Min­ne­sota; das genaue Aus­maß des Angriffs ist noch unklar. Die Täter pla­nen, Ryuk in 400 medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen zu plat­zie­ren, sagt Alex Hol­den von der IT-Sicher­heits­firma Hold Security.

Spi­tä­ler häu­figs­tes Ziel von Cyber-Angriffen

Der Schutz der kri­ti­schen Infra­struk­tur, zu der auch die Gesund­heits­ver­sor­gung mit Phar­ma­zie­her­stel­lern, Phar­ma­groß­händ­lern und Ret­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen und Kran­ken­häu­sern zählt, gewinnt immer mehr an Bedeu­tung, wie aus dem vom Innen­mi­nis­te­rium ver­öf­fent­lich­ten Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2019 her­vor­geht. Im Bericht wird auf die Stu­die eines renom­mier­ten inter­na­tio­na­len Cyber-Sicher­heits­un­ter­neh­mens ver­wie­sen. Diese zeigt auf, dass im Jahr 2018 das Gesund­heits­we­sen der­je­nige Sek­tor der kri­ti­schen Infra­struk­tur war, der welt­weit am häu­figs­ten mit Cyber-Angrif­fen aller Art kon­fron­tiert war.

Kongo: Ende des Ebola-Ausbruchs

Den Ebola-Aus­bruch im Kongo hat des­sen Gesund­heits­mi­nis­ter Eteni Lon­gondo kürz­lich für been­det erklärt. Die Regie­rung führt den Erfolg auf die Ver­füg­bar­keit von Impf­stof­fen, Behand­lun­gen und dar­auf zurück, dass die Ver­sor­gungs­zen­tren nun näher bei den Ort­schaf­ten lie­gen. Ärzte haben etwa 40.000 Bewoh­ner geimpft, die im Regen­wald und oft ohne Elek­tri­zi­tät leben. Die Ärzte nutz­ten dazu eine moderne Tech­no­lo­gie, mit der Impf­stoffe bei Tem­pe­ra­tu­ren von bis zu minus 80 Grad Cel­sius gehal­ten wer­den kön­nen, erklärt Mats­hidiso Moeti, Afrika-Direk­to­rin der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO). Seit der Ent­de­ckung von Ebola 1976 wur­den im Kongo bereits elf Aus­brü­che gemeldet.

Kroa­tien: Spi­tä­ler kurz vor Medikamentenmangel

In drei Vier­tel der kroa­ti­schen Kran­ken­häu­ser droht wegen Schul­den in der Höhe von 4,3 Mil­li­ar­den Kuna (567 Mil­lio­nen Euro) ein Medi­ka­men­ten­man­gel. Die Groß­händ­ler ver­wei­gern die wei­tere Ver­sor­gung mit Arz­nei­mit­teln, soll­ten bis Jah­res­ende nicht min­des­tens 2,7 Mil­li­ar­den Kuna begli­chen wer­den. Ein Ange­bot der Regie­rung von 200 Mil­lio­nen Kuna lehn­ten die Groß­händ­ler ab. Begrün­dung: Sie könn­ten dem Gesund­heits­sys­tem keine wei­te­ren Kre­dite gewäh­ren, weil sie wegen Ver­lus­ten selbst mit Liqui­di­täts­pro­ble­men kämpf­ten. Die Ver­sor­gung von mehr als 30 Kran­ken­häu­sern, deren Schul­den älter als ein Jahr sind, wurde kürz­lich ein­ge­stellt. Noch kön­nen diese auf Vor­räte zurückgreifen.

Brüs­sel: neues Big-Data-Gesetz

Bin­nen­markt-Kom­mis­sar Thierry Bre­ton und Digi­tal­kom­mis­sa­rin Mar­gre­the Ves­ta­ger der EU-Kom­mis­sion stell­ten kürz­lich den Ent­wurf für ein neues Gesetz zur Daten­kon­trolle („Data Gover­nance Act“) vor. Man möchte, „dass Europa zum welt­wei­ten Daten­kon­ti­nent Num­mer eins wird“. Der Daten­strom soll nicht mehr über US-Kon­zerne wie Ama­zon oder Face­book, son­dern über unab­hän­gige Daten­treu­hän­der flie­ßen – mit Sitz in der EU. Die Kon­zerne fun­gie­ren bes­ten­falls nur als Ver­mitt­ler zwi­schen Daten­pro­du­zen­ten und den Daten­nut­zern, dür­fen die Daten aber selbst nicht kom­mer­zi­ell nut­zen. Ziel ist eine bes­sere Daten­kon­trolle. Die neue Ver­ord­nung soll zudem das Tei­len von Daten­sät­zen für gemein­nüt­zige Zwe­cke erleichtern.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 23–24 /​15.12.2020