Politische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

10.03.2019 | Themen


EU hofft auf Austausch von Patientenakten

Die EU-Kommission hat den EU-Staaten empfohlen, ein System zum grenzübergreifenden Zugriff auf Patientenakten aufzubauen. Ebenso sollen auch gemeinsame technische Standards erarbeitet werden. Ein formaler Koodinierungsprozess wurde initiiert, bei dem auch Vertreter der Patienten und der Gesundheitsbranche gehört werden. Ziel ist die „Europäische Patientenakte“ (European Electronic Health Records), mit der Behandlungsfehler und Doppeluntersuchungen vermieden werden sollen. Damit können Patienten auch im Ausland Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten haben. Seite Ende Jänner dieses Jahres können beispielsweise finnische Staatsbürger elektronische Rezepte in Estland einlösen; luxemburgische Ärzte können bald digital in tschechische Krankenakten Einsicht nehmen.


Wien: Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Im Frühjahr 2020 soll die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien aus ihrem 45 Jahre alten Gebäude in einen neuen Baukomplex übersiedeln. Dort wird es künftig 30 stationäre und zehn tagesklinische Betten geben. Aktuell sind die Bauarbeiten in Gang; diese sollen bis März 2020 abgeschlossen sein. Weiters soll auch die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie am Krankenhaus Nord 24 stationäre und sechs tagesklinische Betten erhalten.

Masern-Epidemie auf den Philippinen

Seit Jahresbeginn sind auf den Philippinen bereits 203 Menschen an Masern gestorben – zehnmal so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt meldete das philippinische Gesundheitsministerium seit Jahresbeginn 12.736 Masernfälle, mehr als die Hälfte sind Kinder unter fünf Jahren. 63 Prozent der Betroffenen waren ungeimpft. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef appelliert an die Eltern, die Kinder impfen zu lassen. Hauptgrund für die Impfskepsis: Im Zuge eines Dengue-Fieber-Impfprogramms vor zwei Jahren waren 14 Kinder gestorben. Ebenso waren laut den Behörden drei Todesfälle auf den erstmals eingesetzten Impfstoff zurückzuführen.

Indien: Tote durch gepanschten Alkohol

In Indien sind kürzlich 69 Menschen nach dem Konsum von gepanschtem Alkohol gestorben. Weitere 200 Personen mussten stationär behandelt werden. Selbst gebrannter Alkohol wird vor allem in ärmlichen ländlichen Gebieten illegal verkauft, da er billig ist. Offiziellen Angaben zufolge sterben in Indien jedes Jahr rund 1.000 Menschen nach dem Konsum von gepanschtem Alkohol.


Brexit: Irland warnt vor Arznei-Hamsterkäufen

Die irische Regierung appelliert an die Bevölkerung, keine Arzneimittel zu horten. Die staatlichen Medikamentenvorräte würden für mindestens acht Wochen nach dem Brexit reichen. Obwohl Irland selbst über Pharmaindustrie verfügt, bezieht es viele Medikamente aus Großbritannien. Verbraucher fürchten, dass einige dieser Pharmaka in der EU nicht mehr zugelassen sein könnten, wenn Großbritannien die EU ohne Abkommen verlässt.

USA: Dekret für Forschung bei Künstlicher Intelligenz

Anfang Feber dieses Jahres ordnete US-Präsident Donald Trump per Dekret verstärkte Forschung und Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) an. Im Dekret heißt es, dass Investitionen in diesem Bereich Priorität hätten. Technologien, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, seien wichtig für die Industrie der Zukunft – etwa für autonom fahrende Autos, Roboter und auch Algorithmen zur Krankheitsdiagnose.

