Psoriasis: Gezielt blockieren

25.01.2020 | Medizin


Durch den speziellen Ansatzpunkt – die gezielte Blockade der Rezeptor-Untereinheit des IL­-Rezeptors – bietet sich eine neue therapeutische Strategie bei der Behandlung der Psoriasis.

Psoriasis ist keine Erkrankung, die nur die Haut allein betrifft“, betonte Univ. Prof. Adrian Ta­new von der Universitätsklinik für Dermato­logie der Medizinischen Universität Wien bei einer Veranstaltung vor Journalisten in Kopenhagen. Demnach zeigt sich bei Menschen, die an Psoriasis leiden, eine erhöhte Prävalenz für Rheumato­ide Arthritis, Metabolisches Syndrom, M. Crohn, Diabetes mellitus, Colitis ul­cerosa, ischämische Herzerkrankungen, Hypertonie und Übergewicht.

Psoriasis betrifft alle Altersgruppen, beide Ge­schlechter sind gleichermaßen betroffen. Psoria­sis kann sich auch an Nägeln und Gelenken manifes­tieren und ist mit einer Reihe von Komorbiditäten assoziiert.

Die Prävalenz der Psoriasis reicht bei Erwachsenen von 0,51 Prozent bis zu 11,43 Prozent und bei Kindern (bis zu 18 Jahren) von Null bis zu 1,37 Prozent, wie ein systematischer Überblick über die weltweite Epidemiologie der Psoriasis zeigt. Darüber hinaus hat sich zwischen 1970 und 2000 die jährliche Inzidenz der Psoriasis nahezu verdoppelt. Die Gründe dafür sind unbe­kannt; sie könnten jedoch eine Vielzahl von Ursachen haben – das beinhaltet auch eine Veränderung der Inzidenz oder Verän­derung in den diagnostizierten Mustern über die Zeit.

Sieht man sich die Art der Psoriasis an, findet man in 75 Prozent chronische Psoriasis Plaques, Psoriasis guttata (15 Prozent), in­verse Psoriasis (zwölf Prozent), lokalisierte pustulöse Psoriasis (acht Prozent), Erythrodermische Psoriasis (sieben Prozent) so­wie generalisierte pustulöse Psoriasis (vier Prozent), wie sich
im Zuge einer Erhebung an 17.990 Patienten zeigte.

Die Psoriasis selbst hat einen signifikanten negativen Einfluss auf die Health Related Quality of Life: Das betrifft das allgemei­ne emotionale Wohlbefinden ebenso wie die Arbeitsproduk­tivität mit der Fähigkeit, das tägliche Leben zu genießen. Die Besonderheit dieses Biologikums: Brodalumab blockiert ge­zielt die Rezeptor­Untereinheit A des IL 17­Rezeptors. Bei der Substanz handelt es sich um eine rekombinanten humanen monoklonalen Antikörper. In der Phase III­-Studie AMAGINE 1wurde die Effizienz der Substanz an Erwach­senen mit chronischen Psoriasis-­Plaques getestet. Dafür wurden zwischen 2012 und 2014 insgesamt 661 Betroffene in den USA, Kanada und Europa aufgenom­men. Einschlusskriterien waren Pati­enten, die an einer stabilen Plaque­-Psoriasis für sechs Monate oder länger litten, mit einem PASI­ (Pso­riasis Area and Severity) Index von zwölf oder mehr, einem sPGA (static Physician’s Global Assessment) Score von drei oder mehr und wenn der Anteil der betroffenen Hautareale zehn Prozent oder mehr betrug. Die Patienten erhielten alle zwei Wochen Brodalumab (210 oder 140 mg) oder ein Placebo. Nach zwölf Wochen zeigte sich bei 83 Prozent (unter 210 mg) und bei 60 Prozent (140mg) ein Rückgang im PASI­-Score um 75 Prozent. Zum Vergleich: in der Gruppe unter Placebo war dies nur bei drei Prozent der Betroffenen der Fall. Bei 76 Prozent (210mg) sowie bei 54 Prozent (140mg) wurde eine Abheilung nahezu oder vollständig (sPGA) erzielt; unter Placebo war es ein Prozent. 

Neben einem gesteigerten Infektionsrisiko gab es vermehrt Candida-Infektionen. Defekte in den IL 17­Achsen­Genen sind assoziiert mit chronischer mukokutaner Candidiasis. Der Ein­satz von Brodalumab sollte vermieden werden bei einer chro­nisch entzündlichen Darmerkrankung; ebenso auch dann, wenn es in der Anamnese Depressionen gab oder Suizidgedanken.

Die US­-amerikanische FDA (Food and Drug Administration) hat Brodalumab im Feber 2017 für die Behandlung der mittel­schweren bis schweren Psoriasis zugelassen; die Zulassung durch die Europäische Kommission erfolgte im Juli 2017.

Quellen: Michalek IM et al/Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 2016; Dubertret L/Britisch Journal of Derma-tology 2006; Roman M und Chiu MW/Drug Design, Development and Therapy 2017

Compliance-Hinweis: Dieser Beitrag entstand auf Einladung von LEO Pharma.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.1.2020