BKNÄ: Die Leh­ren aus Corona

10.03.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK, Coronavirus


Auf beein­dru­ckende Weise habe die Ärz­te­schaft in der Corona-Krise reagiert. Von staat­li­cher Seite gebe es aber noch viel Nach­hol­be­darf bei der Kom­mu­ni­ka­tion, sagt ÖÄK-Vize­prä­si­dent und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann nie­der­ge­las­sene Ärzte, Johan­nes Steinhart.

Sascha Bunda

„Ange­sichts der Corona-Aus­brei­tung haben die nie­der­ge­las­se­nen Ärzte höchste Qua­li­tä­ten beim Kri­sen­ma­nage­ment gezeigt“, sagt Johan­nes Stein­hart, Vize­prä­si­dent der öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer und Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte: „Die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen zei­gen ein­mal mehr die hohe Bedeu­tung eines gut aus­ge­stat­te­ten ärzt­li­chen Versorgungsbereichs.“

Obers­tes Ziel war es von Beginn an, Infek­tio­nen bei Ärz­ten und Pati­en­ten best­mög­lich zu ver­mei­den. „Dafür waren und sind wir bei­nahe rund um die Uhr im Aus­tausch mit allen zustän­di­gen Behör­den und in stän­di­ger Abstim­mung mit den Lan­des­ärz­te­kam­mern“, so Stein­hart. Auf all ihren zur Verfügung ste­hen­den Kanä­len hat die Bun­des­ku­rie über den aktu­el­len Stand der Ent­wick­lun­gen zum Thema Corona-Virus auf dem Lau­fen­den gehal­ten. Dabei wur­den nicht nur die Ärz­tin­nen und Ärzte infor­miert, son­dern etwa auch Pati­en­ten expli­zit dar­auf hin­ge­wie­sen, bei Corona-Ver­dacht nicht direkt in die Ordi­na­tio­nen oder Ambu­lan­zen zu gehen, um nicht die Ver­sor­gungs­si­cher­heit durch die mög­li­che Anste­ckung von Mit­pa­ti­en­ten, Ärz­ten, Ordi­na­ti­ons­per­so­nal oder Pfle­ge­kräfte zu gefähr­den. „Man stelle sich nur ein­mal vor, zehn oder gar 20 Pro­zent der Haus­arzt-Ordi­na­tio­nen müssten geschlos­sen wer­den. Man darf nicht ver­ges­sen, dass wir uns immer noch in der Grip­pe­zeit befin­den“, gibt Stein­hart zu bedenken.

Zudem for­derte die Bun­des­ku­rie der nie­der­ge­las­se­nen Ärzte umge­hend die öster­rei­chi­sche Gesund­heits­kasse und das Gesund­heits­mi­nis­te­rium auf, aus­rei­chend geeig­nete Schutzausrüstung wie Schutz­mas­ken, Schutz­bril­len und Schutzanzüge zur Verfügung zu stel­len. Eben­falls bemühte sich die Bun­des­ku­rie, auf unbürokratischer Ebene eine Ver­rech­nungs­mög­lich­keit für die ver­mehrt anfal­len­den tele­fo­ni­schen Bera­tun­gen für jene Bun­des­län­der zu ver­ein­ba­ren, in denen es keine Tele­fon­po­si­tio­nen gibt. „Dabei möchte ich mich bei allen Betei­lig­ten inner­halb der Bun­des­ku­rie herz­lich bedan­ken, die unermüdlich daran gear­bei­tet haben,“ so Steinhart.

Nega­tive Überraschungen

Im Gegen­satz zum unermüdlichen Ein­satz der Ärz­te­schaft für das Pati­en­ten­wohl und der vor­bild­li­chen Unterstützung in die­sen schwie­ri­gen Zei­ten, hät­ten ihn man­che staat­li­chen Stel­len nega­tiv überrascht, sagt Stein­hart: „Hier fühlen wir uns nicht aus­rei­chend unterstützt.“ In ein­zel­nen Bun­des­län­dern gebe es hin­sicht­lich der Kom­mu­ni­ka­tion noch viel Ver­bes­se­rungs­be­darf. „Der Infor­ma­ti­ons­fluss war hier oft sehr träge und kam nur auf unsere Anfor­de­rung hin ins Lau­fen. Wir erwar­ten uns, dass nie­der­ge­las­sene Ärzte und Spi­tä­ler künftig von Beginn an opti­mal ein­ge­bun­den wer­den, statt mit all­ge­mei­nen Hin­wei­sen abge­speist zu wer­den“, sagt der .ÖÄK-Vize­prä­si­dent: „Behörd­li­che Anwei­sun­gen, dass Schutz­kit­tel, ‑bril­len, und ‑mas­ken zu tra­gen seien, sind zwar legi­tim, kön­nen aber gar nicht befolgt wer­den, wenn es diese Ausrüstung nicht oder nur zu Phan­ta­sie­prei­sen zu kau­fen gibt. Hier muss von den zustän­di­gen Stel­len künftig wesent­lich früher und kon­se­quen­ter reagiert wer­den.“ Man habe sich die Aus­stat­tung in ein­zel­nen Bun­des­län­dern dann glücklicherweise mit viel per­sön­li­chem Ein­satz auf eigene Initia­tive hin besor­gen und an die Pra­xen ver­tei­len können.

Vor­bild­lich sei auch der Ein­satz der Ärz­te­schaft in Wien gewe­sen, wo sich viele Ärz­tin­nen und Ärzte frei­wil­lig zusätz­lich zum .Äzte­funk­dienst gemel­det haben, um mit­zu­hel­fen, dass Men­schen mit Corona-Ver­dacht rund um die Uhr im Bedarfs­fall von einem spe­zia­li­sier­ten Team mit ent­spre­chen­der Schutzausrüstung zuhause unter­sucht wer­den kön­nen. „Dafür möchte ich den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, die sich zusätz­lich zu ihren Auf­ga­ben in den Ordi­na­tio­nen und Spi­tä­lern frei­wil­lig zum Ein­satz in die­ser Kri­sen­zeit gemel­det haben, per­sön­lich höchs­ten Dank aus­spre­chen – schließ­lich bedeu­tet das auch bewusste per­sön­li­che Expo­si­tion“, sagt der ÖÄK-Vizepräsident. 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 5 /​10.03.2020