Kurz und informativ: Politische Kurzmeldungen

10.11.2020 | Politik

Deutschland: illegales Pharma-Netzwerk aufgedeckt

Deutschen Behörden ist nach zweijähriger Ermittlungszeit ein Schlag gegen den internationalen illegalen Handel mit Arzneimitteln gelungen. Die beiden Verdächtigen im Alter von 35 und 38 Jahren haben in Asien Container-weise verschreibungspflichtige und zum Teil auch in Deutschland nicht zugelassene Medikamente beschafft und über ein Drehkreuz in Singapur weltweit versandt. Allein der Frankfurter Zoll hatte über 1.700 Postsendungen mit mehr als 100.000 Tabletten sichergestellt. Wie die Zentralstelle Cybercrime mitteilte, wurden Vermögenswerte in der Höhe von 1,5 Millionen Euro eingefroren. Außerdem hätten Zollfahnder hochwertige Sportwaren und Uhren sowie Geld in Kryptowährungen im Wert von 600.000 Euro gefunden. Die unter dem Decknamen „Hydro“ geführten Ermittlungen erfolgten in Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden, vor allem in Spanien und in den USA.

E-Impfpass: Pilotprojekt startet früher

Aufgrund der Corona-Krise wird das Pilotprojekt zum e-Impfpass vorgezogen und in Kürze starten. Dabei sollen mit der Influenza-Impfung Anwendbarkeit, Akzeptanz und Funktionalität der technischen Lösung in der Praxis getestet werden. Die gesetzliche Basis für den elektronischen Impfpass, eine Novelle zum Gesundheits-Telematikgesetz, ist am 15. Oktober 2020 in Kraft getreten. Die erforderliche e-healthVerordnung inklusive datenschutzrechtlicher Grundlage wurde ebenfalls erlassen. Vom Pilotprojekt erhofft man sich Erkenntnisse für die potentielle COVID-19-Impfung im kommenden Jahr.

10 Milliarden

Euro kosten Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten die Betroffenen, die Wirtschaft sowie das Gesundheits- und Sozialsystem in Österreich jährlich, so die Berechnungen des WIFO (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung). Karzinome, Verletzungen, psychische Erkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates dominierten. Die Behandlungskosten selbst liegen unter einer Milliarde Euro; der Großteil entfällt auf indirekte Kosten durch Produktions- und Wertschöpfungsverluste.

Burgenland: Bioquote für Schulessen

Das Essen in burgenländischen Pflichtschulen soll bis Ende 2021 verpflichtend eine Bioquote von 50 Prozent, bis Ende 2024 von 100 Prozent erreichen. Dies hat der burgenländische Landtag mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ und Grünen beschlossen. Die ÖVP hingegen kritisiert das Vorhaben als zu kurzfristig gedacht; vielmehr sollte auf die Regionalität der Lebensmittel geachtet werden.

Polen: Proteste gegen Abtreibungsgesetz

Die Proteste gegen die Entscheidung des polnischen Verfassungsgerichts, wonach Schwangerschaftsabbrüche wegen schwerer Fehlbildungen des Ungeborenen verfassungswidrig sind, halten an. In mehreren polnischen Städten sind neuerlich Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. Diese umstrittene Entscheidung der Verfassungsrichter bedeutet eine weitere Verschärfung des polnischen Abtreibungsrechts, das schon bisher zu den strengsten in Europa gehört. Bis dato galt eine Ausnahme vom Abtreibungsverbot bei schweren Fehlbildungen des Ungeborenen. Dagegen hatten konservative Parlamentarier Beschwerde eingebracht, wonach diese Gesetzesregelung gegen das in der Verfassung garantierte Recht auf Leben verstoße.

Kleinhubschrauber verbessern Notfallversorgung

Einer Computersimulation des Instituts für Notfallmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München zufolge verbessert die Luftrettung mit elektrischen Kleinhubschraubern die notfallmedizinische Versorgung. Die senkrecht startenden Multikopter werden von mehreren Rotoren elektrisch angetrieben und ermöglichen ein schnelleres Eintreffen der Notärzte am Einsatzort. Ein Einsatzradius von 25 bis 30 Kilometern bei einer optimalen Fluggeschwindigkeit zwischen 100 und 150 km/h und einer Mindestreichweite von 150 Kilometern sei dabei ideal. Für die Studie simulierten die Wissenschafter 26.000 Notfall-Einsätze in zwei deutschen Modell-Regionen am Computer. Dort ist auch ab 2023 ein Praxis-Test vorgesehen.

Hepatitis-Skandal in Deutschland: Schmerzengeld für Betroffene

Ein Hepatitis C-positiver Anästhesist hat in einem Krankenhaus in Donauwörth (Bayern) 60 Patienten bei Operationen mit dem Virus infiziert. Zwei Jahre nach Bekanntwerden erhalten nun 50 Betroffene, die Ansprüche angemeldet haben, jeweils maximal 20.000 Euro Schmerzensgeld. Wie der Medikamenten-abhängige Arzt die Patienten infiziert hat, ist noch unbekannt. Er ist mittlerweile nicht mehr am Kreiskrankenhaus tätig; gegen ihn läuft noch ein Strafverfahren.

Mexiko: Influenza-Impfstoff gestohlen

Mehr als 10.000 Dosen eines für öffentliche Krankenhäuser bestimmten InfluenzaImpfstoffs wurden beim Transport durch eine Vertriebsfirma entwendet. Dies gab die staatliche Kommission für den Schutz vor Gesundheitsrisiken in Mexiko bekannt. Die Behörde warnt vor dem Kauf in Apotheken, Privatkliniken oder im Internet: Wegen des Diebstahls könne man nicht für Sicherheit und Effektivität garantieren. Die Behörden starteten vor allem kurzem eine Kampagne, im Zuge derer Influenza-Impfungen kostenlos angeboten werden. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen einer Risikogruppe angehören.

Neuseeland: Mehrheit für Sterbehilfe

65,2 Prozent der Neuseeländer haben in einem Referendum am 17. Oktober 2020 für die Legalisierung der Sterbehilfe für Erwachsene gestimmt. Die Vorlage sieht vor, dass unheilbar kranke erwachsene Patienten unter bestimmten Voraussetzungen das Recht auf einen medizinisch begleiteten Suizid erhalten. So müssen sich zwei Ärzte darin einig sein, dass der unheilbar Kranke keine sechs Monate mehr zu leben hat und somit die Möglichkeit haben sollte, den Ablauf und Zeitpunkt des Todes selbst zu bestimmen. Der Ausgang der Volksbefragung zur Sterbehilfe gilt als bindend: Ein entsprechendes Gesetz zum medizinisch begleiteten Suizid müsste nun binnen eines Jahres in Kraft treten.

Finnland: Psychotherapie-Notizen gehackt

In Finnland haben Hacker vertrauliche Notizen über Psychotherapie-Sitzungen von zehntausenden Patienten gestohlen. Offenbar wurden die Daten des privaten Psychotherapie-Anbieters Vastaamo, der 25 Therapiezentren betreut, bereits vor zwei Jahren gestohlen. Im Darknet soll eine zehn Gigabyte große Datei mit Notizen von mindestens 2.000 Patienten kursieren. Viele von ihnen berichten, von den Hackern per E-Mail erpresst worden zu sein, rund 200 Euro in Form von Bitcoins zu ermitteln. Andernfalls würden die Daten im Internet veröffentlicht. Tausende Betroffene haben bereits Anzeige erstattet; die Polizei ermittelt unter anderem wegen schwerer Erpressung.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2020