Kurz und infor­ma­tiv: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

10.11.2020 | Medizin

Mor­gen­sport senkt Karzinomrisiko

Erst­au­tor Jakob Weit­zer sowie Co-Autorin Kyriaki Papan­to­niou von der Abtei­lung für Epi­de­mio­lo­gie an der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien haben zusam­men mit spa­ni­schen Wis­sen­schaf­tern bei 2.795 Teil­neh­mern die Hypo­these unter­sucht, ob mor­gend­li­cher Sport das Risiko für ein Mammakarzinom/​Prostatakarzinom stär­ker senkt als Sport zu einem ande­ren Tages­zeit­punkt. Ergeb­nis: Der schüt­zende Effekt von Sport ist am stärks­ten bei kör­per­li­cher Betä­ti­gung zwi­schen acht und zehn Uhr mor­gens. Bei Män­nern ist die­ser Effekt jedoch auch ähn­lich stark bei regel­mä­ßi­ger kör­per­li­cher Betä­ti­gung zwi­schen 19 und 23 Uhr. Die Hypo­these beruht auf den Ergeb­nis­sen einer expe­ri­men­tel­len Stu­die, wonach kör­per­li­che Akti­vi­tät am Nach­mit­tag oder Abend den Mela­to­nin-Rhyth­mus nach hin­ten ver­schie­ben kann. Der Chro­no­typ – Mor­gen- oder Abend­mensch – spielt dabei eben­falls eine Rolle: Mor­gen­sport ist für Abend­men­schen beson­ders gut. „Der Zeit­punkt der kör­per­li­chen Akti­vi­tät kann sich offen­sicht­lich auf den Sexu­al­hor­mon- und Mela­to­nin-Rhyth­mus aus­wir­ken sowie auf den Nähr­stoff­me­ta­bo­lis­mus. Das könnte unsere Ergeb­nisse erklä­ren“, resü­mie­ren die For­scher. APA/​International Jour­nal of Cancer

Baby­fla­schen geben Mikro­plas­tik ab

Ein bis zwei Mil­lio­nen Par­ti­kel Poly­pro­py­len neh­men Kin­der täg­lich mit der Nah­rung aus Baby­fla­schen auf, die aus Poly­pro­py­len bestehen; vor allem das Erhit­zen erhöht die Belas­tung. For­scher des Tri­nity Col­lege Dub­lin prüf­ten, was pas­siert, wenn die Fla­schen zuerst für Ste­ri­li­tät aus­ge­kocht und die Baby­nah­rung dann mit etwa 70 Grad Cel­sius hei­ßem Was­ser auf­ge­schüt­telt wird – so die emp­foh­lene Zube­rei­tungs­an­lei­tung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­tion (WHO). Der Anteil an nach­weis­ba­ren Mikro­par­ti­keln in Baby­nah­rung und destil­lier­tem Was­ser unter­schied sich nicht signi­fi­kant. Jedoch fan­den die Wis­sen­schaf­ter bei der Prü­fung der Kon­zen­tra­tion im Was­ser, das dem Pro­ze­dere aus­ge­setzt wurde, Werte zwi­schen einer Mil­lion und 16 Mil­lio­nen PP-Par­ti­kel pro Liter. Je nach­dem, wie viel in den 48 unter­such­ten Welt­ge­gen­den gestillt wird, neh­men die Kin­der zwi­schen 14.600 und 4,5 Mil­lio­nen Par­ti­kel pro Tag auf – am meis­ten in bestimm­ten Tei­len Euro­pas sowie in den USA und Aus­tra­lien. Fläsch­chen mit Poly­pro­py­len-Antei­len machen mehr als 80 Pro­zent der welt­wei­ten Ver­käufe aus. APA/​Nature Food

5x

solange wie das Influ­enza-Virus kann das Corona-Virus auf der mensch­li­chen Haut über­le­ben. Einer Stu­die von japa­ni­schen For­schern zufolge bleibt SARS-CoV‑2 bis zu neun Stun­den aktiv, währ­ten das Influ­enza A‑Virus nur 1,8 Stun­den über­lebt. Beide Viren kön­nen inner­halb von 15 Sekun­den durch das in Hand-Des­in­fek­ti­ons­mit­teln ent­hal­tene Etha­nol abge­tö­tet wer­den. APA/​Clinical Infec­tious Diseases

3D-Blick in Tumore

Wis­sen­schaf­ter der TU Mün­chen, der TU Wien sowie der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien haben eine Methode ent­wi­ckelt, anhand derer mit einem che­mi­schen Ver­fah­ren Gewebs­pro­ben von Mam­ma­kar­zi­no­men durch­sich­tig gemacht wer­den kön­nen. Dabei wer­den dem Gewebe die Pig­mente ent­zo­gen, ihre Struk­tur jedoch nicht ver­än­dert. Die auf diese Weise nun trans­pa­rente Probe wir unter einem Ult­ra­mikro­skop mit Laser­licht kom­plett durch­leuch­tet und in den Com­pu­ter trans­fe­riert. Dadurch las­sen sich vir­tu­ell belie­bige Schnitte durch den Tumor machen. Hans Ulrich Dodt vom Insti­tut für Fest­kör­per­elek­tro­nik der TU Wien ist über­zeugt davon, dass die Methode die Patho­lo­gie revo­lu­tio­nie­ren wird: „In kür­ze­rer Zeit als bis­her kann eine grö­ßere Ver­läss­lich­keit bei den Unter­su­chun­gen erzielt wer­den.“ Außer­dem dürfte die neue 3D-Methode in Zukunft auch ganz neue Ein­bli­cke in die Krebs­ent­wick­lung erlau­ben. APA/​Scientific Reports

