Medizinische Kurzmeldungen: Kurz und informativ

25.05.2019 | Medizin


Macht allein leben psychisch krank?

Laut einer Studie von Louis Jacob von der Universität Versailles besteht ein Zusammenhang zwischen der großen Anzahl an allein lebenden Personen in Großbritannien und der hohen Prävalenz von häufigen psychischen Erkrankungen (common mental disorders/CMD): Demnach leiden Alleinlebende 1,5- bis 2,5-mal öfter an einer psychischen Erkrankung. Basis der Analyse waren Befragungen der Jahre 1993, 2000 und 2007. In diesem Zeitraum stieg in Großbritannien sowohl der Anteil der Ein-Personen-Haushalte als auch die Zahl der psychischen Erkrankungen. Experten zufolge liege die Ambivalenz der Studie darin, dass sie nicht zeige, ob das Alleinleben der Grund für die psychische Erkrankung war. Erwartungsgemäß klarer war der Konnex, wenn Befragte zusätzlich angegeben hatten, sich einsam zu fühlen.
APA/PLOS ONE

Allergisches Asthma: Neuer Therapieansatz?

Forscher der MedUni Wien unter der Leitung von Michelle Epstein konnten anhand von Mäusen mit allergischem Asthma zeigen, dass allergische Anfälle durch spezielle T-Lymphozyten (Gedächtniszellen) ausgelöst werden, die in der Lunge auf eingeatmete Allergene reagieren. Solche „Th2-TRMs“ verbleiben dauerhaft im Organ, sodass die Anfälle ein Leben lang auftreten können. Möglicherweise steigt die Zahl dieser Zellen bei wiederholtem Kontakt mit dem Allergen, was der Grund für eine weitere Aggravierung sein könnte. Ein potentieller Therapieansatz könnte darauf abzielen, eine Methode zur selektiven Elimination der „Th2-TRMs“ zu entwickeln, ohne die hilfreichen Gedächtnis-T-Zellen zu tangieren, die etwa vor Bakterien und Viren schützen.
APA

12-fach
erhöht ist das Risiko von adipösen Patienten, einen Diabetes mellitus Typ 2 zu entwickeln. Das zeigen Daten von mehr als 2,8 Millionen Patienten in einer britischen Studie. Schon Adipositas der Klasse I (BMI 30 bis 35) bedeutet demnach eine fünffach höheres Risiko für Diabetes mellitus. Personen mit Adipositas Klasse III (BMI 40 bis 45) hatten im Vergleich zu Normalgewichtigen ein um 50 Prozent erhöhtes Sterberisiko.
APA

Neue Auslöser für bipolare Störung

Ein internationales Forscherteam – darunter Sven Cichon von der Universität Basel – hat im Rahmen der „Genom-weiten Assoziationsstudie“ 20 Gene entdeckt, die bislang nicht mit der bipolaren Störung in Verbindung gebracht worden waren. Sie liefert erstmals Hinweise darauf, dass die Ausbildung einer bipolaren Störung mit der Insulinregulierung und Faktoren der körpereigenen Schmerzregulation (endogenes Cannabinoidsystem) zusammenhängen könnte. Die Studie basiert auf dem Erbgut von 30.000 Patienten und 170.000 Kontrollpersonen.
APA/Nature Genetics

Neuer Bakterienstamm entdeckt

Wegen gänzlich untypischer neurologischer Symptome bei einem akut an Myasthenia gravis erkrankten Patienten wurde eine DNA-Analyse veranlasst. Dabei konnten Neurologin Inga Koneczny und Mateusz Markowicz vom Institut für Hygiene und Angewandte Immunologie der MedUni Wien einen bisher unbekannten Genotyp von Leptospira interrogans identifizieren. Der Patient dürfte sich in Thailand oder Vietnam beim Schwimmen oder im Zuge eines engeren Kontakts mit Elefanten mit Leptospiren infiziert haben. Es handelt sich zudem um den ersten in Österreich bekannten Fall dieser sehr seltenen Form von Myasthenia gravis; der Patient wurde mit Antibiotika behandelt.
APA/MedUni Wien

Chromosomenzahl als Risikomarker für Prostata-Ca

Sind in Prostatatumoren mehr oder auch weniger Chromosomen als „üblich“ vorhanden, erhöht sich ihre Aggressivität. Zu diesem Ergebnis kam die österreichische Krebsforscherin Angelika Amon, die am US-amerikanischen Howard Hughes Medical Institute des Massachusetts Institute of Technology (MIT) forscht. Bis zu 15 Jahre lang beobachteten sie und ihre Kollegen den Krankheitsverlauf von 333 Patienten, die an Prostatakrebs litten. Bei knapp einem Viertel hatten sich mindestens fünf Chromosomenstücke im Tumor vervielfacht oder waren verloren gegangen, was zu einer fünfmal höheren Todesrate führte.
APA/Pnas

Schnelltest auf bakterielle Infektion

Ob eine Probe Bakterien enthält oder nicht, lässt sich mit einem neuen Gerät, das ein Team um Biomedizin-Ingenieur Pak Kin Wong von der US-amerikanischen Universität Penn State in Pennsylvania entwickelt hat, bereits nach einer halben Stunde sagen. Ist das Ergebnis positiv, werden die Bakterien einige Stunden mit unterschiedlichen Antibiotika behandelt, um Resistenzen festzustellen. Antibiotika-Therapien könnten somit künftig nicht nur viel rascher, sondern auch zielgenauer erfolgen. Auch die Verschreibung von Antibiotika „auf Verdacht“, bis ein Laborergebnis vorliegt, fiele damit weg. Ein Patent ist beantragt; derzeit arbeitet das Forscherteam an der Verkleinerung des Geräts. Bis zur Marktreife dürfte es noch einige Jahre dauern.
APA/Pnas


Stillen beugt Adipositas vor

Im Kampf gegen Adipositas empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen und danach – ergänzend zur Muttermilch – andere Nahrungsmittel zuzufüttern. Je länger ein Kind gestillt werde, umso besser sei es vor Adipositas geschützt, erklärte die zuständige WHO-Europadirektorin Bente Mikkelsen. Basis der Empfehlung sind eine aktuelle Studie des WHO-Regionalbüros für Europa sowie eine kürzlich publizierte Untersuchung aus Portugal.
APA/Obesity Facts

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2019