Standpunkt Harald Mayer: Endlich auf Nummer sicher gehen

10.04.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

© Gregor Zeitler

Auch wenn es – vor allem mit größer werdendem Erfahrungsschatz – manchmal nicht ganz so leicht fällt, sollte man sich seinen Optimismus bewahren. Beim Thema der neuen Gesundheitshotline 1450 etwa, die jetzt in einigen Bundesländern läuft, gibt es angeblich aus anderen Ländern ganz positive Entwicklungen. So wird oft ins Treffen geführt, dass bei vergleichbaren Modellen einer telefonischen Gesundheitsberatung eine große Anzahl der gemeldeten Beschwerden schon im Gespräch abgeklärt werden konnten, ohne dass die Patienten Notarzt oder Ambulanzen in Anspruch nehmen mussten. Daher besteht auch bei uns die Hoffnung, dass es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Telefonen schaffen, den Hausverstand der Anrufer zu mobilisieren und so eine Entlastung der Ambulanzen zu erreichen.

Aber das wird uns nicht davon abhalten, ganz genau hinzuschauen, wie sich der Zustrom zu den überfüllten Ambulanzen gestalten wird und bei Fehlentwicklungen umgehend aufzuschreien. Nicht nur, dass die Ambulanzen zusätzlich Frequenzerhöhungen nicht stemmen können, eine Verschiebung hausärztlicher Tätigkeiten in den Spitalsbereich wäre auch wirtschaftlich eine Entwicklung, die wir uns nicht leisten können.

Egal ob Tag oder Nacht, es muss eine Lösung für die Spitäler gefunden werden. Im Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz ist ganz klar geregelt, was die Aufgabe der Ambulanzen ist. Und das ist ganz bestimmt nicht, als Lückenbüßer zu fungieren, bei dem man die Konsequenzen aus Fehlentwicklungen einfach abladen kann.

Was man auf jeden Fall versäumt hat, ist die Chance, eine einheitliche Notrufnummer ins Leben zu rufen, deren Leistung für alle klar verständlich ist. Egal, ob das jetzt 1450, 141, 144 oder 0815 ist – wer medizinische Versorgung braucht, sollte darauf vertrauen können, dass es eine Ansprechstelle gibt, die ihm die für seine Situation optimale Lösung anbieten kann. Wieso sollte eine solche Nummer zum Beispiel nicht gleich auch zur Vergiftungszentrale weiterleiten können? In Niederösterreich gab es schon Versuche, 1450 mit den Notrufnummern 141 und 144 zu verknüpfen. Das zeigt aber auch wieder nur, mit welchem Fleckerlteppich wir es zu tun haben, bei dem schon fast jedes Seitental seine eigene Hotline braucht.

Vergessen wir dieses Schrebergartendenken – eine Nummer, mit der man auf Nummer sicher geht, wäre der richtige Weg für die Zukunft.

Dr. Harald Mayer
3. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2019