Myo­kard­in­farkt: neuer Anti­kör­per­test zur Früherkennung

Eine Test­me­thode, die ein Hun­derts­tel der Tro­po­nin-I-Menge drei bis sechs Stun­den nach einer Myo­kard-Schä­di­gung im Blut misst, haben öster­rei­chi­sche Wis­sen­schaf­ter ent­wi­ckelt. For­scher des Kom­pe­tenz­zen­trums für ange­wandte Elek­tro­che­mie und Ober­flä­chen­tech­no­lo­gie (CEST) in Wie­ner Neu­stadt sowie der Bio­sen­sor Tech­no­lo­gies-Gruppe des Aus­trian Insti­tute of Tech­no­logy (AIT) in Tulln detek­tier­ten mit Hilfe von Com­pu­ter­mo­del­len und Labor­ex­pe­ri­men­ten ein Epi­top an Troponin‑I, das von einem Anti­kör­per erkannt wird. Dort haf­tet er an; wird mit Hilfe eines zwei­ten Anti­kör­pers mit einem fluo­res­zie­ren­den Farb­stoff mar­kiert und mit der Ober­flä­chen-Plas­mo­nen-Fluo­res­zenz-Spek­tro­sko­pie nach­ge­wie­sen. Mit dem Test könnte ein Sys­tem zum bes­se­ren Erfas­sen von Früh­sta­dien eines Myo­kard­in­farkts auf­ge­baut wer­den, so die Wis­sen­schaf­ter. APA/​Royal Society Open Sci­ence

Mikro­ben schwä­chen C. difficile-Infektion

Mit der Frage, ob es Kom­men­sa­len gibt, die sich von den glei­chen Zuckern in der Darm-Mukosa ernäh­ren wie Clos­tri­dium dif­fi­cile, haben sich For­scher um Univ. Prof. David Berry vom Insti­tut für Lebens­mit­tel­che­mie und Toxi­ko­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien befasst. Zusam­men mit Kol­le­gen aus Deutsch­land und der Schweiz haben sie am Maus­mo­dell Bak­te­rien ein­ge­setzt, von denen die Wis­sen­schaf­ter anhand einer Mar­kie­rungs­me­thode 51 iden­ti­fi­zie­ren konn­ten. Anschlie­ßend unter­such­ten sie, ob die Gabe von fünf die­ser Mikro­or­ga­nis­men eine C. dif­fi­cile-Infek­tion ver­hin­dern kann. Dies gelang zwar nicht zur Gänze, jedoch konnte die Infek­tion abge­schwächt wer­den. Ver­mut­lich ist eine Mischung mit wei­te­ren Mikro­or­ga­nis­men, die um die glei­chen Ener­gie­quel­len kon­kur­rie­ren, erfor­der­lich. APA/​Nature Communications

Smart­watch misst Sauerstoffsättigung

Die neue Smart­watch kann bei ihren Trä­gern den Sau­er­stoff­ge­halt im Blut mes­sen. Die Puls­o­xi­me­trie funk­tio­niert mit Hilfe eines inno­va­ti­ven Sen­sors, der rotes und infra­rotes Licht nutzt und so die Farbe des Blu­tes erkennt. Außer­dem kann die Smart­watch EKGs schrei­ben. Sie ver­fügt über einen bis zu 20 Pro­zent schnel­le­ren Chip als die Vor­gän­ger­mo­delle. APA

Ana­ly­se­platt­form für indi­vi­dua­li­sierte Tumortherapie

Eine digi­tale Scree­ning-Platt­form, um die maß­ge­schnei­derte Behand­lung von Tumor­pa­ti­en­ten wei­ter vor­an­zu­trei­ben, hat kürz­lich das Gra­zer K1-Zen­trum Cen­ter for Bio­mar­ker Rese­arch in Medi­cine (CBmed) instal­liert. Kon­kret sol­len die aus Tumor­zel­len von Pati­en­ten­ge­webe gewon­ne­nen Genom- und Meta­bo­lom-Ana­ly­sen mit Wirk­pro­fi­len meh­re­rer Medi­ka­mente zusam­men aus­ge­wer­tet und die best­mög­li­che The­ra­pie gefun­den wer­den. Die Basis dafür bil­det die vom Sam­sung Medi­cal Cen­ter in Seoul unter der Lei­tung von Dohyun Nam auf­ge­baute Drug-Scree­ning Platt­form zur Erstel­lung von Wir­kungs­pro­fi­len von Medi­ka­men­ten auf Zell­kul­tur­ebene, mit denen die Gra­zer Wis­sen­schaf­ter koope­rie­ren. APA

Explo­si­ons­ge­fahr durch Hand-Desinfektionsmittel

Je nach Etha­nol-Gehalt liegt der Flamm­punkt von Hand-Des­in­fek­ti­ons­mit­teln zwi­schen 17 und 21 Grad Cel­sius. Daher kann schon bei Raum­tem­pe­ra­tur ein ent­zünd­li­ches Dampf-Luft­ge­misch ent­ste­hen. Mög­li­che Zünd­quel­len sind Ker­zen, Ziga­ret­ten, Elek­tro­ge­räte oder elek­tro­sta­ti­sche Auf­la­dung. Das Risiko für eine Explo­sion ist dabei umso grö­ßer, wenn bei hoher Umge­bungs­tem­pe­ra­tur der Innen­druck in geschlos­se­nen Fläsch­chen, Fla­cons, Dosen oder ande­ren Behält­nis­sen steigt. Wenn man zu Hand-Des­in­fek­ti­ons­mit­tel greift, sollte man dar­auf ach­ten, dass das Pro­dukt gründ­lich ver­duns­ten kann und min­des­tens 30 Sekun­den trock­net, bevor poten­ti­ell gefähr­li­che Gegen­stände berührt wer­den. APA

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 21 /​10.11.2020