Kurz und informativ: Corona-Virus

10.06.2020 | Medizin


ÖÄK-Kritik an „Acute Community Nurses“

Vor einer gefährlichen Aushöhlung von medizinischen Kompetenzen warnt ÖÄK-Präsident Univ. Prof. Thomas Szekeres angesichts des kürzlich in Niederösterreich präsentierten Projekts „Acute Community Nurses“. Seit Mitte Mai schickt der Notruf 144 Niederösterreich im Bezirk Bruck an der Leitha Absolventen von Fachhochschulen mit einer Notfallsanitäter-Ausbildung zu Akutfällen und Notfällen. Auf diese Vorgangsweise reagiert Szekeres mit Unverständnis: „Die Betreuung bei akuten gesundheitlichen Problemen kann nur in der Verantwortung von Ärztinnen und Ärzten liegen.“ Ähnlich reagiert auch der Präsident der Ärztekammer Niederösterreich, Christoph Reisner, der aus den Medien von diesem Projekt erfahren hat. „Die Ärztekammer als Vertreterin der Ärzteschaft war zu keinem Zeitpunkt in dieses Projekt eingebunden oder wurde zumindest darüber informiert. Selbst die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vor Ort wussten nicht über das Projekt Bescheid“. Gerade angesichts des guten Verhältnisses zu Notruf NÖ während der Corona-Krise sei nun das einseitige Vorgehen „umso unverständlicher“.

Impfen ist ärztliche Tätigkeit

„Impfen ist ausschließlich eine ärztliche Tätigkeit“, betonte ÖÄK-Präsident Univ. Prof. Thomas Szekeres anlässlich der kürzlich von den Landes-Gesundheitsreferenten geäußerten Überlegungen, wonach künftig auch Sanitäter oder Apotheker impfen dürfen sollen. „Die Gesundheits-Landesräte sollten unbedingt den Rat der Experten einholen, um die Patientensicherheit nicht zu gefährden“, betont Szekeres. Und der Leiter des ÖÄK-Impfreferates, Rudolf Schmitzberger, ergänzt: „Die Ordinationen arbeiten mit Notfallausrüstung und sind geschult im Notfallmanagement, Diese Sicherheit kann von Apotheken nie erreicht werden. Damit bestünde eine gesundheitsgefährdende Situation für die Bevölkerung. Darüber hinaus gehe es auch um die Feststellung der Impftauglichkeit, betont der Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin in der ÖÄK, Edgar Wutscher: „Diese kann nur durch einen Arzt erfolgen.“

Kein Nachweis für Ansteckung bei Berührung von Oberflächen

Obwohl bisher in keiner Studie Ansteckungen mit SARS-CoV-2 durch die Berührung von Oberflächen nachgewiesen werden konnte, sei dies laut WHO nach Erfahrung mit anderen Corona-Viren nicht auszuschließen. Demnach überlebt das Corona-Virus einer Studie zufolge auf Edelstahl und Plastik bis zu vier Tage, auf Glas bis zu zwei Tage und auf Stoff und Holz einen Tag. In einer anderen Studie war es bei Kupfer vier Stunden, bei Pappe 24 Stunden und bei Plastik und Edelstahl 72 Stunden. Auf der Außenseite einer medizinischen Gesichtsmaske überlebt das Virus bis zu sieben Tage. Während die WHO die Desinfektion von Waschbecken, Toiletten, elektronischen Geräten, Handläufen von Stiegen, Böden und Wänden als wichtig erachtet, rät sie vom Versprühen von Desinfektionsmitteln in Kliniken, Geschäften, Büros, Haushalten und auch im Freien ab. Straßen und Gehwege seinen kein Reservoir für Viren und es sei unwahrscheinlich, dass das Desinfektionsmittel auf unebenen Flächen lange genug wirken könne, um Erreger abzutöten, so die WHO. APA/WHO

Infektiosität schon vor Symptomen vorhanden

Schon vor den ersten Symptomen können Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind, anstecken sein. Das haben Forscher um Merle Böhmer vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit, vom Robert-Koch-Institut und von der Berliner Charité nach der Auswertung von Ansteckungsketten in 16 Fällen herausgefunden. In mindestens einem Fall habe ein Infizierter einen anderen angesteckt, ohne selbst Symptome gehabt zu haben; möglicherweise traf dies auch in fünf weiteren Fällen zu. In mindestens vier Fällen steckten sich andere an dem Tag an, an dem beim Infizierten die ersten Symptome auftraten; in diesen Zeitraum könnten auch fünf weitere Fälle fallen. Außerdem sei die Inkubationszeit, die durchschnittlich vier Tage beträgt, bei vielen Menschen nur sehr kurz gewesen, so die Forscher. APA/The Lancet Infectious Diseases

