Medi­zi­ni­sche Kurz­mel­dun­gen: Kurz und informativ

25.10.2019 | Medizin


Ver­trau­ens­bil­dung: Amyg­dala-Teil entscheidend 

Ein Team um Lisa Rosen­ber­ger von der Fakul­tät für Psy­cho­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien und Prof. Jack van Honk von der Uni­ver­si­tät Utrecht und der Cape­town Uni­ver­sity (Süd­afrika) hat unter­sucht, wel­chen Ein­fluss die Amyg­dala auf die Ver­trau­ens­bil­dung hat. Sie haben fünf Pati­en­tin­nen mit dem Urbach-Wie­the-Syn­drom unter­sucht, bei denen die baso­la­te­rale Amyg­dala geschä­digt ist. Beim soge­nann­ten Ver­trau­ens­spiel erhält ein Teil­neh­mer – der „Inves­tor“ – einen Geld­be­trag und kann die­sen ganz oder teil­weise an zwei Mit­spie­ler wei­ter­ge­ben. Der jewei­lige Betrag wird ver­drei­facht und die Mit­spie­ler zah­len dem „Inves­tor“ unter­schied­lich viel zurück. Übli­cher­weise lernt man bei meh­re­ren Durch­gän­gen, dass groß­zü­gi­gen Mit­spie­lern zu ver­trauen ist und selbst­süch­ti­gen nicht. Per­so­nen mit der Gehirn­schä­di­gung konn­ten das nicht. Mit­hilfe von Kon­troll­mes­sun­gen konnte gezeigt wer­den, dass die Schä­di­gung der baso­la­te­ra­len Amyg­dala für die Defi­zite ver­ant­wort­lich ist – und nicht etwa all­ge­meine Lern­pro­bleme oder der sozio­öko­no­mi­sche Sta­tus.
APA/​Current Biology

All­er­gie: „Zwie­ge­spräch“ zwi­schen Ner­ven- und Immunzellen

Inter­na­tio­nale Wis­sen­schaf­ter u.a. von der Stan­ford Uni­ver­sity (USA) – ver­such­ten zu klä­ren, wie es zu Haut­ent­zün­dun­gen im Rah­men von Neu­ro­der­mi­tis und All­er­gien gegen Haus­staub­mil­ben kommt. Dabei wur­den Mäuse sowohl Extrak­ten von Haus­staub­mil­ben als auch dem Endo­to­xin B von Sta­phy­lo­coc­cus aureus-Kei­men aus­ge­setzt, erklärte Co-Autor Phil­ipp Starkl vom For­schungs­zen­trum für Mole­ku­lare Medi­zin in Wien (CeMM). Bei Neu­ro­der­mi­tis akti­vie­ren die Haus­staub­mil­ben-All­er­gene direkt Noci­cep­to­ren, die zum Bei­spiel Schmerz- oder Juck­reize wei­ter­lei­ten. Die Ner­ven­zel­len wie­derum geben die Sub­stanz P ab; diese führt über den MRG-PRB2-Rezep­tor auf Mast­zel­len zur Aus­schüt­tung jener Boten­stoffe, die die all­er­gi­sche Reak­tion auf das Haus­staub­mil­ben-All­er­gen antrei­ben. Der MRG-PRB2-Rezep­tor von Mäu­sen ent­spricht dem MRG­PRX2-Rezep­tor auf Mast­zel­len des Men­schen. Damit sind Ner­ven- und Immun­sys­tem offen­bar keine von­ein­an­der iso­lier­ten Berei­che. 
APA/​Nature Immunology

30.000 Stamm­zel­len-Trans­plan­ta­tio­nen wur­den 2017 in der EU durch­ge­führt, davon 551 in Öster­reich, wie ein Bericht der Euro­stat ergab. Die meis­ten Stamm­zel­len-Trans­plan­ta­tio­nen erfolg­ten in Deutsch­land (7.700), Frank­reich (5.500) und Ita­lien (5.100). Die höchste Rate ver­zeich­nete Luxem­burg mit 19,8 Trans­plan­ta­tio­nen pro 100.000 Ein­woh­nern.
APA

Kör­per­frem­des Östro­gen gelangt durch Plazenta

For­scher aus Wien und der Schweiz haben unter­sucht, ob das in Lebens­mit­teln vor­kom­mende Östro­gen Zeara­lenon die mensch­li­che Pla­zenta pas­sie­ren kann. Anhand von Pla­zen­ten, die nach geplan­ten Kai­ser­schnit­ten zur Ver­fü­gung stan­den, maßen die Wis­sen­schaf­ter um Assoz. Prof. Bene­dikt Warth vom Insti­tut für Lebens­mit­tel­che­mie und Toxi­ko­lo­gie der Uni­ver­si­tät Wien die Kon­zen­tra­tio­nen im Gewebe sowie in einer Nähr­lö­sung vor Ein­tritt in und nach Aus­tritt aus der Pla­zenta. Ergeb­nis: Zeara­lenon wan­dert durch die Pla­zenta. Außer­dem unter­such­ten sie die Kon­zen­tra­tio­nen eines durch Enzyme in der Pla­zenta gebil­de­ten Abkömm­lings von Zeara­lenon. Die­ses Stoff­wech­sel­pro­dukt weist eine um etwa den Fak­tor 70 höhere Östro­gen­ak­ti­vi­tät auf. Sogar kleine Kon­zen­tra­tio­nen des Frem­dös­tro­gens könn­ten also grö­ßere Aus­wir­kun­gen auf das Kind haben. Es gibt Hin­weise, dass eine frühe Kon­fron­ta­tion mit der Ent­wick­lung von Mamma- oder Ova­ri­al­kar­zi­no­men zusam­men­hän­gen kann. Das von Schim­mel­pil­zen der Gat­tung Fusa­rium gebil­dete Zeara­lenon kann über Nah­rungs­mit­tel wie Brot, Müsli und andere Zerea­lien auf­ge­nom­men wer­den.
APA/​Environmental Health Perspectives


