Aktuelles aus der ÖÄK: Vorbildliches Krisenmanagement

10.06.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK

Am Beispiel Deutschland könnten sich die Verantwortlichen auch hierzulande einiges abschauen, was den Umgang mit den niedergelassenen Ärzten in der Krisenzeit betrifft, sagt ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart.
Sascha Bunda

Schon am 20. März, als die Corona-Krise und die entsprechenden Gegenmaßnahmen gerade voll an Fahrt aufnahmen, erhielten die niedergelassenen Ärzte Deutschlands einen Brief vom Gesundheitsminister Jens Spahn. Darin bedankte sich der Minister ausdrücklich für den außergewöhnlichen Einsatz der Ärzte und titulierte sie als „ersten Schutzwall, den unser Gesundheitssystem im Kampf gegen das Virus aufbietet.“ Schon zu diesem Zeitpunkt informierte der Minister die Ärzteschaft, dass er sich persönlich in das Verfahren zur Beschaffung von Schutzausrüstung eingebracht habe und informierte über das weitere Prozedere bei der Verteilung. Nicht zuletzt kündigte Spahn in diesem Brief von sich aus an, dass man gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gesetzliche Maßnahmen prüfen werde, um Nachteile für die Praxen durch den wegen der Pandemie eingeschränkten Betrieb auszugleichen.

Schon wenige Tage später beschloss der Bundestag diesen Schutzschirm im Rahmen des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes. Der Schutzschirm soll Praxen vor überdurchschnittlich hohen Umsatzverlusten aus der vertragsärztlichen Tätigkeit schützen. Schutzbedürftig ist nach der gesetzlichen Vorgabe eine Praxis, wenn ihr Gesamthonorar um mehr als zehn Prozent sinkt beziehungsweise die Fallzahl so stark zurückgeht, dass die Fortführung der Arztpraxis gefährdet ist. Für diesen Fall sind Ausgleichszahlungen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) zu leisten und durch die Krankenkassen zu erstatten. Diese Zahlungen sind nicht zurückzuzahlen, auch nicht anteilig.

„Das ist unserer Sicht ein vorbildliches und beneidenswertes Krisenmanagement“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. „Einen solchen Umgang hätten wir uns auch gewünscht – und nach der Leistung, die alle niedergelassenen Ärzte Österreichs erbracht haben hätten wir diesen Umgang auch zweifellos verdient. Stattdessen werden wir wie Bittsteller behandelt, für die sich niemand zuständig fühlt.“ Auch von der schnellen Reaktion des gemeinsamen Krisenstabes der deutschen Bundesregierung, der das Gesundheitsministerium mit der zentralen Beschaffung mit Schutzausrüstung beauftragt hat (siehe nebenstehendes Interview), könne Österreich in Zukunft lernen. „Frei nach Goethe könnte man in dieser Hinsicht festhalten: ‚Deutschland, du hast es besser‘“, sagt Steinhart.

„Aber wir werden auch bei uns alles daransetzen, damit auch Österreichs Ärzte die Anerkennung und die Unterstützung bekommen, die sie sich verdient haben und die sie benötigen, damit der niedergelassene Bereich auch bei einer möglichen zweiten Welle wieder mit voller Kraft für die Patienten da sein kann und seine unverzichtbare Rolle im Pandemiefall erfüllen kann“, zeigt sich Steinhart kämpferisch.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2020