Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.02.2019 | Medizin


Krankheitsverlauf von Typ 1-Diabetes rekonstruiert

Wissenschafter um Bernd Bodenmiller von der Universität Zürich untersuchten Proben von Spenderorganen, um den Krankheitsverlauf von Typ 1-Diabetes zu rekonstruieren. Anhand der Bauchspeicheldrüse von jeweils vier Personen ohne Diabetes mellitus, im Frühstadium und in einem späteren Stadium der Krankheit erstellten die Forscher mit Hilfe der bildgebenden Massenzytometrie für das Pankreas eine Art Karte über die Verteilung der unterschiedlichen Zellen und deren Zustand. Diese Karten fügten sie in einer Pseudo-Zeitachse des Krankheitsverlaufs zusammen. Demnach fanden die Forscher, dass im Anfangsstadium der Erkrankung noch erstaunlich viele Beta-Zellen vorhanden sind. Sie sehen zwar anders aus als normal und produzieren weniger Insulin, sind aber den Aussagen der Wissenschafter zufolge noch zu retten.
APA/Cell Metabolism

Gesündere Lebensweise: ärztlicher Rat wichtig

Im Rahmen der Health und Nutrition Examination Survey (NHANES) wurden US-amerikanische Patienten befragt, ob sie von ihrem „Health Provider“ über notwendige Lebensstiländerungen informiert wurden. Eine statistische Auswertung von der Forschungsgruppe um Igor Grabovac von der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin der Meduni Wien hat gezeigt, dass es kaum solche Erklärungen gibt. So erhielten 9,8 Prozent der normalgewichtigen/gesunden Patienten im Rahmen ihres Arztbesuches Erklärungen bezüglich körperlicher Aktivität; ein Prozent der Patienten erhielten Informationen zu Ernährung und körperlicher Aktivität. In der Hochrisikogruppe der Menschen, die an Übergewicht, Diabetes mellitus oder Bluthochdruck leiden, berichten 56 Prozent derjenigen, die an Adipositas und Diabetes mellitus leiden, von einer Aufforderung des Arztes, den Lebensstil zu ändern.
APA/The American Journal of Medicine

3,8 Jahre sind die Gehirne von Frauen jünger als ihre Trägerinnen eigentlich waren; bei Männern hingegen lag der Wert 2,4 Jahre über dem tatsächlichen Alter. Dazu untersuchten Forscher der Medizinischen Fakultät der Washington University den Sauerstoff- und Glukosestoffwechsel des Gehirns von 121 Frauen und 84 Männern im Alter zwischen 20 und 82 Jahren mittels PET. Nach Ansicht der Forscher könnten Geschlechtshormone die Ursache dafür sein.
APA/Proceedings of the National Academy of Sciences

Schlafdefizit fördert Atherosklerose

Zu wenig oder zu häufig unterbrochener Schlaf fördert die Entstehung von Atherosklerose. Cameron McAlpine und Filip Swirski vom Zentrum für Systembiologie am Massachusetts General Hospital an der Harvard Universität in Boston (USA) haben sich mit den damit in Verbindung stehenden Mechanismen auseinandergesetzt. Sie untersuchten den Effekt von häufigen Schlafunterbrechungen an „Atherosklerose-Mäusen“. Ergebnis: Mäuse mit fragmentiertem Schlaf bildeten vermehrt Monozyten, entwickelten größere atherosklerotische Ablagerungen und produzieren Hypocretin, ein anregendes und Wachheit-förderndes Neuropeptid, im Hypothalamus. Umgekehrt zeigten sich bei Mäusen, denen man bei künstlich verursachten Schlafstörungen Hypocretin zuführte, weniger Monozyten im Blut und weniger Atherosklerose.
APA/Nature

Hörschäden: Empfehlungen der WHO

Nach Ansicht der WHO laufen weltweit mehr als eine Milliarde Teenager und junge Erwachsene Gefahr, wegen dröhnender Musik aus dem Kopfhörer Hörschäden zu erleiden. Zusammen mit der UN-Telekom-Behörde ITU wurden Richtlinien für Smartphones und andere Musikabspielgeräte entwickelt. Wie Shelly Chadha – sie ist bei der WHO für den Bereich Taubheit und Hörschäden zuständig – betonte, handle es sich dabei um Empfehlungen.
APA

Malaria vivax: neue Therapie

Eine internationale Forschergruppe unter Beteiligung der MedUni Wien konnte in einer Phase III-Studie nachweisen, dass es mit dem Wirkstoff Tafenoquin möglich ist, zu verhindern, dass sich Malaria-Parasiten in der Leber festsetzen. Co-Autor Univ. Prof. Harald Nödl vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien dazu: „Die Behandlung mit nur einer Dosis ist besonders wichtig. Bisher gab es zwar auch wirksame Medikamente. Diese mussten aber 14 Tage lang nach Beendigung der eigentlichen Malaria täglich eingenommen werden.“ In den kommenden Jahren soll der Wirkstoff für den klinischen Einsatz zur Verfügung stehen.
APA/New England Journal of Medicine

Höhere Krebsraten durch Adipositas

In den USA nimmt die Häufigkeit von durch Adipositas geförderten Karzinomen speziell bei jüngeren Menschen zu. Hyuna Sung und Co-Autoren von der US-amerikanischen Krebsgesellschaft haben für ihre Studie die Krebs-Erkrankungsraten für 67 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung zwischen 1995 und 2014 untersucht. Dies erfolgte in fünf Altersgruppen von 25 bis 29 Jahren sowie von 80 bis 84 Jahren sowie nach 30 verschiedenen Krebserkrankungen, von denen zwölf als vom Körpergewicht abhängig definiert wurden. Fazit: Die Studie deutet auf eine Zunahme von durch Fettsucht bedingten Krebsleiden bei Erwachsenen zwischen 25 und 29 Jahren hin. Das trifft auf die Hälfte der zwölf Krebserkrankungen zu, die mit Adipositas assoziiert sind: Dickdarm-, Gallenblasen-, Nieren- und Pankreaskarzinom, Gebärmutterhalskrebs und Multiples Myelom. Etwa eine von zwölf Krebserkrankungen in den USA und eine von 20 Krebserkrankungen in Großbritannien ist auf exzessives Körpergewicht zurückzuführen.
APA/Lancet Public Health

Wach-Operationen am Gehirn: Gyrus cinguli beruhigt

Studienautorin Kelly Bijanki von der Universität Emory in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) berichten von einer 23-jährigen Patienten mit Epilepsie, die an Angstzuständen und depressiven Phasen litt. Anhand der eingebrachten Elektroden stimulierten die Wissenschafter mit elektrischen Impulsen den Gyrus cinguli. Dies bewirkte bei der Patientin sofortiges Gelächter, gefolgt von einem Gefühl der Ruhe und des Glücks. Dieser Effekt wurde daraufhin genutzt, um die Frau bei einer zwei Tage später durchgeführten Schädel-OP bei Bewusstsein zu beruhigen. Dabei wurde die Simulation während des Eingriffs unbeabsichtigt unterbrochen, woraufhin die Patienten nervös und ängstlich wurde und den Tränen nahe war. Nach neuerlicher Stimulation des Gyrus cinguli ebbten diese Gefühle rasch wieder ab.
APA/Journal of Clinical Investigation

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2019