Ärz­te­fort­bil­dung: Medi­zin am Puls der Zeit

10.06.2020 | Aktuelles aus der ÖÄK

Fast alle Ärzte in Öster­reich haben ihren Fort­bil­dungs­nach­weis erfüllt. Auf­grund der Pan­de­mie sind zwar viele Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen abge­sagt und Fris­ten aus­ge­setzt – Ärzte in Öster­reich bil­den sich den­noch wei­ter, und zwar digi­tal.
Sophie Nie­denzu

Die Bevöl­ke­rung wird älter. Frü­her poten­ti­ell töd­li­che Erkran­kun­gen sind nun so gut behan­del­bar, dass sie chro­nisch ver­lau­fen. Neue Erkennt­nisse in der For­schung sind Grund­bau­steine für inno­va­tive The­ra­pien und medi­zi­ni­sche Gui­de­lines müs­sen stän­dig ange­passt wer­den. Um am Puls der Zeit zu blei­ben und die Pati­en­ten opti­mal state-of-the-art zu ver­sor­gen, sind Ärzte dazu ver­pflich­tet, sich regel­mä­ßig fort­zu­bil­den. „Sie legen gro­ßen Wert auf die Qua­li­tät der Fort­bil­dungs­in­halte, sodass das fun­dierte Wis­sen kon­ti­nu­ier­lich am aktu­el­len Stand der Wis­sen­schaft gehal­ten wer­den kann“, sagt Peter Nie­der­mo­ser, Prä­si­dent des wis­sen­schaft­li­chen Bei­rats der Öster­rei­chi­schen Aka­de­mie der Ärzte.

Knapp 97 Pro­zent der ins­ge­samt 34.424 Ärzte in Öster­reich haben mit Stich­tag 1. Sep­tem­ber 2019 den Fort­bil­dungs­nach­weis erfüllt und inner­halb von drei bzw fünf Jah­ren 150 bzw. 250 Diplom­fort­bil­dungs­punkte nach­ge­wie­sen. „Das ist ein Spit­zen­er­geb­nis und beweist gro­ßen Ein­satz und Enga­ge­ment in der Ärz­te­schaft“, zeigt sich Nie­der­mo­ser zufrie­den. Bei jenen drei Pro­zent, die ihre Fort­bil­dungs­pflicht nicht erfüllt hät­ten, han­dele es sich haupt­säch­lich um Ärzte, die auf­grund einer Berufs­un­ter­bre­chung den Fort­bil­dungs­nach­weis gar nicht erfül­len konn­ten oder um Ärzte, die die Kri­te­rien nahezu erfüllt hät­ten, denen aber bei­spiels­weise noch ein paar Punkte fehl­ten: „Streng genom­men sind diese Gruppe Nicht-Erfül­ler, aber auch sie haben mit vol­lem Ein­satz ver­sucht, die Kri­te­rien nach­zu­wei­sen“, sagt Nie­der­mo­ser. Mit einer sehr gerin­gen Anzahl an Ärz­ten, die den Nach­weis klar nicht erfüllt hät­ten, wür­den sich die Dis­zi­pli­nar­an­wälte der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer inten­si­ver beschäf­tig­ten müssen.

Online­-Fort­bil­dun­gen stark gefragt

Die Corona-Pan­de­mie hin­ter­lässt auch ihre Spu­ren in der ärzt­li­chen Aus- und Fort­bil­dung. Bis zum 30. Juni muss­ten zahl­rei­che Prä­senz­fort­bil­dun­gen abge­sagt wer­den. Ins­ge­samt fal­len 4644 Prä­senz­ver­an­stal­tun­gen und 237 Qua­li­täts­zir­kel aus, die von der Ärz­te­aka­de­mie appro­biert sind. Was die Erneue­rung des auf fünf Jahre befris­te­ten DFP-Diploms betrifft, müs­sen von min­des­tens 250 DFP-Punk­ten 85 DFP-Punkte, also 34 Pro­zent, durch Prä­senz­fort­bil­dun­gen absol­viert wer­den. Live-Online-Fort­bil­dun­gen durch Web­i­nare zäh­len jedoch auch zu den Ver­an­stal­tungs­punk­ten. Zudem wer­den DFP-Diplome mit einem Gül­tig­keitsende ab dem 12. März um die der­zeit noch nicht fest­ste­hende Dauer der COVID-19-Pan­de­mie verlängert.

Obwohl auf­grund der Pan­de­mie sämt­li­che Fris­ten in Zusam­men­hang mit der ärzt­li­chen Aus‑, Fort- und Wei­ter­bil­dung aus­ge­setzt wur­den, ist die Nach­frage nach medi­zi­ni­scher Wei­ter­bil­dung den­noch hoch – und das Ange­bot hat sich den Gege­ben­hei­ten ange­passt. Es habe, so Nie­der­mo­ser, bei Web­i­na­ren einen Anstieg um 1148 Pro­zent im Ver­gleichs­zeit­raum 2019 gege­ben: Heuer wur­den bereits 312 Web­i­nars DFP-appro­biert, ver­gli­chen mit 25 vori­ges Jahr. Auch die E‑Learning Teil­nahme auf meindfp.at ist in den Mona­ten März und April ver­gli­chen mit 2019 um ins­ge­samt 38 Pro­zent gestie­gen. „Das ist ein wei­te­rer Beweis dafür, wie ernst die Ärzte in Öster­reich die eigene Fort­bil­dung neh­men“, betont Nie­der­mo­ser. Die COVID-19 Pan­de­mie zeige zudem, wie wich­tig die Fle­xi­bi­li­tät im Aus­bil­dungs­an­ge­bot sei: „Hier sind auch die Anbie­ter gefor­dert, situa­ti­ons­ge­rechte For­mate anzu­bie­ten und neu­ar­tige The­men rasch in einer DFP-gerech­ten Form auf­zu­be­rei­ten“, sagt Nie­der­mo­ser abschließend. 

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 11 /​10.06.2020