Standpunkt Thomas Szekeres: Politische Lichtblicke

25.11.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

Dr. Thomas Szekeres

© Stefan Seelig

Die Medizin macht kontinuierlich Fortschritte, vor allem in der Behandlung von chronischen Erkrankungen. Doch Vorsorge ist immer noch besser als Nachsorge. Daher ist es ein Lichtblick, dass die Gastronomie in Österreich seit diesem Monat endlich rauchfrei ist. Denn Rauchverbote führen nachweislich zu einer Reduktion der Lungenkrebserkrankungen.

Es bleibt allerdings noch vieles zu tun. Der Ressourcenmangel ist eines der größten Probleme unseres Gesundheitssystems. Uns fehlen österreichweit zusätzliche 1300 Kassenarztstellen, um die überlasteten Spitäler zu entlasten. Wir haben Versorgungslücken in der Kinder- und Jugendheilkunde und in der Allgemeinmedizin. Viele Ärztinnen und Ärzte erreichen in den nächsten Jahren das Pensionsalter. Wir haben zu wenig Pflegefachkräfte. Gleichzeitig wird die Medizin immer besser, wir werden immer älter. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Um die ausgezeichnete Gesundheitsversorgung in
Österreich beibehalten zu können, brauchen wir mehr Geld im Gesundheitssystem. Menschen, die jahrzehntelang Beiträge geleistet haben, müssen sich auch im Alter auf ein soziales Gesundheitssystem und qualitative Versorgung verlassen können.

Erst zuletzt wurde die prekäre Situation durch ein Zahlenspiel wieder verzerrt dargestellt. Denn laut der aktuellen OECD-Studie hat Österreich hinter Griechenland die höchste Ärztedichte pro Kopf in Europa. Allerdings sind die Zahlen der einzelnen Länder nicht miteinander vergleichbar. Die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung in Österreich werden mit eingerechnet, wohingegen andere Länder die Auszubildenden nicht melden. Ebenso müssten die Vollzeitäquivalente berechnet und nicht die absoluten Zahlen herangezogen werden. Laut einer unabhängigen Studie des deutschen IGES-Instituts, die genau diese Faktoren berücksichtigt, haben wir in Österreich eine Ärztedichte von 3,56 pro 1.000 Einwohner – und nicht 5,2 pro 1.000 Einwohner. Hinzu kommt, dass vier von zehn Absolventen nach dem Studienabschluss ins Ausland gehen. Die Landeshauptleute fordern von der zukünftigen Regierung, die Medizin-Studienplätze „deutlich zu erhöhen“. Dass das nicht die Lösung des Problems ist und wir nur für das Ausland Mediziner ausbilden würden, ist
klar. Doch eines zeigt diese Forderung: Die prekäre Situation in der Ärzteschaft wird von der Politik nun nicht mehr ignoriert. Sie sieht zumindest, dass Handlungsbedarf besteht.

a.o. Univ. Prof. Dr. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2019