Kurz und infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.06.2020 | Medizin


Throm­bek­to­mie nach Insult: Dauer beein­flusst Prognose

Je kür­zer die Beatmungs­zeit bei der mecha­ni­schen Throm­bek­to­mie nach einem Insult ist, umso bes­ser die Pro­gnose. Zu die­sem Ergeb­nis kom­men Exper­ten um Simon Fandler­Höfler von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neu­ro­lo­gie der Med­Uni Graz. Sie ana­ly­sier­ten die Daten der ver­gan­ge­nen acht Jahre, in denen rund 450 Men­schen einen Insult erlit­ten hat­ten und eine Throm­bek­to­mie not­wen­dig war. Wurde län­ger als sechs Stun­den beatmet, war dies mit einem drei­fach erhöh­ten Risiko für eine Pneu­mo­nie ver­bun­den. Außer­dem zeigte sich, dass aus­ge­prägte Blut­druck­ab­fälle wäh­rend des Ein­griffs mit einer schlech­te­ren Pro­gnose asso­zi­iert sind.
APA/​European Jour­nal of Neurology

220 Mil­lio­nen

Men­schen welt­weit sind durch mit Arsen ver­un­rei­nig­tes Grund­was­ser bedroht. Dies ver­deut­licht das glo­bale Risi­ko­mo­dell des Was­ser­for­schungs­in­sti­tuts der ETH Zürich zur Grund­was­ser-Arsen­ver­schmut­zung. Betrof­fen sind vor allem Men­schen in Süd- und Süd­ost­asien sowie in der Sahel­zone.
APA­Sci­ence

3D-Modell ver­bes­sert Schmerzbekämpfung

Um den Vagus am Ohr gezielt elek­trisch sti­mu­lie­ren zu kön­nen, musste man sich bei der Posi­tio­nie­rung der Elek­tro­den bis­her auf Erfah­rungs­werte ver­las­sen. Mit Hilfe von Schnitt­bil­dern von Gewe­be­pro­ben haben For­scher um Euge­ni­jus Kani­usas vom Insti­tut für Micro­wave and Cir­cuit Engi­nee­ring der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien ein hoch­auf­lö­sen­des drei­di­men­sio­na­les Ohr­mo­dell erstellt. So kön­nen sie die opti­male Sti­mu­la­tion mit Nadel­elek­tro­den berech­nen. Dabei gehe es laut den Wis­sen­schaf­tern nicht nur um die beste Posi­tio­nie­rung, son­dern auch darum, wel­che elek­tri­schen Signale – deren Stärke und zeit­li­cher Ver­lauf – ver­wen­det wer­den soll­ten. Die Wirk­sam­keit des Simu­la­ti­ons­mus­ters bestä­tigte sich in Tests an Per­so­nen mit chro­ni­schen Schmer­zen. „Vor allem bei Men­schen mit chro­ni­schen Schmer­zen, die bereits aus­the­ra­piert sind und bei denen Medi­ka­mente kei­nen Nut­zen mehr brin­gen, ist die Vagus­Stimulation eine oft ret­tende Mög­lich­keit“, so Kani­usas.
APA/​Frontiers in Neuroanatomy

Neuer Wirk­stoff für HIV-Prophylaxe

Der Wirk­stoff Cabo­ter­avir hat sich bei der Pro­phy­laxe von HIV als wirk­sa­mer erwie­sen als die bis­he­rige Standard­Therapie. Die Sub­stanz, die alle zwei Monate intra­ve­nös ver­ab­reicht wer­den muss, wirkte bei Män­nern, die mit ande­ren Män­nern Geschlechts­ver­kehr hat­ten, um 69 Pro­zent effek­ti­ver. Des­we­gen wurde die kli­ni­sche Stu­die mit Cabo­ter­avir vor­zei­tig abge­bro­chen. Eine ähn­li­che Stu­die zur HIV­Prophylaxe bei Frauen läuft der­zeit noch. Der Her­stel­ler will nun mit den zustän­di­gen Behör­den Gesprä­che über eine Markt­zu­las­sung füh­ren.
APA

Künst­li­che Pro­te­ine als Basis für Impfstoffe

Wis­sen­schaf­ter der ETH Lau­sanne (EPFL) design­ten im Labor künst­li­che Pro­te­ine, die das Immun­sys­tem zur Bil­dung von Anti­kör­pern gegen ein bestimm­tes Virus ver­an­lass­ten. Im Tier­mo­dell tes­te­ten die For­scher die Wirk­sam­keit gegen das Respi­ra­tory Sycy­tial Virus (RSV). Bruno Cor­reia, Pro­fes­sor am Labo­ra­tory of Pro­tein Design & Immu­noen­gi­nee­ring (LPDI), dazu: „Unsere Ergeb­nisse sind ermu­ti­gend, denn sie deu­ten dar­auf hin, dass wir eines Tages in der Lage sein wer­den, Impf­stoffe zu ent­wi­ckeln, die geziel­ter gegen bestimmte Viren wir­ken.“
APA/​Science

