Politische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

10.04.2019 | Politik


ÖÄK präsentierte aktuelle Ärztestatistik

Den drohenden Ärztemangel sieht ÖÄK-Präsident Univ. Prof. Thomas Szekeres durch die Ärztestatistik 2018 bestätigt, wie er kürzlich bei einer Pressekonferenz erklärte. Demnach sind nur 18,9 Prozent der Ärzte unter 35 Jahre alt; 29,7 Prozent sind über 55 Jahre. 14.581 Ärztinnen und Ärzte werden in den nächsten zehn Jahren das Pensionsalter erreichen; daraus ergibt sich ein Nachbesetzungsbedarf von 1.458 Ärzten, um den Status quo aufrecht zu erhalten. Zur laut OECD kolportierten zweithöchsten Ärztedichte Europas meinte Szekeres: „Was in diesen Berechnungen aber fehlt, ist, dass wir überdurchschnittlich viele Ärztinnen und Ärzte in Teilzeitbeschäftigung haben, ein Minus bei den Kassenärzten und die Berechnung der Vollzeitäquivalente. Wenn man auf Vollzeitäquivalente berechnet, liegen wir im Mittelfeld in Europa“. Dazu kommt, dass mittlerweile nur noch sechs von zehn Turnusärzten in Österreich bleiben. Hier gelte es anzusetzen, bevor man die Zahl der Ausbildungsstätten oder Studienplätze erhöhe. „Man muss den Turnusärzten Argumente liefern, in Österreich zu arbeiten“, so Szekeres. Details zur Ärztestatistik 2018 folgen in der nächsten Ausgabe der ÖÄZ.

AGES: Online-Umfrage zu Gesundheitsrisken

Gesundheit, Ernährung, Umweltschutz – das sind die drei großen Themenkreise, die im Mittelpunkt einer Online-Umfrage der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) stehen. Konkret geht es darum, über welche Entwicklungen Ärztinnen und Ärzte beunruhigt sind. Dabei geht es zum Beispiel um Antibiotikaresistenzen, Nebenwirkungen von Arzneimitteln und Versorgungsengpässe mit Medikamenten ebenso wie um allergene Stoffe in der Umwelt und in Lebensmitteln, um gentechnisch veränderte Lebensmittel, um Zusätze von Farbstoffen in Lebensmitteln, Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen, um die Qualität von Luft und Wasser sowie die Belastung der Umwelt durch die Industrie.
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Gesamtvertrag für Primärversorgungseinheiten

Nach langen Verhandlungen haben sich ÖÄK und Hauptverband der Sozialversicherungsträger auf einen bundesweiten Gesamtvertrag für Primärversorgungseinheiten (PVE) geeinigt. „Gemeinsam ist es gelungen, eine neue Versorgungsform für ganz Österreich verfügbar zu machen“, betonte Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte der ÖÄK, im Rahmen einer Pressekonferenz. Der Gesamtvertrag ist als Rahmenvertrag zu verstehen – er gibt die Eckpunkte vor und lässt Raum für regionale Ausgestaltung. Damit kann auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von städtischen und ländlichen Gebieten, Patienten und Ärzten bestmöglich eingegangen werden. Steinhart dazu: „Aus Sicht der Ärzteschaft war es die größte Herausforderung, die sehr heterogene allgemeinmedizinische Versorgungsstruktur in einem österreichweiten Gesamtvertrag bestmöglich abzubilden.“ „Hinter diesem Verhandlungserfolg stehen neue Kooperationsmodelle, bei denen sich mehrere Ärzte mit Gesundheitsberufen zusammenschließen“, beschreibt Alexander Biach, Vorsitzender des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger. Grundsätzlich arbeiten im Kernteam einer PVE mindestens drei Ärzte mit Pflegefachkräften und Ordinationsassistenten zusammen. Geregelt werden im Rahmenvertrag u.a. ein verpflichtender Versorgungsauftrag, Grundsätze der Honorierung und verpflichtende Kom-ponenten der Servicequalität. Darunter fallen auch ausgedehnte Öffnungszeiten von 40 bis 50 Stunden bei einem PVE mit drei Ärzten. Für Steinhart besonders wichtig: Im neuen Gesamtvertrag werden Zentren und Netzwerke gleichrangig behandelt. Damit sei nicht nur die Zusammenarbeit unter einem Dach möglich, sondern auch die Vernetzung von Einzelordinationen. Damit würden Hausärzte gestärkt und entlastet – „PVE ersetzen den Hausarzt nicht, sondern ergänzen ihn“, so Steinhart. Der Vertrag gilt vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Gremien.

