Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.09.2019 | Medizin


Impfstoff gegen Katzenhaar-Allergie?

Forscher der Universität Zürich um Martin Bachmann haben nach eigenen Angaben einen Impfstoff gegen Katzenhaar-Allergien entwickelt. Dieser wird den Tieren verabreicht, wodurch die Allergene durch Antikörper gebunden werden. Ursache einer Katzenhaar-Allergie beim Menschen ist ein körpereigenes Protein der Katze, nicht die Katzenhaare. Das Protein kommt vor allem im Speichel vor und geht beim Putzen auf das Fell über. Auf diese Weise konnten die allergischen Symptome verringert werden. Der an 70 Tieren getestete Impfstoff soll in spätestens drei Jahren auf den Markt kommen.
APA


Synthese von FR-Molekülen gelungen

In Kooperation mit dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben die Forscher um Nuno Maulide vom Institut für Organische Chemie der Universität Wien eine neuartige chemische Reaktion entwickelt, die eine Synthese von FR-Molekülen in hoher Effizienz ermöglicht. „Wir können nun mehrere Gramm des Naturstoffs herstellen; das natürliche Vorkommen liefert maximal einige Milligramm – ein großartiger Fortschritt“, so Maulide. Außerdem fanden die Wissenschafter ein „Analog“, das dem Naturstoff ähnelt, aber fast 100 Mal potenter ist. Die ursprünglich in Bakterien entdeckten Naturstoffe sind immunsuppressiv und kommen bei  Transplantaten oder Autoimmunerkrankungen zum Einsatz, um Abstoßungsreaktionen zu verhindern.
APA/Journal of the American Chemical Society

Optimisten leben länger

Ob Optimisten oder Pessimisten länger leben, haben Forscher um Lewina Lee von der Boston University School of Medicine untersucht. Aus zwei Datenbanken entnahmen sie die Krankengeschichten von fast 70.000 Krankenschwestern und 1.429 Veteranen. Ebenso wurde bei allen mittels Fragebögen und Tests ermittelt, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch sind. Dementsprechend wurden die Frauen in vier Gruppen – von sehr optimistisch bis sehr pessimistisch – eingeteilt, die Männer in fünf Gruppen. Ergebnis: Die Frauen, die sehr optimistisch waren, lebten im Schnitt um 15 Prozent länger als diejenigen, die am meisten pessimistisch eingestellt waren. Bei Männern betrug der Unterschied zwischen diesen Gruppen elf Prozent. Die Chance, über 85 Jahre alt zu werden, war bei den größten Optimistinnen um 50 Prozent größer als bei den ärgsten Pessimistinnen; bei Männern betrug der Unterschied 70 Prozent. Die Ergebnisse bleiben laut den Forschern auch bestehen, wenn Menschen, die zu Beginn der Studie chronische Krankheiten aufwiesen, nicht einbezogen wurden. Auch wenn Unterschiede in der Lebensführung wie regelmäßiger Sport, Alkohol- und Tabakkonsum berücksichtigt wurden, lebten Optimisten länger.
APA/Proceedings

Epilepsie-Betroffene sind kooperativer

Menschen mit Frontallappen-Epilepsie sind kooperativer als Normalpersonen – das hat ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung herausgefunden. Das Team um Andrija Javor, der während der Studie an der Universitätsklinik für Neurologie Linz arbeitete, verglich die Kooperationsbereitschaft von 15 Epilepsie-Patienten und 15 Vergleichspersonen mit einem Standardtest der Verhaltensökonomie, dem sogenannten „Gefangenendilemma“. Dabei trafen Epileptiker signifikant mehr kooperative Entscheidungen als Normalpersonen. Bei der Gehirnaktivität zeigten sich bei Menschen, die an Epilepsie leiden, im Vergleich zu Normalpersonen andere Aktivierungsmuster im medialen präfrontalen Cortex, der für Sozialverhalten und Entscheidungsfindung wichtigen Gehirnregion. Dies zeugt von Schwierigkeiten oder zumindest einer anderen Art, Entscheidungen zu treffen.
APA/Royal Society Open Science