Über­tra­gung von resis­ten­ten Kei­men beim Waschvorgang

Wis­sen­schaf­ter um Prof. Mar­tin Exner und Ricarda Schmit­hau­sen vom Hygiene-Insti­tut IHPH am Uni­kli­ni­kum Bonn haben erst­mals nach­ge­wie­sen, dass Anti­bio­tika-resis­tente Keime durch Wasch­ma­schi­nen auf den Men­schen über­tra­gen wer­den kön­nen. Kon­kret belegt wurde die Über­tra­gung in einem Kin­der­kran­ken­haus, in dem zuvor bei Rou­ti­ne­tests mehr­fach ein resis­ten­tes Bak­te­rium bei Neu­ge­bo­re­nen nach­ge­wie­sen wor­den war. Die Bak­te­rien wur­den im Spül­fach und Tür­gummi der Wasch­ma­schine gefun­den und waren über die scho­nend gewa­sche­nen Strick­mütz­chen und Söck­chen auf Säug­linge über­tra­gen wur­den. 
APA/​Applied and Envi­ron­men­tal Microbiology

Labor­tisch alar­miert bei Probenverwechslung

Pro­ben von Pati­en­ten zu ver­wech­seln soll durch spe­zi­elle Arbeits­flä­chen in der Inns­bru­cker Uni­ver­si­täts-Kli­nik für Gynä­ko­lo­gi­sche Endo­kri­no­lo­gie und Repro­duk­ti­ons­me­di­zin künf­tig ver­hin­dert wer­den. Es funk­tio­niert fol­gen­der­ma­ßen: Jeder Pati­ent erhält eine per­sön­li­che Chip­karte, die vor dem Raum, in dem Pro­ben ent­nom­men wer­den, per Lese­ge­rät regis­triert wird. So wer­den alle dort ent­nom­me­nen Pro­ben auto­ma­tisch dem jewei­li­gen Pati­en­ten zuge­ord­net. Außer­dem ist jedes Pro­ben­schäl­chen oder Pro­be­röhr­chen mit einem RFID-Chip aus­ge­stat­tet – die dazu­ge­hö­ri­gen Emp­fän­ger befin­den sich in den Arbeits­flä­chen des Labors. Wenn eine fal­sche Probe auf eine Arbeits­flä­che gestellt wird, wird ein opti­scher und akus­ti­scher Alarm aus­ge­löst.
APA

Künst­li­che Haut für Roboter

For­scher um Prof. Gor­don Cheng von der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Mün­chen (TUM) haben erst­mals einen men­schen­gro­ßen Robo­ter mit künst­li­cher Haut aus­ge­stat­tet. Mit 1.260 sechs­ecki­gen Zel­len in der Größe von Zwei-Euro-Mün­zen und mehr als 13.000 Sen­so­ren mes­sen Mikro­pro­zes­so­ren die Berüh­rung, Beschleu­ni­gung, Annä­he­rung und Tem­pe­ra­tur. Damit sol­len Robo­ter ihre Umge­bung bes­ser erspü­ren und sogar ein­bei­nig balan­cie­ren kön­nen. Weil die Rechen­ka­pa­zi­tät auf­grund der Daten­menge das größte Pro­blem gewe­sen ist, wer­den die Haut­zel­len nicht per­ma­nent, son­dern ereig­nis­ba­siert über­wacht. So könne der Rechen­auf­wand um bis zu 90 Pro­zent redu­ziert wer­den.
APA

Myo­kard­in­farkt: neuer Ansatz könnte Schä­den reduzieren

For­scher um Prof. Howard Riez­man von der Uni­ver­si­tät Genf haben unter­sucht, warum es bei Säu­ge­tie­ren – so auch beim Men­schen – bei einem Myo­kard­in­farkt so rasch zum Abster­ben von Gewebe kommt. Bei Unter­su­chun­gen mit Wür­mern haben sie ent­deckt, dass das Lipid Deoxy­di­hy­dro­ce­ra­mid eine ent­schei­dende Rolle spielt. Unter Sau­er­stoff­man­gel steigt des­sen Menge im Gewebe auf ein gefähr­li­ches Niveau an. Auf­grund der Tat­sa­che, dass Deoxy­di­hy­dro­ce­ra­mid bestimmte Lipidkom­plexe blo­ckiert und das Zell­ge­rüst und die Mito­chon­drien-Funk­tion schä­digt, stirbt Gewebe ab. Basie­rend auf die­sen Ergeb­nis­sen ver­ab­reichte ein Team um Prof. Michel Ovize von der Uni­ver­sité de Lyon Mäu­sen kurz vor einem Myo­kard­in­farkt einen Stoff, der die Pro­duk­tion von Cera­mi­den bremst. Im Ver­gleich zu Kon­troll­tie­ren erlit­ten die Tiere dadurch rund 30 Pro­zent weni­ger Gewe­be­schä­den. Die For­scher wol­len nun nach einer Sub­stanz suchen, die gezielt die Pro­duk­tion von Deoxy­di­hy­dro­ce­ra­mid bremst.
APA/​Nature Metabolism

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 20 /​25.10.2019