Standpunkt Thomas Szekeres: Fundament sichern

25.11.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Stefan Seelig

Ein stabiles Fundament ist die Grundlage, auf der aufgebaut werden kann. Das gilt auch für das Gesundheitssystem und beginnt bei den medizinischen Kapazitäten. Diese müssen gesichert sein, um die Patientenversorgung auf dem höchsten Standard zu ermöglichen. Die Politik darf nicht die Augen davor verschließen, dass wir im Spital zu wenig Personal haben. Das setzt die medizinische Zukunft auf Spiel, denn dort wird der Ärztenachwuchs ausgebildet. Dies sichert das Fundament für eine qualitativ hochwertige Versorgung. Fehlt die Qualität in der Ausbildung durch Personalmangel, droht eine noch stärkere Abwanderung ins Ausland.

Unabhängig von SARS-CoV-2 benötigen wir mehr Ärztinnen und Ärzte. Das ist nicht neu und wurde von der Politik auf dem Papier aufgegriffen: Im Regierungsprogramm findet sich das Ziel, die wohnortnahe Versorgung zu stärken und Kassenarztstellen ausbauen, um die Spitäler zu entlasten. Es wird Zeit, dass den Worten Taten folgen. Dazu gehört ein klares Bekenntnis zur Investition ins Gesundheitssystem.

Das medizinische Personal benötigt zudem Therapieoptionen. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind unabdingbar. Ohne diese hätten wir nicht die heutige Lebenserwartung und Lebensqualität. Umso stärker liegt es auch in der Verantwortung von uns Ärztinnen und Ärzten über Impfungen und ihre Chancen aufzuklären. Grundsätzlich müssen wir den Patienten vermitteln, dass sowohl in den Spitälern als auch in den Ordinationen Sicherheitskonzepte umgesetzt wurden. Unsere Patienten sollen nicht aus Angst vor Infektionen ihre Gesundheit vernachlässigen. Wir Ärztinnen und Ärzte müssen speziell in Krisenzeiten darauf hinweisen, dass Vorsorge, Routineuntersuchungen, Impfungen zum Grundgerüst in der Patientenversorgung gehören. Gerade jetzt verhindern Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza möglicherweise einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit SARS-CoV-2.

Wir verdanken der Forschung nicht nur die Etablierung von zahlreichen Impfungen. Eine passive Immunisierung durch eine Plasmaspende von rezent Genesenen ist eine bewährte Therapie in der Medizin. Auch hier können Ärztinnen und Ärzte aufklären und jene, die von COVID-19 genesen sind, darauf hinweisen, wie sie anderen helfen können.

Die Medizin wäre ohne Forschung nicht dort, wo sie jetzt ist. Der hohe Standard kann aber nur beibehalten werden, wenn jemand da ist, um diesen umzusetzen.

 

ao. Univ. Prof. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2020