Poli­ti­sche Kurz­mel­dun­gen: Kurz und informativ

25.11.2019 | Politik


Ärz­te­kam­mer: keine Ver­net­zung von 1450, ELGA und E‑Medikation

Den Vor­schlag vom Spre­cher der Pati­en­ten­an­wälte, Gerald Bachin­ger, die Gesund­heits-Hot­line 1450
an die E‑Medikation anzu­schlie­ßen, sieht die Ärz­te­kam­mer äußerst kri­tisch. Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent Univ. Prof. Tho­mas Sze­ke­res warnte vor Ver­let­zun­gen des Daten­schut­zes und dem Miss­brauch von Pati­en­ten­da­ten:
„Die Ver­net­zung von1450 und ELGA bezie­hungs­weise der e‑Medikation leh­nen wir ab.“ Außer­dem seien das Gesund­heits- und Kran­ken­pfle­ge­per­so­nal, das man unter 1450 errei­che, „nicht zur Medi­ka­men­ten­be­ra­tung qua­li­fi­ziert – das dür­fen nur Ärzte“, fügte Johan­nes Stein­hart, Obmann der Kurie nie­der­ge­las­sene Ärzte der Ärz­te­kam­mer für Wien hinzu. Die Ärzte stün­den der Gesund­heits-Hot­line grund­sätz­lich posi­tiv gegen­über, so Sze­ke­res: „Doch der Ein­druck, dass ein Anruf bei einer staat­li­chen Hot­line den Arzt­be­such erset­zen kann, darf nicht ent­ste­hen, denn das kann Pati­en­ten gefähr­den.“ Seit Anfang Novem­ber ist die Gesund­heits- Hot­line 1450 öster­reich­weit erreichbar. 

E‑Zigaretten: Vit­amin E‑Öl ver­mut­lich Todesursache

Nach­dem in den USA 39 Todes­fälle und mehr als 2.000 Lun­gen­er­kran­kun­gen nach dem Kon­sum von E‑Zigaretten gemel­det wur­den, hat die US-Gesund­heits­be­hörde CDC (Cen­ters for Dise­ase Con­trol) nun „direkte Belege“ dafür gefun­den, dass ein aus Vit­amin E gewon­ne­nes Öl die Lun­gen­er­kran­kun­gen ver­ur­sacht hat. Die Che­mi­ka­lie sei bei 29 erkrankte Pati­en­ten, deren Lun­gen­flüs­sig­keit unter­sucht wurde, in allen Fäl­len nach­ge­wie­sen wor­den, erklärte die Vize-Direk­to­rin der CDC, Anne Schu­chat. Bis­lang seien keine ande­ren poten­ti­el­len Gift­stoffe bei den unter­such­ten Pati­en­ten gefun­den wor­den. Den­noch müss­ten abschlie­ßende Ermitt­lun­gen noch bestä­ti­gen, dass das Vit­amin E‑Öl defi­ni­ti­ver Ver­ur­sa­cher der Lun­gen­er­kran­kun­gen ist. Es sei nach wie vor mög­lich, dass mehr als ein Stoff die Krank­hei­ten aus­ge­löst habe. Vit­amin E‑Azetat fin­det sich in zahl­rei­chen Lebens­mit­teln, Ergän­zungs­prä­pa­ra­ten und Kos­me­tik­pro­duk­ten wie Haut­cre­men. Bei Inha­la­tion kann es die Lun­gen­funk­tion beeinträchtigen. 