Ärztekammer: keine Kostenexplosion im Gesundheitswesen

Die Ärztekammer widerspricht dem wirtschaftspolitischen Berater der Vertretung der EU-Kommission in Wien, Marc Fähndrich, der das österreichische Gesundheitssystem als „Schwachstelle“ bezeichnet hat. Österreich verfüge über eine exzellente medizinische Versorgung, betonte Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Dies zeige sich deutlich an der laufend steigenden Lebenserwartung der Österreicher. Auch der Vorwurf von Fähndrich, Österreich habe ein sehr teures Gesundheitssystem, stimme so nicht. Die Kosten würden zwar dank des medizinischen Fortschritts in absoluten Zahlen jährlich steigen; gemessen am BIP habe es aber in den letzten Jahren kaum Schwankungen gegeben. „Mit etwas mehr als zehn Prozent liegen wir hier durchaus im Mittelfeld mit vergleichbaren Staaten“, so Szekeres. Österreich gebe weniger aus als etwa Deutschland oder die Schweiz – „und das bei einem ähnlich guten Gesundheitssystem“, so Szekeres. Und auch die Pro-Kopf-Ausgaben lägen in Österreich niedriger als in Deutschland, Schweden oder Luxemburg. „Natürlich muss es Aufgabe von uns allen sein, die vorhandenen Mittel bestmöglich einzusetzen. Allerdings muss die Ökonomie immer den medizinischen Erfordernissen folgen, und nie umgekehrt“, ist Szekeres überzeugt. Um die Spitalslastigkeit Österreichs zu vermindern, sieht Szekeres die Politik in der Verantwortung: „Hier liegt es an der Politik, entsprechende Anreize zu schaffen, um den extramuralen Bereich aufzuwerten, was in Folge die Spitalsambulanzen entlasten und – im Falle von genügend vielen Pflegeeinrichtungen – auch Spitalsbetten einsparen würde.“

Hausärztliche Bereitschaftsdienste: Lösung für Spitäler gefragt

Die Situation für die jetzt schon überfüllten Spitalsambulanzen könnte noch verschärft werden, wenn es keine Klärung in punkto hausärztliche Bereitschaftsdienste gibt. „Wenn die Patienten in die Ambulanzen abwandern, werden die Spitäler das nicht auffangen können“, warnt der Kurienobmann der angestellten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer. Die Konsequenzen aus den Fehlentwicklungen könnten nicht einfach bei den Spitälern abgeladen werden. Im Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz (KAKuG) sei die Aufgabe der Ambulanzen klar geregelt. „Und das ist sicher nicht die Verlagerung von Leistungen aus dem hausärztlichen Bereitschaftsdienst zum teuersten Punkt unserer Gesundheitsversorgung, in die Spitäler“, so Mayer. Er sieht die Sozialversicherung gefordert, verlässliche und klare Strukturen zu schaffen und ambulante Leistungen entsprechend zu finanzieren.

Kongo: Zweitschwerste Ebola-Epidemie

Bei der bereits seit sechs Monaten grassierenden Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo handelt es sich um die zweitschwerste seit Entdeckung des Virus 1976. Nachweislich 844 Menschen haben sich infiziert, davon sind 528 verstorben. Anlass zur Hoffnung gibt eine experimentelle Impfung, die mittlerweile 80.000 Menschen in der Region erhalten haben. Angesichts der angespannten Sicherheitslage warnen Experten, dass es noch Monate dauern könnte, bis die Epidemie unter Kontrolle ist. Erst wenn es 42 Tage lang – die doppelte Inkubationszeit – keine neuen Erkrankungen gegeben hat, gilt eine Ebola-Epidemie als beendet.

Ärztekammer fordert indirekte Impfpflicht

Die Wiener Ärztekammer fordert eine indirekte, an die Auszahlung des Kinderbetreuungsgeldes/Familienbeihilfe gekoppelte Impfpflicht für Minderjährige bis zum vollendeten 14. Lebensjahr. Diese Forderung umfasst alle im Gratis-Impfprogramm vorgesehenen Impfungen. Wie es in dem vom Vorstand der Ärztekammer Wien Ende Feber mehrheitlich beschlossenen Antrag heißt, soll „bei nicht erfolgten Impfungen inklusive Auffrischungen der Zugang zu öffentlichen Kindergärten verwehrt werden.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2019