Psychosomatische Medizin: Neuer Ansatz vervollständigt das Bild

25.05.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK


Die neue Spezialisierung in psychosomatischer Medizin bedeutet einen großen Schritt für die Verankerung dieser patientenzentrierten High-End-Medizin. Die Einsatzmöglichkeiten sind riesig: Über 500.000 Menschen in Österreich könnten von einer psychosomatischen Behandlung profitieren.

Sascha Bunda

Mit der Einführung der neuen fachspezifischen Spezialisierung in psychosomatischer Medizin hat die Österreichische Ärztekammer eine Entwicklung, die schon seit vielen Jahren andauert, erkannt und entsprechende Maßnahmen in die Tat umgesetzt“, begrüßt Karl Forstner, Präsident der Salzburger Ärztekammer und Leiter des ÖÄK-Referates für Psychosoziale, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin die Neuerung. „Ärzte sehen sich in allen medizinischen Fächern mit komplexen biopsychosozialen oder psychosomatischen Problemstellungen gegenüber. Mit dieser zusätzlichen Verankerung der Psychosomatischen Medizin als ärztliche Weiterbildungsoption wird dieser multidisziplinäre Ansatz eine andere Sichtweise auf Krankheitsbilder unterstützen“, sagt Forstner. Die Naturwissenschaft werde weiterhin die Basis bilden, doch solle nun ein neuer Ansatz das Bild vervollständigen. Es liege nun an der psychosomatischen „Community“, die Rahmenbedingungen mit Leben zu erfüllen.

„Neue Dimension erreicht“

„Mit der Innovation der Einführung dieser Spezialisierung haben wir eine neue Dimension erreicht“, zeigt sich Priv. Doz. Christian Fazekas, Co-Referent im ÖÄK-Referat für Psychosoziale, Psychosomatische und Psychotherapeutische Medizin und Präsident der ÖGPPM erfreut. „Dadurch, dass die psychosomatische Medizin keine Fortbildung mehr ist, sondern in die Ausbildung integriert wird, haben wir einen großen Schritt hin zur Verankerung dieser patientenzentrierten High-End-Medizin getan. High-End deshalb, weil durch diese umfassende Zugangsweise ein Modell geschaffen wird, in dem hohe Fachexpertise und zusätzliche psychosoziale Aspekte miteinander kombiniert werden.“

Der Bedarf und die Einsatzmöglichkeiten für psychosomatische Medizin sind riesig, schildert Fazekas. Über 500.000 Menschen in Österreich könnten von einer psychosomatischen Behandlung profitieren, schließlich leiden etwa sieben von zehn Frauen und sechs von zehn Männern an zumindest einer chronischen Krankheit.

„Studien zufolge benötigen wir in Österreich 1.500 zusätzliche Ärzte, die in psychosomatischer Medizin firm sind. Es liegt nun an den Trägern, die notwendigen Stätten einzurichten. So lassen sich durch psychosomatische Medizin nicht nur die Behandlung verbessern, sondern auch die Berufszufriedenheit der Ärzte steigern“, sagt Fazekas. Sechs Anträge auf Einrichtung von Spezialisierungsstätten seien von einzelnen Trägern bereits eingebracht worden.

Auswirkungen in der Praxis

Evelyn Kunschitz, Oberärztin an der Kardiologischen Abteilung im Hanusch-Krankenhaus und Leiterin des Schwerpunktes Psychokardiologie verdeutlicht die Auswirkungen in der Praxis: „Der Bereich Psychokardiologie eignet sich sehr gut, um nachvollziehbar zu machen, wie es im stationären als auch im ambulanten Bereich konkret möglich ist, körperlich orientierte Medizin so zu betreiben, dass auch psychische und soziale, aber auch kulturelle Aspekte gezielt in die Behandlung einbezogen werden können“, sagt sie. „Psychosomatische Medizin, klinische Psychologie und Psychotherapie verstehen wir als wichtige Ergänzung der biomedizinischen Hochleistungsmedizin im Krankenhaus“, beschreibt Kunschitz das Einsatzgebiet.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2019