Medi­zi­ni­sche Kurz­mel­dun­gen: Kurz und informativ

10.09.2019 | Medizin


Neue mono­klon­ale Anti­kör­per gegen Ebola

Mit zwei neuen mono­klon­a­len Anti­kör­pern – REGN-EB3 und mAb114 – konnte die Mor­ta­li­täts­rate von Ebola-Pati­en­ten bei einer kli­ni­schen Stu­die in der Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo auf 29 bezie­hungs­weise 34 Pro­zent redu­ziert wer­den. Das teilte die US-Gesund­heits­be­hörde NIH (Natio­nal Insti­tu­tes of Health) mit, die einen Teil der Stu­die finan­ziert. Unbe­han­delt liegt die Sterb­lich­keits­rate bei 60 bis 67 Pro­zent; nach der The­ra­pie mit den bei­den bis­her übli­chen Medi­ka­men­ten ZMapp und Rem­de­si­vir ver­stirbt rund die Hälfte der Pati­en­ten. Ein unab­hän­gi­ges Gre­mium hat nach 681 Behand­lun­gen – statt der geplan­ten 725 – den Abbruch der Stu­die ver­an­lasst, weil die Schwelle für erfolg­rei­che Tests bereits erreicht war. Damit kön­nen diese Medi­ka­mente ab sofort bei der The­ra­pie von Ebola-Pati­en­ten ein­ge­setzt wer­den.
APA

PPIs erhö­hen Allergierisiko

Pro­to­nen­pum­pen­hem­mer (PPI) ste­hen mit der nach­fol­gen­den Ver­schrei­bung von Anti-All­er­gika in Zusam­men­hang. Dem­nach erhöht die Ein­nahme von PPIs das Risiko für das Auf­tre­ten von all­er­gi­schen Reak­tio­nen um das Zwei- bis Drei­fa­che. Für die Stu­die haben For­scher der Med­Uni Wien um Gala­teja Jor­d­a­kieva und Univ. Prof. Erika Jen­sen-Jaro­lim Ver­schrei­bun­gen von Anti-All­er­gika aus den Jah­ren 2009 bis 2013 an Per­so­nen ana­ly­siert, die zuvor Rezepte für PPIs erhal­ten hat­ten. Indem diese die Magen­säu­re­pro­duk­tion blo­ckie­ren, die Pro­te­in­ver­dau­ung ver­hin­dern und lang­fris­tig das Mikro­biom im Magen-Darm-Trakt ver­än­dern, kön­nen All­er­gene unver­ar­bei­tet in den Darm vor­drin­gen, was All­er­gien aus­lö­sen bezie­hungs­weise ver­stär­ken kann.
Med­Uni Wien/​Nature Communications

6.600 Men­schen sind 2016 in der EU an Virus-Hepa­ti­tis gestor­ben. Mit 3.400 bezie­hungs­weise 3.200 Todes­fäl­len waren Män­ner und Frauen fast gleich häu­fig davon betrof­fen, wie die Euro­stat-Daten zei­gen. In Öster­reich star­ben 79 Män­ner und 107 Frauen an Hepa­ti­tis.
APA

Pro­the­tik: Draht­lose Bio­si­gnal­über­tra­gung via Sensoren

Die For­schungs­gruppe um Univ. Prof. Oskar Aszmann von der Uni­ver­si­täts­kli­nik für Chir­ur­gie der Med­Uni Wien hat gemein­sam mit Part­nern welt­weit erst­ma­lig erfolg­reich Sen­so­ren nach Ner­ven­trans­fers implan­tiert, die Bio­si­gnale zur Steue­rung von bio­ni­schen Pro­the­sen per Funk über­mit­teln. Bei den drei männ­li­chen Pati­en­ten muss­ten nach Arbeits- oder Ver­kehrs­un­fäl­len der Ober­arm ampu­tiert wer­den. Die implan­tier­ten Sen­so­ren sen­den das Mus­kel­si­gnal draht­los aus dem Ampu­ta­ti­ons­stumpf zur Pro­these und wer­den mit­tels Spule im Pro­the­sen­schaft draht­los mit Ener­gie ver­sorgt. In Kom­bi­na­tion mit einem selek­ti­ven Trans­fer der Ner­ven, die vor der Ampu­ta­tion für die Hand- und Arm­funk­tion zustän­dig waren, kön­nen die Pati­en­ten die Pro­these intui­tiv steu­ern.
Med­Uni Wien/​Journal Sci­ence Robotics

Deutsch­land: Hya­lomma-Zecke über­trägt Fleckfieber

In Deutsch­land soll erst­mals ein Mensch durch den Stich einer tro­pi­schen Hya­lomma-Zecke an Fleck­fie­ber erkrankt sein, wie die Uni­ver­si­tät Hohen­heim (Stutt­gart) mit­teilte. In der Zecke, die den Pfer­de­hal­ter aus Nord­rhein-West­fa­len gesto­chen hatte, konnte der Erre­ger nach­ge­wie­sen wer­den. Damit wisse man nicht nur, dass Hya­lomma-Zecken auch Men­schen ste­chen, son­dern auch, dass dadurch eine Über­tra­gung des Zecken-Fleck­fie­bers mög­lich ist, wie die Para­si­to­lo­gin Ute Macken­stedt von der Uni­ver­si­tät Hohen­heim erklärte. Offi­zi­ell han­delt es sich um einen Ver­dachts­fall, weil ein Direkt­nach­weis des Erre­gers am Pati­en­ten nicht mög­lich war. Die Hya­lomma-Zecke, die aus den Tro­cken- und Halb­tro­cken­ge­bie­ten von Afrika, Asien und Süd­eu­ropa stammt, hatte zuletzt auch erst­mals in Öster­reich über­win­tert.
APA