Hepa­ti­tis D erhöht Risiko für Leberkarzinom

Men­schen, die an Hepa­ti­tis D lei­den, haben ein drei­fach höhe­res Risiko für ein hepa­to­zel­lu­lä­res Kar­zi­nom als die­je­ni­gen mit Hepa­ti­tis C. Das konn­ten Wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­tät Genf und des Gen­fer Uni­ver­si­täts­spi­tals (HUG) in einer sys­te­ma­ti­schen Lite­ra­tur­stu­die nach­wei­sen, bei der 100.000 Krank­heits­ver­läufe ver­gli­chen wur­den. Nur Men­schen, die an Hepa­ti­tis B erkrankt sind, kön­nen sich auch mit Hepa­ti­tis D infi­zie­ren. Der Impf­stoff gegen Hepa­ti­tis B schützt dem­nach auch gegen das Hepa­ti­tis D­Virus. Schät­zun­gen zufolge sind welt­weit bis zu 60 Mil­lio­nen Men­schen mit Hepa­ti­tis D infi­ziert.
APA/​Journal of Hepatology

3D­-Modelle erleich­tern Kinderchirurgie

Mit Hilfe von 3D­-Ultra­schall, CT und MRT erstel­len Michael Wag­ner und Tobias Wert­her von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Kinder­ und Jugend­heil­kunde exakte, digi­tale Modelle und set­zen sie mit­tels addi­ti­ver Fer­ti­gung im 3D­Druck in ana­to­mi­sche Modelle um. Im Zuge die­ses vom Com­pre­hen­sive Cen­ter for Pedia­trics durch­ge­führ­ten Pro­jekts wer­den kind­li­che Ana­to­mien und indi­vi­du­elle Patho­lo­gien mit­tels 3D­Druck exakt nach­ge­bil­det. So las­sen sich bei­spiels­weise chir­ur­gi­sche Ein­griffe detail­liert pla­nen, simu­lie­ren und trai­nie­ren.
APA/​MedUni Wien

Cho­le­ste­rin­werte fal­len welt­weit

Anhand der Daten von mehr als 100 Mil­lio­nen Men­schen in 200 Län­dern haben Wis­sen­schaf­ter des Impe­rial Col­lege Lon­don und der Med­Uni Inns­bruck die Ent­wick­lung der Cho­le­ste­rin­spie­gel von 1980 bis 2018 berech­net. Fazit: Das Gesamt­cho­le­ste­rin ist welt­weit in den ein­kom­mens­star­ken Indus­trie­län­dern (Nord­ame­rika und Nord­Westeuropa) gesun­ken, in ein­kom­mens­schwa­chen (beson­ders in Ost­ und Süd­ost­asien) jedoch gestie­gen. Die­ses Resul­tat war laut den Wis­sen­schaf­tern erwart­bar, da einer­seits in den west­li­chen Indus­trie­staa­ten das Risi­ko­be­wusst­sein für hohe Cho­le­ste­rin­werte gestie­gen ist und ande­rer­seits mit den Sta­ti­nen eine wirk­same The­ra­pie zur Ver­fü­gung steht. In Öster­reich ist das mitt­lere Gesamt­cho­le­ste­rin von 1980 bis 2018 bei Män­nern von 232 mg/​dl auf 193 mg/​dl, bei Frauen von 228 mg/​dl auf 189 mg/​dl zurück­ge­gan­gen. Die Trends für Öster­reich basie­ren auf Daten der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Neu­ro­lo­gie, der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Päd­ia­trie II, von Univ. Prof. Hanno Ulmer vom Depart­ment für Medi­zi­ni­sche Sta­tis­tik, Infor­ma­tik und Gesund­heits­öko­no­mie der Med­Uni Inns­bruck in Koope­ra­tion mit dem Arbeits­kreis Vorsorge­ und Sozi­al­me­di­zin (aks) in Bre­genz.
APA/​Nature

Pathome­cha­nis­mus beim Medul­loblas­tom iden­ti­fi­ziert

Mit Hilfe von post­ge­no­mi­schen Ana­ly­se­ver­fah­ren konn­ten Che­mi­ker und Ärzte um Chris­toph Ger­ner den Krank­heits­me­cha­nis­mus beim Medul­loblas­tom klä­ren. Ger­ner, der die Pro­fes­sur für Trenn­tech­ni­ken und Bio­ana­ly­tik an der Fakul­tät für Che­mie der Uni­vers­ti­tät Wien inne­hat – unter­suchte mit sei­nem Team den Protein­, Stoffwechsel­, Blutfett­ und Lipidhaus­halt im Gewebe, das den Tumor umgibt. Fazit: Die Makro­pha­gen bil­den Pro­te­ine, die den Tumor direkt unter­stüt­zen. Wei­ters erzeu­gen die Makro­pha­gen Lipidhor­mone, die zusätz­lich den Stoff­wech­sel zuguns­ten des Medul­loblas­toms ver­än­dern. Ebenso wur­den cha­rak­te­ris­ti­sche Tumor-Mar­ker iden­ti­fi­ziert. „Über unse­ren Multiomics­Ansatz haben wir einen sehr effi­zi­en­ten Pathome­cha­nis­mus beim Medul­loblas­tom ent­de­cken kön­nen, der unab­hän­gig von den gene­ti­schen Eigen­schaf­ten der Tumor­zel­len ent­ste­hen kann und die Ent­wick­lung ganz neuer the­ra­peu­ti­scher Stra­te­gien ermög­li­chen wird“, so Ger­ner.
Med­Uni Wien/​Cancers MDPI

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 12 /​25.06.2020