Hauterkrankungen im Alter: UV-Licht: ein besonders wichtiger Einflussfaktor

25.10.2020 | Medizin


Auch wenn Rosacea, aktinische Keratosen, Basalzell- und Plattenepithelkarzinome und Melanome grundsätzlich in jedem Alter  auftreten, steigt das Risiko mit dem Alter deutlich an. Eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Hautläsionen spielt die Umwelt – vor allem UV-Exposition.
Laura Scherber

Neben altersspezifischen Hautkrankheiten wie Rosacea, aktinischen Keratosen, Basalzell- und Plattenepithelkarzinomen kommen auch alle anderen Hauterkrankungen bei älteren Menschen häufiger vor, weil „der Anteil der Älteren durch die demographische Entwicklung zunimmt“, spezifiziert Univ. Prof. Franz Trautinger von der Klinischen Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten des Universitätsklinikums St. Pölten.

Als Akne-ähnliche Erkrankung betrifft die Rosacea üblicherweise die zentrale Gesichtshaut (Nase, Wangen), manchmal auch Stirn und Kinn; sie kann auch durch die Beteiligung der Augen charakterisiert sein. „Die Rosacea ist eine chronisch entzündliche Erkrankung mit einem wellenförmigen Verlauf, die zwar nicht heilbar, aber grundsätzlich gut behandelbar ist“, erklärt Trautinger. Nicht zu verwechseln sei die Rosacea mit der bei jüngeren Frauen auftretenden perioralen Dermatitis, die durch Kortison- und Kosmetika-Missbrauch entsteht und prinzipiell heilbar ist. Gleichzeitig sollte im Rahmen der Diagnostik eine Akne als Differentialdiagnose ausgeschlossen werden. „Liegen Komedonen vor, spricht das gegen eine Rosacea und für eine Akne“, weiß Univ. Prof. Matthias Schmuth von der Universitätsklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie in Innsbruck.

Bei Rosacea unterscheidet man folgende drei Stadien nach dem Schweregrad:

Stadium 1: Rosacea erythematosa-teleangiectatica, ist durch Hautrötungen (Erytheme) und Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien) gekennzeichnet;
Stadium 2: Rosacea papulopustulosa ist durch Bläschen und Knötchen gekennzeichnet;
Stadium 3: die glandulär-hyperplastische Rosacea mit knolligen Wucherungen wie die typische Knollennase (Rhinophym).

„Bei der Verteilung gibt es geographische Unterschiede. Im deutschsprachigen Raum ist das Stadium papulopustulosum das häufigste, im asiatischen Raum hingegen das Stadium erythematosum-teleangiectaticum“, berichtet Schmuth. In Europa sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei das mittlere Erkrankungsalter 50 Jahre beträgt. Zu den Triggern zählen Sonnenexposition, Hitze, Kälte, Rauch und wahrscheinlich Koffein und Alkohol. Laut dem Experten wurde kürzlich außerdem eine Assoziation zu Bluthochdruck und Lipidstoffwechselstörungen gefunden.

Bei der Behandlung der Rosacea werden vor allem topische Substanzen wie Metronidazol und Ivermectin sowie systemisch Tetracycline und Isotretinoin eingesetzt. „Das sind Behandlungen, mit denen meist ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden kann, die aber nicht unbedingt vor Rezidiven schützen“, fügt Trautinger hinzu. Um Rezidive zu vermeiden, seien eine Langzeitbehandlung sowie die Prophylaxe mit entsprechendem Sonnenschutz  unumgänglich.

Großen Leidensdruck empfinden vor allem Betroffene mit Rhinophymen, was sie auch in ihrem Sozialverhalten beeinträchtigt. „Man kann und soll das mit meist sehr guten kosmetischen Ergebnissen chirurgisch behandeln, denn auch ältere Menschen leiden unter der mit der Erkrankung verbundenen Entstellung“, resümiert der Experte. Ein weiterer therapeutischer Ansatzpunkt ist laut Schmuth die für die Rosacea typische Dysregulation des Hautmikrobioms. Hier habe sich die Antibiotika-Therapie in einer niedrigen Dosierung über einen längeren Zeitraum als erfolgversprechend erwiesen.

Aktinische Keratosen: im Alter häufiger

„Aktinische Keratosen werden mit dem Alter häufiger, weil sie eine Folge des chronischen Lichtschadens sind“, erklärt Trautinger. Sie treten ausschließlich auf chronisch Licht-exponierten Arealen auf, wie zum Beispiel auf Glatze, Ohr-Oberrändern, Nasenrücken, Jochbögen oder Unterlippe. Sie sind meist mit anderen Zeichen des chronischen Lichtschadens und Hautalterungsphänomenen vergesellschaftet. Aktinische Keratosen stellen eine Frühform des Plattenepithelkarzinoms dar. Die Verbreitung in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ungefähr drei Prozent, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Da die Prävalenz der aktinischen Keratosen mit dem Alter exponentiell zunimmt, sind in der Gruppe der 60- bis 70-Jährigen bereits elf Prozent betroffen. Diagnostizieren lässt sich die Erkrankung gut durch Inspektion und Palpation.