„Smom­bies“ unauf­merk­sam im Straßenverkehr

Was sich im Gehirn von Smart­phone­zom­bies – kurz: „Smom­bies“ – abspielt, haben For­scher um Pierre Léger von der École des hau­tes étu­des com­mer­cia­les in Mont­real in Kanada unter­sucht. 54 Pro­ban­den muss­ten wäh­rend des Tip­pens auf dem Smart­phone auf einem Lauf­band gehen und ent­ge­gen­kom­men­den Hin­der­nis­sen aus­wei­chen. Dabei wurde mit­tels EEG ihre Gehirn­ak­ti­vi­tät gemes­sen. Fazit: Je mehr sich das Gehirn anstren­gen musste, um sich vom Handy los­zu­rei­ßen und die Auf­merk­sam­keit auf das Hin­der­nis zu len­ken, desto mehr Feh­ler mach­ten die Teil­neh­mer. Um das Unfall­ri­siko durch Smom­bies zu ver­min­dern, gibt es welt­weit unter­schied­li­che Ansätze: Sie rei­chen von Bode­nam­peln in Augs­burg bis hin zu Geld­stra­fen für gleich­zei­ti­ges Tip­pen und Gehen in Hono­lulu.
APA

Hepa­ti­sche Enze­pha­lo­pa­thie: Ver­än­de­run­gen schon nach 14 Tagen

For­scher um Cris­tina Cudalbu von den Uni­ver­si­tä­ten und Uni­ver­si­täts­spi­tä­ler Genf und Lau­sanne sowie der ETH Lau­sanne (EPFL) haben die Zusam­men­hänge hin­ter der hepa­ti­schen Enze­pha­lo­pa­thie an Rat­ten mit einer chro­ni­schen Leber­er­kran­kung unter­sucht. Mit­hilfe der Magnet­re­so­nanz­spek­tro­sko­pie ver­folg­ten sie 14-tägig ab dem Ein­set­zen der Leber­er­kran­kung die Ver­än­de­run­gen am Gehirn. Ergeb­nis: Bereits nach den ers­ten zwei Wochen waren Schä­di­gun­gen erkenn­bar. Äußer­li­che Sym­ptome – wie Gelb­sucht, Man­gel­er­näh­rung und Asci­tes – waren aber erst zwi­schen der vier­ten und ach­ten Woche sicht­bar. Außer­dem nahm bei den Tie­ren zu die­sem Zeit­punkt auch die Kon­zen­tra­tion von Vit­amin C und Krea­tin ab, was nun bei der hepa­ti­schen Enze­pha­lo­pa­thie erst­mals nach­ge­wie­sen wurde.
APA/​Journal of Hepatology

Ver­füg­bar­keit von Essen erhöht BMI

For­sche­rin­nen um Prof. Adriana Dor­nel­les von der Ari­zona State Uni­ver­sity haben die sozio­de­mo­gra­fi­schen Daten von mehr als 700 Volks­schul­leh­re­rin­nen im US-Bun­des­staat Loui­siana und zwei­mal (2006 und 2008) ihren BMI erfasst. Die durch­schnitt­li­che Akti­vi­tät der Teil­neh­me­rin­nen wurde mit­hilfe eines Tra­ckers über sie­ben Tage berech­net. Anhand von öffent­lich zugäng­li­chen Daten wurde ermit­telt, wie viele Super­märkte, Fast-Food-Lokale und Restau­rants sich inner­halb eines Radius von einem Kilo­me­ter von der Woh­nung, dem Arbeits­platz und dem kür­zes­ten Arbeits­weg befin­den. Die deut­lichste Kor­re­la­tion mit dem BMI zeigte die Anzahl der Fast-Food-Lokale auf dem Weg zur Arbeit, jedes ein­zelne „erhöhte“ den BMI. Dage­gen gab es kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen Nah­ver­sor­gern am Arbeits­platz und dem BMI. Als Grund dafür ver­mu­ten die For­scher, dass die Leh­re­rin­nen in der meist kur­zen Mit­tags­pause nur eine Klei­nig­keit in der Schule zu sich neh­men. Ris­kant seien hin­ge­gen jeden­falls die schnel­len Essens­mög­lich­kei­ten unter­wegs.
APA/​PLOS ONE

Mul­ti­tas­king: Frauen sind nicht besser

Ent­ge­gen der weit­ver­brei­te­ten Annahme sind Frauen beim Mul­ti­tas­king nicht bes­ser als Män­ner. Das zeigt eine Unter­su­chung von For­schern um Patri­cia Hirsch von der RWTH Aachen. 48 Frauen und 48 Män­ner muss­ten Zah­len- und Buch­sta­ben­tests lösen: auf einem Bild­schirm erschei­nende Buch­sta­ben als Vokale oder Kon­so­nan­ten iden­ti­fi­zie­ren sowie Zah­len als gerade oder unge­rade bestim­men. Manch­mal muss­ten sie die Auf­ga­ben gleich­zei­tig erle­di­gen, bei ande­ren schnell von einer auf die andere Auf­gabe umschal­ten. Damit wur­den die kogni­ti­ven Fähig­kei­ten „Arbeits­ge­dächt­nis aktua­li­sie­ren“, „Über­gang auf eine neue Auf­gabe“ und „Her­aus­fil­tern irrele­van­ter Infor­ma­tio­nen“ getes­tet. Ergeb­nis: Muss­ten zwei Auf­ga­ben gleich­zei­tig erle­digt wer­den, arbei­te­ten Frauen und Män­ner lang­sa­mer und unge­nauer. Es war kein Unter­schied zwi­schen den Geschlech­tern fest­stell­bar.
APA/​PLOS ONE

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 17 /​10.09.2019