Interview Peter Lehner: „Zusammenarbeit mit Ärzten auf nächste Stufe heben“

25.09.2019 | Aktuelles aus der ÖÄK

Peter Lehner, Vorsitzender des SVS-Überleitungsausschusses, spricht im Interview über seine neue Aufgabe und darüber, was sich durch die Fusion von SVA und SVB ändern wird.
Sascha Bunda

Was sind Ihre Pläne für die neue Funktion? Wir legen gerade die Basis für eine noch modernere, serviceorientiertere Sozialversicherung der Selbständigen – nach dem Leitsatz „Ein gesundes Land braucht gesunde Selbständige – und jemanden, der sich ihrer Gesundheit verschrieben hat.“ Wir schaffen für unsere 1,2 Millionen Versicherten einen kundenfreundlichen One-Stop-Shop: Mit der Gesundheits-, der Pensions- und Pflege- und nun auch der Unfallversicherung für alle Selbständigen aus einer Hand wird die SVS von der Geburt bis zum hohen Alter für ihre Kunden da sein. Die 360°-Sicht auf unsere Versicherten werden wir stark zu ihrem Nutzen verwenden und noch besser auf berufsständische Bedürfnisse eingehen können. Mein Ziel ist es, die Vorteile der Strukturreform für die SVS Realität werden zu lassen und die Synergien optimal zu heben. Mit der SVS erhalten alle Kunden soziale Sicherheit aus einer Hand, ein Plus an Gesundheits- und Vorsorge-Leistungen, ein noch umfangreicheres Beratungsangebot und noch mehr digitale Services. Ein wichtiger Schritt dazu waren die Einigungen zum SVS-Ärzte-Gesamtvertrag: Hier haben wir stark in Gesundheits-Leistungen investiert, die den Kunden sofort ab 01.01.2020 zugutekommen. Auch möchten wir die Zusammenarbeit mit den Ärzten auf eine nächste Stufe heben.

Sie kommen ja ursprünglich aus dem Wirtschaftsbereich. Wie bereiten Sie sich darauf vor, die Interessen der Landwirte zu vertreten? Der SVS-Überleitungsausschuss ist ein gemischtes Gremium aus Vertretern der Land- und Wirtschaftskammern; damit gibt es im Sinne unserer Kunden sehr viel Know-how aus beiden Bereichen in der SVS-Selbstverwaltung. Ich freue mich hier sehr über den guten Austausch. Mein Stellvertreter, Ökonomierat Ludwig Schurm, ist ein überaus erfahrener Sozialversicherungsvertreter aus dem Bereich der Landwirtschaft und wir sind vom Start weg ein sehr gutes und abgestimmtes Team.

Welche Einsparungspotentiale und welche Synergieeffekte orten Sie bei der Zusammenlegung der beiden Kassen? Im Bereich Personal wird es Einsparungen geben, durch Nichtnachbesetzungen bzw. einen natürlichen Abgang sowie schlankere Verwaltungskörper, d.h. weniger Gremien. Außerdem werden wir Einsparungen durch gemeinsame IT-Systeme und Digitalisierungsmaßnahmen, durch Prozess-Optimierungen, durch den Ausbau von Shared Service Centern und einen gemeinsamen Einkauf erreichen. Viel wesentlicher, weil zum direkten Vorteil der SVS-Kunden, ist aber die Verlagerung von Verwaltungs- zu Service- und Beratungstätigkeiten. Wir arbeiten unter Nutzung der Chancen der Digitalisierung mit hoher Energie daran, Verwaltungsschritte zu automatisieren und dadurch freiwerdende Kräfte im weiter ausgebauten Kundenservice und der Beratung einzusetzen. Das stärkt die soziale Sicherheit der Selbständigen und kommt der Gesundheit jedes einzelnen Versicherten zugute.

Welche Nachteile fürchten Sie durch die Fusion? Wir sind von den vielen Vorteilen der Fusion überzeugt. Im Sinne unserer Kunden bauen wir gerade einen noch kundenorientierteren und effizienteren Träger auf. Der vom Gesetzgeber vorgegebene Zeitplan ist zwar sportlich ambitioniert – aber wir sind bei der Fusion trotzdem auf einem guten Weg. Es ist eine intensive Zeit für die Mitarbeiter – aber auch das werden wir schaffen.

Was wird sich für Ärzte bei der (e-Card-)Abrechnung konkret ändern? Bei der Vertragspartner-Abrechnung für Ärzte ändert sich, dass sie für die bisherigen SVB-Kunden ab 2020 nicht mehr wie bisher als § 2-Kasse über die Gebietskrankenkassen abgewickelt wird, sondern durch die SVS. Technisch bleibt dabei jedoch alles gleich. Gleich bleibt auch die Kundenwahl bei mehrfacher Krankenversicherung. Mit dem neuen Gesamtvertrag zwischen Ärzten und SVS wird die Honorarordnung geändert: Hier investieren wir in eine noch bessere Versorgung zum Vorteil der SVS-Kunden, und damit auch zum Vorteil der ärztlichen Vertragspartner.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2019