Rhinoviren: neue Wirksubstanz gefunden

Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung hat eine Wirksubstanz gefunden, die an Rhinoviren anhaftet und sie bei der Infektion von Zellen stört. Dadurch verhindert „Pyrazolopyrimidin OBR-5-340“, dass sich die Virushüllen öffnen und das Erbgut freigeben, so die Forscher um Univ. Prof. Dieter Blaas von den Max F. Perutz Laboratories der MedUni Wien und Priv. Doz. Michaela Schmidtke vom Uniklinikum Jena. Damit verhindert die Substanz, dass sich das Virus-Erbgut in den Wirtszellen vermehrt.
APA/PNAS


Schwache Muskulatur verkürzt das Leben

Wie wirkt sich Muskelkraft auf die Mortalität von Patienten aus, die ambulant oder stationär versorgt wurden? Das hat ein Team um die Österreicherin Univ. Prof. Barbara Prüller-Strasser von der Universität Regensburg sowie Forschern des Imperial College London und des Zentrums für Gesundheitswissenschaften am Klinikum Augsburg in einer Meta-Analyse untersucht. Dabei wurden die Daten von 39.852 Patienten aus 39 prospektiven Kohorten-Studien erfasst. Patienten mit geringer Muskelkraft hatten – unabhängig von anderen potentiellen Einflussfaktoren – im Vergleich zu Patienten mit hoher Muskelkraft ein 1,8-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko. Umgekehrt zeigte sich, dass ein um fünf Kilogramm höheres Muskelkraft-Niveau ein um 28 Prozent verringertes Sterberisiko mit sich bringt. 
APA/Journal of the American Medical Directors Association

Intervall-Fasten wirkt

Welche Auswirkungen Intervall-Fasten auf die Gesundheit hat, haben Wissenschafter um Univ. Prof. Frank Madeo von der Universität Graz sowie Univ. Prof. Thomas Pieber und Priv. Doz. Harald Sourij von der Med Uni Graz untersucht. Bei der „Interfast“-Studie wurden 60 gesunde Menschen in zwei Gruppen unterteilt. Die eine aß über vier Wochen abwechselnd einen Tag nichts, dafür am nächsten Tag uneingeschränkt, die zweite behielt den aktuellen Lebensstil bei. 30 weitere Probanden hatten bereits zuvor seit mehr als sechs Monaten Intervall-Fasten betrieben. Die strenge Einhaltung der Fastentage wurde durch eine kontinuierliche Glukosemessung genau überwacht. Ergebnis: Bereits innerhalb von vier Wochen haben die Studienteilnehmer im Schnitt rund 3,5 Kilogramm Körpergewicht reduziert. Außerdem wurde ein Anstieg der Ketonkörper verzeichnet, die als Nebenprodukt der Fettverbrennung bei Kohlenhydratmangel entstehen und vermutlich vor Alterung schützen. Zusätzlich reduzierten sich spezifische Aminosäurespiegel, Cholesterol, systolischer Blutdruck, Bauchfett und der Entzündungsparameter. In der Interfast-2-Studie wird ab Herbst der Effekt von Intervall-Fasten bei insulinpflichtigem Typ 2-Diabetes untersucht.
APA/Cell Metabolism

40-mal kleiner als bisher gängige Modelle ist ein Mini-Stent, den Forscher um Carmela De Marco von der ETH Zürich mithilfe eines neu entwickelten Verfahrens – dem „indirekten 4D-Druck“ – hergestellt haben. Diese Stents können künftig bei Föten eingesetzt werden, für die es bislang keine Stents gab.
APA

Allergische Reaktionen durch Tattoo-Nadel

Beim Tätowieren kann nicht nur die Farbe, sondern auch die Nadel allergische Reaktionen auslösen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Ines Schreiver vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung. Demnach können Chrom- und Nickelpartikel aus der Nadel, die durch das in der Farbe enthaltene Titandioxid gelöst werden, in die Lymphknoten gelangen, was zu Überempfindlichkeits-Reaktionen führen kann. Dies kann allerdings nur bei bunter Tinte, nicht aber bei Schwarz passieren. Um mögliche gesundheitliche Auswirkungen abzuschätzen, sind laut Schreiver aber Studien mit Tausenden Teilnehmern über einen Zeitraum von Jahrzehnten notwendig. 
APA/Particle and Fiber Toxicology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2019