Meine Überzeugung: E-Health kann Ärzte-unterstützend Vorteile bringen, Ärzte-ersetzend wäre sie ein unverantwortbarer Schritt Richtung Dehumanisierung in der Patientenbetreuung. Hier müssen wir Ärzte also steuern bzw. gegensteuern.
Das gilt im Großen wie im Kleinen. Auf österreichischer Ebene bedeutet das, die diversen von Regierungen und Sozialversicherungen geplanten e-Projekte so weiter zu entwickeln, dass sie sich für Patienten und Ärzte als zweifelsfrei nützlich erweisen. Bei einer Kurienklausur in Salzburg zum Thema e-Health – weitere werden folgen – kamen im September die Teilnehmer zum Ergebnis, dass der Nutzen der bestehenden bzw. vorbereiteten ELGA & Co-Projekte aus Ärztesicht bei jeweils maximal 10 Prozent liegt. So eine Schieflage kann nur entstehen, wenn politische Vorgaben ohne ausreichende Einbeziehung der Ärzteschaft von IT-Experten digitalisiert werden. Ich fordere also einmal mehr in aller Eindeutigkeit, dass wir solche Projekte von A bis Z begleiten müssen und bei Fehlentwicklungen ein Vetorecht haben. Digitalisierung und Vernetzung kann etwas Sinnvolles sein, wenn man es richtig macht. Hier ist die ärztliche Expertise alternativenlos.
Die Notwendigkeit gegenzusteuern gilt aber auch auf globaler Ebene. Heute drängen IT-Konzerne mit immensem Investment und Marketingbudget in den stetig wachsenden Gesundheitsmarkt. Wie konsequent sie dabei auf Landesebene vorgehen, kann man bei jeder einschlägigen Veranstaltung beobachten. Wir Ärzte müssen also sehr darauf achten, solche Entwicklungen im Rahmen unserer Möglichkeiten mitzusteuern, thematische Pflöcke einschlagen und rote Linien markieren. Sonst riskieren wir, dass Gesundheit völlig einem globalen Markt untergeordnet wird und wir unter die Räder solcher problematischen Entwicklungen kommen.
Wir haben deshalb, das kann ich Ihnen versprechen, das Thema e-Health ganz oben auf unserer standespolitischen Agenda.
Dr. Johannes Steinhart
Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2019