Kurz und informativ: Corona

25.11.2020 | Coronavirus, Medizin


Milder Verlauf mit sieben verschiedenen Formen

Ein Team der Medizinischen Universität Wien unter Leitung von Assoz. Prof. Winfried F. Pickl und Univ. Prof. Rudolf Valenta konnte nachweisen, dass sich ein milder Verlauf auf sieben Arten äußern kann. Anhand einer Studie mit 109 Corona-Genesenen und 98 Gesunden zeigten sich: 1) grippale Symptome (Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Husten); 2) Schnupfensymptome (Schnupfen, Niesen, trockener Hals, verstopfte Nase); 3) Gelenks- und Muskelschmerzen; 4) Augen- und Schleimhautentzündungen; 5) Lungenprobleme (Lungenentzündung, Kurzatmigkeit); 6) Magen-Darm-Probleme (Durchfall, Übelkeit, Kopfweh) sowie 7) Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns und andere Symptome. Außerdem hinterlässt die Infektion noch nach zehn Wochen deutliche immunologische Veränderungen. APA/Allergy

Blutgruppe 0 als COVID-Protektor

Personen mit Blutgruppe 0 erkranken seltener am Corona-Virus als jene mit Blutgruppe A, B oder AB. Das haben erste Studien nach Beginn der Pandemie ergeben. In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie mit 399 SARS-CoV-2 positiv getesteten Patienten der Uniklinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin der Medizinischen Universität Graz um Molekularbiologin Eva Maria Matzhold und Univ. Prof. Thomas Wagner wurden nun die chinesischen und europäischen Arbeiten bestätigt. Auf die Schwere des Verlaufs hat die Blutgruppe jedoch keine Auswirkungen, weswegen sich deren Bestimmung aktuell nicht als prognostischer Marker für den Verlauf eignet. Bei der Klärung des Pathomechanismus soll besonderes Augenmerk auf Isoagglutinine gelegt werden. APA

Dauerhafte Immunität unwahrscheinlich

Während nach der ersten Infektionswelle dieses Frühjahr im Juni 2020 sechs Prozent der britischen Bevölkerung Antikörper aufwiesen, waren es im September nur noch 4,4 Prozent, so die Erkenntnisse einer Studie aus England. Das deutet nach Ansicht von Wissenschaftern des Imperial College London nicht darauf hin, dass es nach einer durchgemachten Infektion einen langfristigen Schutz gibt. Bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen gab es weniger Veränderungen der Antikörper-Niveaus, was vermutlich mit der wiederholten Virus-Exposition korreliert. APA

Lockdown mindert globalen CO2-Ausstoß

Im ersten Halbjahr 2020 ist bedingt durch den Corona-Shutdown die Menge der CO2-Emissionen insgesamt um rund 1,6 Milliarden Tonnen oder 8,8 Prozent zurückgegangen. Das ergab eine Erhebung von Daten der Stromerzeugung in 31 Ländern, des täglichen Fahrzeugverkehrs in mehr als 400 Städten, von Passagierflügen und der Industrieproduktion. Die Studie, die in Zusammenarbeit der Tsinghua-Universität Peking, der University of California in Berkley und dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erstellt wurde, zeigte, dass die Emissionen im April dieses Jahres sogar um 16,9 Prozent abgenommen haben. Am stärksten wirkte sich die Situation auf den Verkehr aus: Hier zeigte sich weltweit im Vergleich mit dem Vorjahr ein Rückgang beim CO2-Ausstoß von 40 Prozent; im Energiebereich von minus 22 Prozent, in der Industrie minus 17 Prozent. Auf die langfristige durchschnittliche Entwicklung der Temperatur gibt es nach Ansicht der Forscher jedoch so gut wie keinen Effekt. APA/Nature Communications

Besserer Umgang mit Superspreading

Rund 100 wissenschaftliche Arbeiten zu Superspreadern in der COVID-19-Pandemie wurden im Rahmen einer internationalen Studie untersucht. Daran beteiligt war auch Lukas Zenk von der Abteilung für Wissens- und Kommunikationsmanagement der Donau-Universität Krems. Wie viele Personen ein Erkrankter ansteckt, variiere stark, so Zenk. Ein großes Kontaktnetzwerk, enger Kontakt in ungelüfteten Räumen, in „feuchtfröhlicher“ Atmosphäre unter Missachtung von Schutzmaßnahmen beschreibe ein „Superspreading-Event“. Einzelne Superspreader würden außerdem die zweite Welle trotz geringer Fallzahlen im Sommer erklären. Notwendig sei eine rasche Reaktion auf kurzfristige Veränderungen, aktuellere Daten und eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Institutionen, Ländern und Forschungsbereichen. APA/Environmental Research and Public Health

Dänemark: Cluster5-Virustyp bei Nerzen gefunden

Mindestens 214 Menschen haben sich mit ursprünglich bei Nerzen aufgetretenen Varianten des Corona-Virus infiziert – gab das dänische Gesundheitsinstitut SSI bekannt. Landesweit fand man SARS-CoV-2 in 216 Zuchtanlagen; die meisten Infizierten leben in der Region Nordjütland, wo es besonders viele Nerzfarmen gibt. Die Regierung ordnete daraufhin an, alle Nerze – 15 bis 17 Millionen Tiere – zu töten. Das Cluster5-Virus sei vom Tier auf den Menschen übertragbar; per se nicht gefährlicher, aber möglicherweise resistent gegen die in Entwicklung befindlichen Impfstoffe. APA

Studie erhebt Dunkelziffer

Mit der Erhebung der COVID-19-Dunkelziffer befasst sich eine vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie. Diese erstmals österreichweit durchgeführte Antikörperstudie erfolgt in Zusammenarbeit von Medizinischer Universität Wien, Rotem Kreuz und Statistik Austria. Analysiert werden die Daten von 5.000 Personen ab 16 Jahren, die per Zufall aus dem Zentralen Melderegister ermittelt werden. Die mehrteiligen Tests bestehen aus einem PCR-Abstrich, einem Antikörper-Schnelltest sowie einer Blutabnahme. Erste Ergebnisse sollen Mitte Dezember vorliegen. Ende April hatten Antikörpertests bei 300 Personen aus 27 Gemeinden mit einem hohen Anteil an positiven SARS-CoV2-Tests gezeigt, dass im Schnitt 4,71 Prozent Antikörper hatten. APA

Impfstoff: positive Zwischenbilanz

Der RNA-Impfstoff BNT162b2 des deutschen Unternehmens BioNtech und des US-amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer bietet einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor COVID-19 – ohne schwere Nebenwirkungen. Die entscheidende Phase-3-Studie begann Ende Juli 2020 in mehreren Ländern. Inzwischen haben mehr als 43.500 Probanden mindestens eine der beiden Impfungen, die im Abstand von drei Wochen verabreicht werden, erhalten. Mit einem Impfschutz ist eine Woche nach der zweiten Injektion zu rechnen. Insgesamt sollen sowohl die Schutzwirkung als auch etwaige Nebenwirkungen zwei Jahre lang beobachtet werden. BioNtech und Pfizer haben bereits die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt. 2020 sollen weltweit bis zu 50 Millionen Impfstoff-Dosen bereitgestellt werden können, 2021 bis zu 1,3 Milliarden Dosen. APA

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2020