Für die Behandlung der aktinischen Keratosen gibt es eine Vielzahl von Therapieoptionen wie chirurgische Eingriffe, Kryotherapie, Kürettage, Laser oder die photodynamische Therapie. Trautinger zufolge ist die Therapie sehr individuell und abhängig von der Lokalisation, von Vorbehandlungen, dem Alter und Zustand des Patienten, seiner natürlichen Lebenserwartung, seiner Compliance und dem durch die Therapie zu erwartenden Benefit. Auch wenn aktinische Keratosen einzeln behandelt werden können, ist meist das gesamte umgebende Licht-exponierte Areal betroffen. Dieser sogenannten Feldkanzerisierung begegnet man in Rahmen der Flächentherapie mit Substanzen wie 5-Fluoruracil, Diclofenac mit Hyaluronsäure, Imiquimod oder eben mit der photodynamischen Therapie. „Die wichtigste Maßnahme im Rahmen der Sekundärprävention ist ein konsequenter UV-Schutz“, betont Schmuth. Das gelingt durch Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung, durch Cremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor, Kleidung mit langen Ärmeln und durch eine Kopfbedeckung. „Es gibt Überlegungen, die Immuntherapie, die sich bei der Behandlung des Melanoms so bewährt hat, auch bei der Feldkanzerisierung von aktinischen Keratosen einzusetzen“, berichtet Schmuth. Allerdings handle es sich hierbei bislang nur um Ideen für künftige Therapieoptionen.

Plattenepithelkarzinome entwickeln sich grundsätzlich langsam. „Die wenigen statistischen Daten, die es dazu gibt, lassen vermuten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer aktinischen Keratose ein Plattenepithelkarzinom wird, ungefähr zehn Prozent beträgt“, weiß Trautinger. Daher sind regelmäßige, je nach Ausmaß halbjährliche oder jährliche Kontrollen wichtig. Besondere Vorsicht walten lassen sollten ältere Menschen mit chronischer lymphatischer Leukämie oder nach einer soliden Organtransplantation (Niere, Herz, Leber, Lunge), da sie ein vielfach erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome und für einen aggressiveren Verlauf haben.

Risiko für Melanome steigt exponentiell

Die Mehrzahl der Melanome entsteht zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr. „Mit jedem Lebensjahr kommt es zu einer exponentiellen Zunahme des Risikos wahrscheinlich im Zuge der Alterung, die einhergeht mit einem Absinken der Reparaturfähigkeit von DNA-Schäden“, erklärt Schmuth. Zurückzuführen seien diese DNA-Schäden auf Umweltfaktoren – vorwiegend auf UV-Licht. Das durchschnittliche Alter von Melanom-Patienten beträgt 56 Jahre. Typisch für das höhere Alter ist das Lentigo maligna-Melanom, das an UV-exponierten Stellen als brauner Fleck zutage tritt.

Ähnlich wie die aktinischen Keratosen ist auch das Melanom gut behandelbar, sofern es rechtzeitig erkannt und entsprechend behandelt wird. „Wenn ein junger Mensch betroffen ist, tendiert man zu einer möglichst aggressiven Behandlung, weil man unbedingt die Lebenserwartungseinschränkung durch metastasierende Erkrankung verhindern möchte“, hebt Trautinger hervor. Bei älteren Menschen wird hingegen im individuellen Fall abgewogen, wie radikal man vorgeht – wenn die natürliche Lebenserwartung beschränkt ist. Während primäre Melanome grundsätzlich in jedem Lebensalter operiert werden, hängt die Durchführung der Wächterlymphknoten-Biopsie vom Zustand, der Lebenssituation, der Lebenserwartung und den Begleiterkrankungen des Patienten sowie von der Risiken-Nutzen-Abwägung der nachfolgenden Therapie ab. „Inwiefern ältere Menschen von systemischen Therapien profitieren, dazu gibt es wenig Daten, da diese Menschen in den meisten Studien unterrepräsentiert sind“, gibt der Experte zu bedenken. Die erfolgreichsten Therapien für das metastasierende Melanom sind momentan die Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren und selektive Tyrosinkinase-Inhibitoren, die grundsätzlich auch im Alter noch gut verträglich sind.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2020