Stand­punkt Harald Mayer: Still­stand ver­hin­dern, Qua­li­tät verbessern

10.06.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Die jüngs­ten poli­ti­schen Ereig­nisse geben Anlass zur Sorge. Das öster­rei­chi­sche Gesund­heits­sys­tem kann es sich nicht leis­ten, im Still­stand zu ver­har­ren. Die gute Ver­sor­gungs­qua­li­tät ist in Gefahr. Der Ärz­te­man­gel erfor­dert rasche und lang­fris­tige poli­ti­sche Lösun­gen. Ärzt­li­che Res­sour­cen gezielt ein­zu­set­zen wird in die­sen Zei­ten immer wich­ti­ger, um eine wach­sende Arbeits­ver­dich­tung in den Spi­tä­lern zu stop­pen. Die Lösung für eine best­mög­li­che Pati­en­ten­ver­sor­gung sind nicht immer Ambu­lan­zen, die sowohl eine Kos­ten­stei­ge­rung als auch stei­gende Pati­en­ten­fälle ver­zeich­nen. Im Gegen­teil: Ambu­lan­zen und damit auch die Spi­tals­ärzte müs­sen end­lich ent­las­tet und haus­ärzt­li­che Bereit­schafts­dienste ver­bes­sert wer­den. Damit wer­den auch die War­te­zei­ten für Pati­en­ten ver­rin­gert. In den Ambu­lan­zen sol­len nur tat­säch­lich jene Pati­en­ten­fälle ver­sorgt wer­den, die im Kran­ken­an­stal­ten- und Kur­an­stal­ten­ge­setz (KA-KuG) beschrie­ben sind.

Hinzu kommt, dass die der­zei­tige Arbeits­ver­dich­tung im Spi­tal die Aus­bil­dung jun­ger Ärz­tin­nen und Ärzte erschwert. Die Zeit ist knapp und damit die Wei­ter­gabe von aus­bil­dungs­re­le­van­ten Inhal­ten in der medi­zi­ni­schen Pra­xis auf Top-Niveau in Gefahr. Die unschätz­bare Menge an Know-how und Erfah­rung droht durch die Pen­si­ons­welle weg­ge­spült zu wer­den. Eine qua­li­ta­tiv hohe Aus­bil­dung ist wich­tig und ist gesetz­lich gere­gelt – Stich­worte Aus­bil­dungs­plan und Aus­bil­dungs­ver­ant­wort­li­che – doch lie­gen bekannt­lich Wel­ten zwi­schen Theo­rie und Pra­xis. Es gibt Gründe dafür, dass fast 40 Pro­zent aller Medi­zin­ab­sol­ven­ten an den hei­mi­schen Uni­ver­si­tä­ten spä­ter nicht in Öster­reich tätig sind.

Wir wol­len wis­sen, wie es unse­ren Jung­ärz­tin­nen und Jung­ärz­ten in Öster­reich in der Aus­bil­dung tat­säch­lich ergeht. Wo es Pro­bleme gibt, was in der Aus­bil­dung ver­bes­sert wer­den kann, damit wir als Ärz­te­kam­mer Maß­nah­men set­zen kön­nen, um die Aus­bil­dungs­qua­li­tät zu ver­bes­sern. Des­halb rufen wir regel­mä­ßig zu Bewer­tung der Aus­bil­dungs­ein­rich­tun­gen auf. Wäh­rend die Basis­aus­bil­dung kon­ti­nu­ier­lich und die All­ge­mein­me­di­zin nach Abschluss einer Abtei­lung bewer­tet wer­den, erfolgt die Eva­lu­ie­rung der Fach­arzt­aus­bil­dung ein­mal jährlich.

Die nächste Eva­lu­ie­rungs­phase für Fach­ärzte in Aus­bil­dung läuft bis Ende Juni. Betei­li­gen Sie sich an der lau­fen­den Eva­lu­ie­rung, tei­len Sie Ihr Feed­back mit uns. Damit tra­gen Sie wesent­lich zur Qua­li­tät in der Arzt­aus­bil­dung bei. 

Dr. Harald Mayer
3. Vize-Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 11 /​10.06.2019