Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.01.2019 | Medizin

HRT: besser als Pflaster, Creme oder Gel

Die Hormonersatztherapie mit Tabletten ist mit einem höheren Risiko für selten auftretende, aber Ernst zu nehmende Thrombosen in Verbindung zu bringen – zu diesem Ergebnis kommen Yana Vinogradova und Co-Autorinnen von der Abteilung für Primärversorgung der Universität Nottingham nach der Analyse von Daten aus britischen Registern von Hausärzten. Darin enthalten waren Informationen von 80.396 Frauen mit diagnostizierten venösen Thromboembolien (tiefe Beinvenenthrombose und Lungenembolie) im Alter von 40 bis 79 Jahren. Diesen Daten aus den Jahren 1998 bis 2017 wurden Informationen von 391.494 vergleichbaren Frauen ohne Thromboembolie gegenübergestellt. Ergebnis: Bei Frauen mit oraler HRT war die Häufigkeit von Thromboembolien um 58 Prozent größer im Vergleich zu Frauen, die keine HRT verwendeten. Wurde ausschließlich Östrogen verwendet, lag das Risiko um 40 Prozent, bei Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten um 73 Prozent höher. „Transdermale Applikationsformen waren über alle unterschiedlichen Formen mit keinem Risiko für Thromboembolien assoziiert“, so das Fazit der Wissenschafterinnen.
APA/British Medical Journal

Risiken künstlicher Befruchtung: Methode ist nicht verantwortlich

Das Risiko für eine Frühgeburt oder ein niedriges Geburtsgewicht ist bei einer künstlichen Befruchtung größer – allerdings nicht wegen der Methode, wie Wissenschafter vom Rostocker Max-Planck-Institut für demografische Forschung nachweisen konnten. Ausgewertet wurden die Daten von 1.245 Kindern, die zwischen 1995 und 2000 in Finnland geboren wurden, und zwar jeweils Geschwister, von denen mindestens eines natürlich und eines mit Hilfe der künstlichen Befruchtung gezeugt wurde. So war auch ein Vergleich der Geburtsrisiken mit ausschließlichem Fokus auf den Eingriff möglich gewesen. Den Aussagen der Forscher zufolge seien vielmehr Faktoren entscheidend, die Paare mit Empfängnisproblemen generell beträfen.
APA/Lancet

Tiroler Forscher züchten Gehirnstammzellen aus Blut

Einem Team von Forschern um Frank Edenhofer vom Institut für Molekularpathologie der Universität Innsbruck und des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg ist es gelungen, menschliche Blutzellen durch Expression von vier Transkriptionsfaktoren in neurale Stammzellen zu reprogrammieren. Diese können sowohl in Zellen des zentralen als auch des peripheren Nervensystems ausreifen. So könne man möglicherweise das Fortschreiten eines M. Parkinson mit einer Behandlung der im Labor erzeugten Stammzellen direkt am Gehirn aufhalten, so die Vermutung von Edenhofer. Daran werde derzeit intensiv geforscht.
APA/Cell Stem Cell

601.000 Menschen unter 70 Jahren sind im Jahr 2016 an den Folgen einer Ernährungs-bedingten Herzkreislauf-Erkrankung gestorben; davon 420.000 Männer und 181.000 Frauen. Insgesamt 4,3 Millionen kardiovaskuläre Todesfälle wurden 2016 in Europa registriert. Während beispielsweise in Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich mindestens 40 Prozent aller kardiovaskulären Todesfälle mit einer unausgewogenen Ernährung in Verbindung gebracht werden können, betrifft es in Israel und Spanien nur jeden dritten Todesfall.
APA/European Journal of Epidemiology

Forscher transformieren Krebszellen zu Fettzellen

Die „epithelial-mesenchymale Transition“ – kurz EMT – haben sich Wissenschafter um Gerhard Christofori von der Universität Basel zu Nutze gemacht, um einen neuen therapeutischen Ansatz bei der Behandlung von Krebs zu entwickeln. Mit Hilfe von zwei bekannten Wirkstoffen – Rosiglitazon und Trametinib – steuerten sie in Versuchen mit Mäusen das EMT-Programm so, dass aus metastasierenden Mammakarzinom-Zellen schließlich Fettzellen wurden. Diese umgewandelten Zellen können sich nicht mehr vermehren und sind kaum von normalen Fettzellen zu unterscheiden. Christofori hofft, dass diese Wirkstoffe in Kombination mit einer konventionellen Chemotherapie künftig gleichzeitig das Wachstum des Primärtumors und die Bildung von Metastasen unterdrücken. Studien an Patienten müssen folgen.
APA/Cancer Cell

Süßstoffe haben kaum Auswirkungen auf das Gewicht

Nur bei einer beschränkten Zahl von wissenschaftlichen Studien zeigte sich ein kleiner positiver Effekt auf das Gewicht und den Nüchtern-Blutzuckerspiegel durch die Verwendung von künstlichen Süßstoffen. Allerdings zeigte sich bei der Verwendung von geringen Mengen an künstlichen Süßstoffen eine geringere Gewichtszunahme als beim Konsum von höheren Dosen. Zu diesem Ergebnis kommen Ingrid Toews von der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg und ihre Co-Autoren nach der Analyse von 56 wisssenschaftlichen Arbeiten zu den Effekten von künstlichen Süßstoffen auf die Gesundheit. „Kein Hinweis auf irgendeinen Effekt von künstlichem Süßstoff wurde bei übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen oder Kindern beobachtet, die abnehmen wollten“, konstatieren die Forscher.
APA/British Medical Journal


Transplantierte Nerven verändern Muskeln

Damit nach der Amputation einer Hand oder eines Arms bionische Prothesen mit Hilfe von Gedankenimpulsen gesteuert werden können, werden bei der Amputation chirurgische Nerventransfers vorgenommen, um die Gesamtzahl der Muskel-Steuersignale zu erhöhen. Dabei werden amputierte periphere Nerven mit verbliebenen Muskeln im Amputationsstumpf neu verbunden. Ein Forscherteam um Konstantin Bergmeister und Oskar Aszmann von der Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie am AKH Wien sowie vom Christian Doppler Labor für Wiederherstellung der Extremitätenfunktion an der MedUni Wien konnte im Tierversuch in einer mehrjährigen experimentellen Studie dabei bislang unbekannte neurophysiologische Effekte nachweisen. Diese ermöglichen eine präzisere Muskelkontraktilität und führen zu Muskelsignalen, die viel feiner steuerbar sind als bisher vermutet. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Muskeln die Identität der Spendernerven und somit die Funktion jenes Muskels übernehmen, aus dem der Nerv ursprünglich stammt. Das heißt: Die Muskeln können genau so verändert werden, um die gewünschte Steuerleistung der verlorenen Extremität zu erzielen.
APA/Science Advances

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.1.2019