Phy­si­ka­li­sche Medi­zin: effek­tiv und kostengünstig

„Durch die Phy­si­ka­li­sche Medi­zin kön­nen Pati­en­ten mit ver­schie­de­nen Krank­heits­bil­dern neben­wir­kungs­arm und höchst effek­tiv behan­delt und zusätz­lich Kos­ten ein­ge­spart werden“,betonte Fried­rich Hartl,
Bun­des­fach­grup­pen­ob­mann Phy­si­ka­li­sche Medi­zin und All­ge­meine Reha­bi­li­ta­tion der ÖÄK, Anfang Novem­ber im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz anläss­lich der Jah­res­ta­gung der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft für Phy­si­ka­li­sche Medi­zin und Reha­bi­li­ta­tion (ÖGPMR). So ver­kürzt eine phy­si­ka­li­sche Kom­bi­na­ti­ons­be­hand­lung den Kran­ken­stand bei Beschwer­den des Stütz- und Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes um fast 25 Pro­zent. Ins­ge­samt wür­den durch die phy­si­ka­li­sche Kom­bi­na­ti­ons­be­hand­lung in Öster­reich 450 Mil­lio­nen Euro Gesund­heits­aus­ga­ben pro Jahr ein­ge­spart. „Ein Euro, der in die phy­si­ka­li­sche The­ra­pie inves­tiert wird, spart zwei Euro Fol­ge­kos­ten durch Kran­ken­stände, medi­ka­men­töse Schmerz­be­hand­lung, Hos­pi­ta­li­sie­run­gen etc.“, kon­kre­ti­sierte er.

3 von 4 Betrof­fe­nen mel­den Gewalt­er­fah­run­gen nicht. Das ist das Ergeb­nis einer Grund­rech­te­be­fra­gung, die die Sta­tis­tik Aus­tria durch­ge­führt hat. 242.000 Frauen haben in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren Gewalt im pri­va­ten Raum erlebt. 90.000 gaben an, als Folge davon an Depres­sio­nen zu lei­den; knapp 30 Pro­zent der betrof­fe­nen Frauen haben Angstzustände.

USA: Opioid-Krise senkt Lebenserwartung

In den USA ist zum ers­ten Mal seit 1993 die Lebens­er­war­tung zurück­ge­gan­gen: Seit 2014 ist sie um fast vier Monate gesun­ken, wie die US-ame­ri­ka­ni­sche Gesund­heits­be­hörde CDC (Cen­ters for Dise­ase Con­trol) kürz­lich mit­teilte. Dem­nach spie­geln sich die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen der Opioid-Krise in den Zah­len wider: Allein 2018 gab es laut vor­läu­fi­gen Zah­len rund 32.000 Todes­fälle durch Opioid-Über­do­sen. Als wei­tere Gründe für die gesun­kene Lebens­er­war­tung nannte die Behörde Sui­zide sowie die zuneh­mende Zahl von töd­lich ver­lau­fen­den Alz­hei­mer-Erkran­kun­gen. Laut CDC liegt die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung eines 2017 gebo­re­nen US-Bür­gers bei 78,6 Jahren. 

Pfle­ge­re­gress: 295,5 Mil­lio­nen Euro für Länder

Die Bun­des­län­der erhal­ten für das Jahr 2018 vom Bund 295,5 Mil­lio­nen Euro als Kom­pen­sa­tion für den Weg­fall der Ein­nah­men aus dem seit 2018 abge­schaff­ten Pfle­ge­re­gress. 2018 hat­ten sich die Lan­des­haupt­leute mit dem Finanz­mi­nis­te­rium dar­auf geei­nigt, dass ihnen der Ein­nahme-Ent­fall mit einem Höchst­be­trag von 340 Mil­lio­nen Euro durch den Bund abge­gol­ten wird. Nun wer­den nach End­ab­rech­nung der Buch­hal­tungs­agen­tur des Bun­des 295,5 Mil­lio­nen Euro aner­kannt. Aller­dings sind meh­rere Bun­des­län­der – Ober­ös­ter­reich, Wien, Kärn­ten und die Stei­er­mark – mit der Kom­pen­sa­tion des Bun­des unzu­frie­den; zufrie­den waren Tirol und Vor­arl­berg. Nicht akzep­tie­ren wol­len die Bun­des­län­der aller­dings, dass der Bund nun auch die Zah­lun­gen für 2019 bezie­hungs­weise 2020 bereits mit 300 Mil­lio­nen Euro fest­ge­legt hat.
„Die Lan­des­fi­nanz­re­fe­ren­ten­kon­fe­renz erach­tet die­sen Beschluss als inak­zep­ta­bel“, betonte Tirols Lan­des­haupt­mann Gün­ther Plat­ter (ÖVP).

