Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.04.2020 | Medizin

COVID-19: Remdesivir bei schwerem Verlauf
Der Zustand von mehr als zwei Drittel schwer an COVID-19 erkrankten Personen hat sich nach der Behandlung mit Remdesivir verbessert. Das zeigen erste Daten einer Untersuchung, die auf der Beobachtung von mehreren Dutzend stationär betreuten Betroffenen beruht. Das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Remdesivir ist als Arzneimittel noch nicht zugelassen. APA/NEJM

In klinischen Tests: Baricitinib
Mit dem ursprünglich bei der Behandlung der Neurodermitis eingesetzten Baricitinib soll in den USA noch im April eine Studie beginnen, um die Wirksamkeit zu prüfen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde zwischen dem Hersteller Eli Lilly und dem Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten geschlossen. Die Studie soll in der Folge auf Europa und Asien ausgeweitet werden; erste Ergebnisse sollen innerhalb von zwei Monaten vorliegen.

47 verschiedene Medikamente benötigen Menschen, die wegen eines schweren Verlaufs von COVID-19 intensivmedizinisch betreut werden müssen und an ein Beatmungsgerät angeschlossen sind. Dazu zählen u.a. Anästhetika wie Fentanyl, Propofol, Ketamin, aber auch Lorazepam und Morphin.

Impfstoff: voraussichtlich 2021

An einem Impfstoff gegen SARSCoV-2 arbeiten die beiden Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline. Erste klinische Tests für einen entsprechenden Impfstoff sollen in der zweiten Hälfte dieses Jahres beginnen. Verlaufen diese erfolgreich, könnte ein Impfstoff in der zweiten Jahreshälfte 2021 verfügbar sein. Auch der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer will zusammen mit dem deutschen Biotech-Unternehmen BioNTech noch im April mit einer Phase 1-Studie für einen COVID-19-Impfstoff starten. Die Studie soll vor allem in den USA und Europa – und hier hauptsächlich in Deutschland – durchgeführt werden. Indessen lässt China zwei experimentelle Impfstoffe für Humantests zu. Der Impfstoff wurde von Sinovac Biotech in Zusammenarbeit mit dem Institute of Biological Products, einer Tochtergesellschaft der staatlichen China National Pharmaceutical Group in Wuhan, entwickelt.

Voraussetzung für „Spillover“: intensiver Mensch-Tier-Kontakt
Die Jagd auf wilde Tiere, deren Handel und die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume führt zu immer engerem Kontakt mit dem Menschen, sodass es zum „Spillover“ kommt: Krankheitserreger springen vom Tier auf den Menschen. US-amerikanische Forscher um Christine Johnson von der Veterinärmedizinischen Fakultät der University of California haben im Rahmen einer Studie mehr als 140 Viren untersucht. Bei einem Abgleich mit der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutz-Union zeigte sich, dass domestizierte Tiere, Primaten, Fledermäuse und Ratten mit etwa 75 Prozent die meisten zoonotischen Viren in sich trugen. Durch die Häufigkeit und die Intensität des Kontakts zwischen Menschen und Wildtieren werden die perfekten Bedingungen für das „Spillover“ der Viren geschaffen, erklärt Johnson. APA/Proceedings of the Royal Society B

New Yorker Corona-Virus stammt aus Europa
Nach der Untersuchung des Virus-Genoms in zwei unterschiedlichen New Yorker Gruppen kommen zwei Wissenschafterteams zum Schluss: Bei der Mehrheit der Fälle wurde das Virus durch Reisende aus Europa und nicht aus Asien eingeschleppt. Genforscher Harm van Bakel von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai und auch Forscher der New York University Grossman School of Medicine in New York hatten seit Mitte März das Virus-Genom von New Yorkern untersucht. Ein weiteres Ergebnis: Das Virus zirkulierte bereits seit Mitte Feber in der Metropole, noch bevor der erste bestätigte Fall bekannt wurde. Mit Hilfe von breit angelegten Testprogrammen hätte das laut den Forscherteams entdeckt werden können. APA

Corona: möglicherweise intrauterine Übertragung
Unter allen 81.000 Infektionen, die bis Mitte März in China gemeldet wurden, haben chinesische Wissenschafter um Zhi-Jiang Zhang von der Universität Wuhan vier Neugeborene identifiziert, die mit dem Corona-Virus infiziert waren. Alle vier Babys wiesen nur leichte Symptome auf. Die Mütter waren ebenfalls infiziert; drei von ihnen zeigten unmittelbar vor der Entbindung COVID-19-Symptome. Die Kinder wurden per Sectio entbunden; drei von ihnen wurden unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern isoliert und auch nicht gestillt. „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass das Virus in der Gebärmutter übertragen werden kann“, so die Forscher. Allerdings räumen sie ein, dass auch andere Übertragungswege nicht ganz ausgeschlossen werden können. APA/European Respiratory Journal

USA: Atemmasken werden sterilisiert
Für insgesamt 415 Millionen US-Dollar (380 Millionen Euro) hat die US-amerikanische Regierung Anlagen bestellt, mit denen bereits benutzte Atemschutzmasken sterilisiert werden können. Diese 60 Anlagen können jeweils täglich bis zu 80.000 Masken sterilisieren und sollten im Mai einsatzbereit sein. Die Masken werden 2,5 Stunden lang mit Wasserstoffperoxid-Dampf behandelt. Auf diese Weise können wöchentlich 34 Millionen Masken sterilisiert werden; laut einer behördlichen Ausnahmeregelung bis zu 20 Mal. APA

Große Fallzahlen in Italien: auch Smog mitverantwortlich

Smog, die starke Bevölkerungskonzentration und das hohe Alter der Menschen sind Co-Faktoren, warum die Corona-Pandemie Italien besonders stark getroffen hat. Das hat ein Team von Wissenschaftern der Universität Catania herausgefunden. In den norditalienischen Industrie-reichen Regionen Lombardei, Emilia Romagna, Piemont und Venetien sind die Temperaturen im Winter niedriger als im Rest Italiens; hier tritt auch die saisonale Influenza stärker auf als beispielsweise in Mittel- oder Süditalien, die von der aktuellen Corona-Pandemie zum Großteil verschont geblieben sind. APA

Häufig Riechstörungen bei SARS-CoV
Derzeit existieren lediglich einzelne Erfahrungsberichte aus Südkorea und Deutschland, die zeigen, dass Riechstörungen zwischen 30 und 66 Prozent mit SARS-CoV-2 assoziiert sind. Univ. Prof. Christian Müller von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am AKH Wien hat mit seiner Forschungsgruppe in Kooperation mit Bertold Renner von der Technischen Universität Dresden einen Riechtest zur retronasalen Wahrnehmung von Gerüchen entwickelt. Dieser Test wird nun bei Patienten mit Riechstörungen nach einer bestätigten SARSCoV-2-Infektion eingesetzt. Auf diese Weise können trotz Heimquarantäne Schwergrad und Dauer des Riechverlusts objektiviert werden. Die Betroffenen erhalten einen Screening-Riechtest mit sieben „Riechbonbons“, die auf der Zunge platziert und gelutscht werden müssen; der richtige Geruchsstoff muss identifiziert und auf einem Fragebogen angekreuzt werden. Im Zuge der Studie sollen Prävalenz, Schweregrad, Dauer sowie der Verlauf von Riech- und Schmeckstörungen im Zuge einer Infektion mit dem Corona-Virus ermittelt werden. MedUni Wien

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2020