OP-Masken reduzieren Virus-Übertragung

Durch OP-Masken lässt sich die kontaktlose Übertragungsrate des Corona-Virus um mehr als 60 Prozent reduzieren. Das haben Forscher um Yuen Kwok-Yung von der Universität Hongkong im Tierversuch nachgewiesen. Für ihre Versuche setzten die Forscher infizierte Hamster neben einen Käfig mit gesunden Tieren gesetzt. Zwischen den beiden Käfigen wurden OP-Masken gespannt. Ohne chirurgische Maske infizierten sich zwei Drittel der Hamster binnen einer Woche. Bei den Tieren, die sich trotz Maske infizierten, war der Viren-Befall weniger stark als bei Infektionen ohne Maske. „Es ist deutlich geworden, dass das Maskentragen durch Infizierte, besonders, wenn sie keine Symptome zeigen, sehr viel wichtiger ist als alles andere“, erklärte Mikrobiologe Kwok-Yung, der 2003 das SARS-Virus entdeckt hat. APA

Obduktionen ergeben Lungen-Thrombosen

„Unsere Untersuchung zeigt, dass zwar die Schäden der Lunge der Ausgangspunkt der Erkrankung sind, aber die Folge sind häufig Thrombosen im Lungenkreislauf selbst und es sind auch andere Organe geschädigt“, erklärt Univ. Prof. Sigurd Lax von der Abteilung für Pathologie der Universität Linz. Das zeigten die Ergebnisse von elf Obduktionen von Personen, die an COVID-19 gestorben sind, in Wien, Graz und Linz. Demnach führt COVID-19 direkt in den Alveolen zu einer Entzündung. Aufgrund der Mitreaktion der kleinen Arterien wird häufig eine Blutgerinnung ausgelöst, die besonders bei Personen mit Vorerkrankung im Herz-Kreislaufsystem zur Bildung von Thrombosen führen kann. Ebenso betroffen sind Niere, Nebenniere, Leber, Bauchspeicheldrüse und lymphatisches System. Obwohl die Betroffenen präventiv antikoaguliert wurden, konnten diese COVID-19-bedingten Thrombosen nicht verhindert werden. APA/Annals of Internal Medicine

Zusammenhang mit Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome?

Noch ungeklärt ist, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) mit dem Corona-Virus gibt. Es scheint plausibel zu sein, erklärte das European Center for Disease Control (ECDC). Das Syndrom ähnelt dem Kawasaki-Syndrom, das zu einer vermutlich durch Bakterien oder Viren ausgelösten Überreaktion des Immunsystems führt. Insgesamt 230 Verdachtsfälle – Fieber, Bauchschmerzen und Herzprobleme – wurden seit Jahresbeginn gezählt; in Österreich wurden zwei solch schwere Erkrankungsfälle bei Kindern registriert: einer in Graz, einer in Wien. In Großbritannien und Frankreich hat es je einen Todesfall gegeben; in New York sind drei Kinder gestorben. APA

„Gurgelmethode“ als Alternative zum PCR-Test

Für die mitunter unangenehme Entnahme des Nasen-Rachen-Abstrichs für den PCR-Test zum Nachweis einer Corona-Infektion haben Forscher der Vienna COVID-19 Diagnostics Initiative (VCDI) eine Alternative entwickelt. Das rund einminütige Gurgeln einer Lösung reicht aus, um eine Probe zu gewinnen und den Virus-Nachweis zu ermöglichen. Entwickelt wurde der Ansatz von einem Team um Johannes Zuber vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie vom Vienna BioCenter. Mit Hilfe dieses Verfahrens, an dessen Entwicklung auch Institute der Universität Wien, der MedUni Wien, der Akademie der Wissenschaften und der Universität für Bodenkultur beteiligt waren, können rund 2.000 Tests pro Tag durchgeführt werden. In mehreren Versuchen konnten die Wissenschafter bisher „keinen Nachteil“ gegenüber dem Nasen-Rachen-Abstrich feststellen. APA

Negativer PCR trotz Infektion

Bei einem mit dem Corona-Virus infizierten Mann aus Freiburg fielen insgesamt drei Rachenabstriche negativ aus, berichteten Daniel Hornuß und seine Kollegen vom Universitätsklinikum Freiburg. Der 46-jährige Mann hatte bereits eine Woche lang Fieber und Husten, als er an die Uniklinik kam. Schließlich konnten die Experten Virus-Gene Sputum nachweisen. APA/Deutsche Medizinische Wochenschrift

Silber-Imprägniermittel für Masken

An der Fachhochschule Nordwestschweiz im Campus Muttenz nahe Basel haben Ingenieure ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem ein Wirkstoff, der Corona-Viren auf Schutzmasken abtötet, mit dem große Mengen dieses Mittels produziert werden können. Bei dem neuen Imprägniermittel werden winzige Silberpartikel neben Fetttröpfchen auf Stoff gewalzt. Diese Barriere reißt Virus-Bestandteile aus der Hülle, wodurch diese inaktiviert werden. Die Forscher testeten das Verfahren am Corona-Virus 229E, das SARS-CoV-2 sehr ähnlich ist. Bei den mit dem Imprägniermittel behandelten Masken reduzierte sich die Zahl der infektiösen 229E-Partikel im Vergleich zu unbehandelten Masken um 99,99 Prozent. Mit dem neu entwickelten Verfahren, das als Blaupause für Großproduktionen in der Schweiz, den USA, Australien und China dient, können nun mehrere Tonnen des neuen Mittels hergestellt werden. Hunderttausende solcher Masken wurden bereits auf den Markt gebracht; weitere zwei Millionen Stück sollen demnächst weltweit verteilt werden. APA

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2020