ÖÄK: mehr Medi­zin-Absol­ven­ten lösen das Pro­blem nicht 

Ein­mal mehr warnt die ÖÄK davor, dass die Erhö­hung der Zahl der Medi­zin-Stu­di­en­plätze allein das Pro­blem mit dem Ärz­te­nach­wuchs in Öster­reich nicht lösen werde. Erst kürz­lich wurde näm­lich in der Lan­des­haupt­leute-Kon­fe­renz der Beschluss gefasst, die Medi­zin-Stu­di­en­plätze „deut­lich zu erhö­hen“. „Wich­ti­ger sind die Rah­men­be­din­gun­gen und die Begleit­maß­nah­men, um bei­spiels­weise dem Land­ärz­te­man­gel ent­ge­gen­zu­tre­ten“, sagt ÖÄK-Prä­si­dent Univ. Prof. Tho­mas Sze­ke­res und ver­weist auf den For­de­rungs­ka­ta­log der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer, in dem unter ande­rem die Schaf­fung eines Fach­arz­tes für All­ge­mein­me­di­zin ver­an­kert ist. „Solange es nicht gelingt, mehr Ärz­tin­nen und Ärzte in Öster­reich zu behal­ten, pro­du­zie­ren wird damit auf Kos­ten der Steu­er­zah­ler mehr Absol­ven­ten für das Aus­land“, ergänzt Harald Mayer, Bun­des­ku­ri­en­ob­mann der ange­stell­ten Ärzte. Not­wen­dig seien daher u.a. bes­sere Arbeits­be­din­gun­gen mit einer flä­chen­de­ckend hohen Qua­li­tät in der Arzt­aus­bil­dung, für die Spi­tals­trä­ger auch die not­wen­dige Zeit zur Ver­fü­gung stel­len soll­ten. „Die Kon­kur­renz im Aus­land schläft natür­lich nicht. Pri­mä­res Ziel muss sein, dass unsere im Stu­dium gut aus­ge­bil­de­ten Medi­zi­ner auch ärzt­lich im Land tätig sind“, sagt Mayer.

CO2-Emis­sio­nen durch Video-Streaming

Eine halbe Stunde Strea­ming ver­ur­sacht laut Berech­nun­gen des fran­zö­si­schen Think Tanks „The Shift Pro­ject“ Emis­sio­nen, die 1,6 Kilo­gramm Koh­len­di­oxid ent­spre­chen – etwa so viel wie bei einer Auto­fahrt von 6,28 Kilo­me­tern. Dem­nach war Strea­ming 2018 für einen Aus­stoß von Treib­haus­ga­sen ver­ant­wort­lich, der genauso hoch war wie der Spa­ni­ens. Diese Menge wird sich Schät­zun­gen zufolge in den nächs­ten sechs Jah­ren vor­aus­sicht­lich ver­dop­peln. 34 Pro­zent des glo­ba­len Daten­ver­kehrs ent­ste­hen durch das Strea­men von Videos bei Anbie­tern wie Net­flix und Ama­zon Prime. Einen gro­ßen Teil der Ener­gie fürs Strea­ming ver­schlin­gen Ser­ver, auf denen die Video-Dateien lie­gen. Um schnel­les Strea­ming ohne Sto­cken zu garan­tie­ren, „wer­den die Anla­gen auf allen Ebe­nen über­di­men­sio­niert“, so Lau­rent Lefe­vre vom fran­zö­si­schen For­schungs­in­sti­tut Inria. Die Folge sei eine Ver­schwen­dung von Res­sour­cen auf allen Ebe­nen. Lefe­vre appel­liert an die Nut­zer, ihr Nut­zungs­ver­hal­ten zu ändern: Am schäd­lichs­ten sei es, Filme auf dem Smart­phone über eine mobile Daten­ver­bin­dung zu strea­men. Spar­sa­mer ist es dem­nach, Videos in nied­ri­ge­rer Auf­lö­sung im WLAN anzusehen.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 22 /​25.11.2019