Ehrungen

Den Berufstitel „Hofrat“ erhielten ÖÄK-Kammeramtsdirektor Johannes Zahrl sowie der Kammeramtsdirektor der Wiener Ärztekammer, Thomas Holzgruber, Ende Feber in Wien. Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein betonte bei der Verleihung, dass die beiden neuen Hofräte immer Sorge dafür getragen hätten, dass sich der Austausch zwischen Ärztekammer und den zuständigen Ministerien lösungsorientiert gestaltet habe. Sowohl Zahrl als auch Holzgruber seien dazu stets für Kooperation und der Sache verbundenen Ausgleich gestanden.

ÖÄK: Basisaufgaben der Spitäler in Gefahr

Von der kommenden Pensionierungswelle bleibt auch die Allgemeinchirurgie nicht verschont: In den kommenden zehn Jahren wird jeder dritte angestellte Chirurg aus dem Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie in Pension gehen. „Das zeigt, dass die Pensionierungswelle das Spitalswesen in seinen absoluten Basisleistungen bedroht“, erklärt der Kurienobmann der angestellten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer. Deswegen müssten jetzt Gegenmaßnahmen eingeleitet werden – etwa, indem man mehr Ärzte ausbildet. Auch sei eine bessere Ausbildung nötig, in der „das Wissen der älteren Generation adäquat an den Nachwuchs weitergegeben werden kann“.

Ärzte in Ausbildung: Notarzteinsätze nur freiwillig

Als „denkbar“ bezeichnet es der Kurienobmann der angestellten Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer, dass aus Einsparungsgründen auf Ärzte in Ausbildung von ihren Arbeitgebern Druck ausgeübt werden könnte, eine notärztliche Tätigkeit zu übernehmen. Anlass dafür ist die kürzliche Novelle des Ärztegesetzes. Ursprünglich war geplant, mit der Notarztreform die Weiterbildungsqualität durch eine klare Regelung der zu vermittelnden Kompetenzen zu verbessern. Nun haben Ärzte in Ausbildung nach 33 Monaten die Möglichkeit, Einsätze im Rahmen von Krankenanstalten-angebundenen organisierten Notarzt-Diensten zu übernehmen. „Ohne ius practicandi“, wie Mayer betont. Dem Kurienobmann geht es um den Schutz der Ärzte in Ausbildung. Er fordert, dass diese freiwillig entscheiden dürfen, ob sie sich für notärztliche Eingriffe entsprechend kompetent fühlen, in kürzester Zeit komplexe schwerwiegende medizinische Entscheidungen zu treffen.

Sozialversicherung: kommissarische Leiter bestellt

Die beiden ehemaligen Sektionschefs Walter Pöltner (Sozialministerium) und Ingrid Nemec (Familienministerium) wurden als kommissarische Leiter für die neuen Sozialversicherungen bestellt. Die beiden ehemaligen – nun pensionierten – Sektionschefs werden ihre neue Funktion bis 30. Juni ausüben. Dann übernehmen die von den neuen Überleitungsgremien zu bestellenden Büroleiter des Dachverbandes beziehungsweise leitende Angestellte der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) die Büroleitung. Den Überleitungsausschuss in der ÖGK wird der freiheitliche Wirtschaftskammer-Vizepräsident Matthias Krenn führen; am 1. Jänner 2020 wird er erster Obmann des Verwaltungsrates werden.

1.100 Tote
hat es bisher mindestens als Folge einer Masern-Epidemie in Madagaskar gegeben. Die meisten Opfer sind laut WHO Kinder im Alter bis zu 14 Jahren. Mit einer groß angelegten Impfkampagne sollen die gut sechs Millionen Kinder erreicht werden. Außerdem wollen die Behörden die Aufklärungsmaßnahmen verstärken und impfkritische Botschaften zurückweisen. Das 25 Millionen Einwohner zählende Madagaskar gehört zu den 30 ärmsten Staaten der Welt.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2019