Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

15.12.2019 | Medizin


Digitales Netzhaut-Screening

Die Analyse von Netzhautbildern dauert mittlerweile nur noch 1,2 Sekunden und liefert ein Bild samt 60 Millionen diagnostischen Informationen, erklärte Univ. Prof. Ursula Schmidt-Erfurth von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie der MedUni Wien. Im Rahmen der Pressekonferenz anlässlich des Advanced Retinal Therapy-Kongresses „ART 2019“ Mitte November in Wien wurde ein neues automatisches digitales Netzhautscreening präsentiert, das besonders für Menschen mit Diabetes mellitus von Bedeutung ist. Die Forscher rund um Schmidt-Erfurth haben die Optische Kohärenztomographie (OCT) mit- und weiterentwickelt, „die auf Laserbasis die Haut unterhalb der Netzhaut, wo sich erste krankhafte Veränderungen abzeichnen, untersuchen kann“, wie Ass. Prof. Andreas Pollreisz ergänzte. Das an der Universität Iowa entwickelte Gerät mit dem Namen IDx-DR ist seit 2018 als eigenständiges diagnostisches System zugelassen. Es handelt sich dabei um „ein autonomes System mit artifizieller Intelligenz bestehend aus einer Roboterkamera, einem Computer und einer Internetverbindung. Jeder kann das Gerät nach einer kurzen Einschulung bedienen“, erklärte Priv. Doz. Bianca Gerendas. Bis zur Diagnose dauert es nur wenige Minuten mit einer Fehlerrate von unter fünf Prozent. Bei der Anwendung zeigte sich, dass 16,3 Prozent der 450 getesteten symptomlosen Personen bereits signifikante Netzhautveränderungen aufwiesen, die eine Behandlung erforderten. Derzeit gibt es in Österreich drei vollautomatisierte Screening-Geräte für die Diagnose ‚Diabetische Retinopathie‘: neben dem AKH Wien auch in der Rudolfstiftung und im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der erste Schritt in diese Richtung erfolgte schon vor 30 Jahren, als die CIA die Entwicklung eines Gesichtserkennungsroboters in Auftrag gegeben hat. (jo)


Karzinomtherapie: Ursache für Hautentzündungen geklärt

Forscher um Maria Sibilia vom Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien fanden in Studien an Mäusen heraus, warum bei einer Karzinomtherapie mit EGFR-Inhibitoren vermehrt Entzündungen der Haut auftreten. Kleine Wunden, die beim Haardurchbruch im Bereich des Haarfollikels entstehen, bleiben bei einer EGFR-Blockade länger bestehen; Erreger können leichter eindringen. Die Blockade des EGFR schaltet u.a. den ERK-Signalweg aus, der beim Haardurchbruch für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere zuständig ist. Durch die Gabe des Keratinozyten-Wachstumsfaktors (KGF) konnte der ERK-Signalweg über einen anderen Rezeptor aktiviert werden; die Haut blieb im Mausmodell intakt und die Hautreaktionen wurden verhindert oder stark abgeschwächt.
APA/Science Translational Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2019