Politische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

15.12.2019 | Politik


Großbritannien: Gesundheit als Wahlkampfthema

Der National Health Service (NHS) steht neuerlich im Mittelpunkt des Wahlkampfs in Großbritannien. Der nach Ansicht der Opposition von den Konservativen „kaputt gesparte“ NHS wird dafür verantwortlich gemacht. So sind aufgrund von Personalmangel in britischen Spitälern rund 100.000 Stellen nicht besetzt. Bereits beim Brexit-Referendum 2016 köderte Boris Johnson die Wähler mit dem Versprechen, dass jene 350 Millionen Pfund, die wöchentlich nach Brüssel überwiesen wurden, im Fall eines EU-Ausstiegs an den Gesundheitsdienst gehen könnten.

Ärztliche Honorare für Atteste bei Lebensversicherungen

Laut der Vereinbarung über ärztliche Leistungen im Zusammenhang mit Lebensversicherungen werden die Honorare mit 1.1.2020 um 1,1 Prozent des Verbraucherpreisindex erhöht. Damit ergibt sich für ein ärztliches Attest für eine Lebensversicherung ein Honorar von 156,17 Euro; für eine Arztauskunft über anamnestisch bekannte Daten ein Honorar von 43,11 Euro.

Mäßige Steigerung bei Arzneimittelausgaben

Das Wachstum der öffentlichen Arzneimittelaus gaben im niedergelassenen Bereich wird mittelfristig kein Finanzierungsproblem erzeugen; auch das Ausgabenwachstum ist konstant. Diese Erkenntnis zieht Thomas Czypionka, Head of Economics and Health Policy am Institut für höhere Studien (IHS) in Wien, aus der „Pharma Forecast Austria 2023“. Diese vom Apothekerverband, dem Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), dem Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI) und der Pharmig in Auftrag gegebene Studie zeigt, dass der erstattungsfähige Arzneimittelmarkt in den nächsten vier Jahren durchschnittlich um maximal 1,5 Prozent wachsen wird. Darüber hinaus soll durch Preissenkungen bis 2023 ein Potential von insgesamt 944 Millionen entstehen, dem „Innovationen in der Höhe von etwa 454 Millionen Euro gegenüberstehen“, erklärte Stefan Baumgartner von IQVIA, die u.a. Consultingleistungen anbietet.

Europaweiter Austausch von SV-Daten

Insgesamt 27 EU-Staaten nutzen mittlerweile das IT-Programm für den elektronischen grenzüberschreitenden Datenaustausch (EGDA) von Sozialversicherungsdaten. Geht es nach dem EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP), soll dies nur der erste Schritt in Richtung einer europäischen E-Card und Sozialversicherungsnummer sein. Nicht nur in der EU, auch in den EFTA-Staaten Norwegen, Island, Liechtenstein und Schweiz soll EGDA eingeführt werden; die flächendeckende Ausrollung auf weitere Länder soll ab 2022 folgen. Auch Großbritannien will trotz Brexit weiter am Datenaustausch teilnehmen. Zwischen 2014 und 2018 hat Österreich knapp zwei Millionen grenzüberschreitende Fälle bearbeitet. Für Krankenbehandlungen wurde eine Milliarde Euro ans Ausland verrechnet; im Gegenzug wurden an Österreich Forderungen in der Höhe von 755 Millionen Euro gestellt.

Info-Kampagne reduziert Antibiotika-Verbrauch

Die gezielte Aufklärung von Ärzten, Praxispersonal und Patienten kann bei der Reduktion des Antibiotikaverbrauchs helfen. Das ergab die 2017 gestartete Initiative „Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden“ (ARena), wie die Initiatoren des Projektes Mitte November in München bekanntgaben. In den vergangenen beiden Jahren haben rund 290 Ärzte in Bayern und Nordrhein-Westfalen Antibiotika nur dann verabreicht, wenn sie unbedingt notwendig sind. Laut AOK Bayern konnte dadurch der Anteil der Patienten, die bei einfachen Infekten Antibiotika verschrieben erhalten hatten, von 58 auf 50 Prozent reduziert werden. Durch zu häufige und falsche Antibiotika-Einnahme sterben laut WHO allein in der EU jährlich rund 25.000 Menschen an Infektionen durch resistente Erreger.

40 Prozent der Reha-Patienten sind heutzutage 65 Jahre oder älter; im Jahr 1989 war es nur ein Fünftel. In den vergangenen 30 Jahren ist die Zahl der Rehabilitationsaufenthalte in Krankenanstalten österreichweit um 310 Prozent angestiegen. Während bei den Frauen vorwiegend Erkrankungen des Bewegungsapparats Grund für den Reha-Aufenthalt waren, waren es bei Männern vor allem koronare Herzkrankheit und Myokardinfarkte.

SVS-Gesamtvertrag steht

Vom Zusammenschluss der SVA und SVB zur Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) mit 1. Jänner 2020 sind 1,2 Millionen Versicherte und 8.000 SVA- und SVB-Vertragsärzte – Allgemeinmediziner und Fachärzte – betroffen. Damit sei auch der Gesamtvertrag zwischen der SVS und der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) nach „langen und komplexen Verhandlungen in konstruktiver Atmosphäre erfolgreich zu  Ende gegangen“, betonte Johannes Steinhart, Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte.

Griechenland bestraft Raucher hart

Obwohl in Griechenland seit 2010 ein Rauchverbot gilt, rauchen noch immer mehr als 35 Prozent der Bevölkerung. Um bis 2023 die Zahl der Raucher um 25 Prozent zu reduzieren, greift die Regierung des konservativen Premiers Kyriakos Mitsotakis nun mit harten Strafen durch. So soll Rauchen in Kindergärten, auf Spielplätzen oder im Innenbereich von Gesundheitsdienstleistern mit 200 Euro bestraft werden. Wer im Auto ein Kind unter zwölf Jahren mit dabei hat und raucht, zahlt 3.000 Euro. Bars, Clubs und Tavernen werden beim erstmaligen Verstoß gegen das Rauchverbot je nach Lokalgröße mit 500 bis 10.000 Euro zur Kasse gebeten. Bei weiteren Vergehen sind höhere Strafen vorgesehen; ebenso sind eine vorläufige Schließung des Lokals sowie der Entzug der Lizenz möglich.

China: Kampf gegen Pest

Den mittlerweile vierten Pest-Fall haben die chinesischen Gesundheitsbehörden Ende November bestätigt. Um sowohl die Beulen- als auch die Lungenpest zu bekämpfen, wurden im Zuge einer behördlichen „Ratten- und Flohvernichtungsaktion“ 140.000 Tonnen Gift versprüht.

Jemen: 3.500 Dengue-Fälle

Neben der Cholera kämpft das Bürgerkriegsland Jemen mit einer Dengue-Fieber-Epidemie. Mehr als 3.500 Menschen sind bereits erkrankt, 50 Personen sind alleine zwischen Ende Oktober und Anfang November gestorben. Im Westen des Landes kommen zu den dortigen 2.000 Dengue-Fällen noch 3.000 Malaria-Erkrankungen.

Samoa: Masern-Notstand

Um eine groß angelegte Impfaktion gegen Masern durchführen zu können, blieben auf Samoa Anfang Dezember auf behördliche Anordnung öffentliche Einrichtungen und Geschäfte geschlossen. Grund dafür ist die Masern-Epidemie, bei der seit Ende Oktober des Jahres mehr als 60 Menschen gestorben sind. 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2019